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          < Hydrocortison >

Hydrocortison

 

Wirkmechanismus

Glucocorticoid: Bindung an intrazelluläre Rezeptoren, die im Zellkern die Genexpression verändern; darüber z. B. vermehrte Biosynthese antiinflammatorischer Proteine

Anwendung

Entzündliche Hauterkrankungen

Die Haut ist das größte Organ des Körpers. Sie übernimmt wichtige Funktionen als Schutz, zur Temperaturregulation und als Sinnesorgan des Organismus. Man unterteilt die Haut in die Epidermis (Oberhaut) und das Korium (Dermis, Lederhaut). Die Epidermis besteht überwiegend aus den Keratinozyten, die sich in einem Zeitraum von etwa 4 Wochen von der Basalschicht (stratum basale) bis zur Hornschicht (stratum corneum) ausdifferenzieren.

Als Hauterkrankungen oder Dermatosen bezeichnet man Erkrankungen der Haut und ihrer Anhangsorgane (Haare, Nägel, Talgdrüsen, Schweißdrüsen). Bei verschiedenen Ursachen wie Immunreaktionen/Allergien, Autoimmunreaktionen oder Infektionen kommt es zu einer entzündlichen Reaktion der Haut, die durch klinisch sichtbare Veränderungen, den Efforeszenzen, sichtbar wird. Man unterscheidet Primäreffloreszenzen, wie z. B. Rötung oder Bläschen, die auf gesunder Haut entstehen, von Sekundäreffloreszenzen, wie Schuppung oder Krusten, die sich auf bereits veränderter Haut entwickeln und damit eine chronisch entzündliche Hauterkrankung anzeigen.

Bei den häufigen Hauterkrankungen wie Psoriasis, Kontaktdermatitis, atopischer Dermatitis oder Akne  wird diese entzündliche Komponente mit entzündungshemmenden Glucocorticoiden behandelt. Je stärker die Entzündung, desto stärker muss das Glucocorticoid gewählt werden. Sofern die Ursache der Entzündung bekannt ist, wird darüber hinaus mit Antiinfektiva, Immunsuppressiva oder Antiallergika behandelt. Zum Einsatz kommen auch symptomatisch wirkende Arzneistoffe bei Schmerzen oder Juckreiz. Weiterhin muss bei der Behandlung an die Hautpflege und –regeneration gedacht werden.

Allergische Hauterkrankungen

Bei allergischen Hautentzündungen, die mit topischen Glucocorticoiden behandelt werden, geht es um lokal begrenzte allergische Reaktionen an der Haut. Hierzu gehören die Sonnenallergie, Insektenstiche sowie allergisch bedingte Kontaktdermatitiden. Andere allergisch bedingte Hautentzündungen, wie Urtikaria oder das Angioödem, müssen systemisch behandelt werden.

Glucocorticoide unterdrücken lokal die Immunreaktion und wirken antientzündlich. Im Vordergrund muss, wenn möglich, die Allergenbeseitigung stehen (Sonne meiden, Insektenschutz,…).

Hauterkrankungen, bei denen schwach wirksame Corticoide angezeigt sind

Diese Indikation soll die Anwendung auf Erkrankungen einschränken, die mit der entsprechenden Stärke des Glucocorticoids behandelt werden. Hierdurch wird verhindert, dass schwere Hauterkrankungen mit schwachen Glucocorticoiden therapiert werden und umgekehrt. Z. B. werden bei akuten Ekzemen Glucocorticoide der Klasse II und III, eine Psoriasis hingegen mit Glucocorticoiden der Klasse III und IV behandelt:

Klasse I (schwach):
Hydrocortison, Prednisolon
Klasse II (mittelstark):
Dexamethason, Flupredniden, Hydrocortisonbutyrat, Triamcinolon
Klasse III (stark):
Betamethason, Metylprednisolonaceponat, Mometason, Prednicarbat
Klasse IV (sehr stark):
Clobetasol

Als weitere Einteilung von Glucocorticoiden gibt es den sog. Therapeutischen Index. Er gibt das Verhältnis von Wirkungen und Nebenwirkungen (= Nutzen/Risiko-Relation) eines Glucocorticoids an und stellt den Patienten zur Verbesserung der Compliance mehr in den Mittelpunkt:
Hydrocortison, Betamethason, Triamcinolonacetonid und Clobetasol haben ein annähernd gleiches Verhältnis von Nutzen und Risiko. Prednicarbat, Methylprednisolonaceponat und Mometason hingegen haben beispielsweise ein besonders günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis (Therapeutischer Index >2).

Juckende Hauterkrankungen

Hierbei handelt es sich um kein ausreichend umschriebenes Krankheitsbild. Juckreiz (Pruritus) ist ein Symptom unterschiedlichster Hauterkrankungen, wie Dermatitiden, Allergien (Sonne, Insekten), Psoriasis oder Dermatomykosen.

Der Einsatz von topischen Glucocorticoiden richtet sich daher vorwiegend gegen die jeweilige Entzündung als Ursache des Juckreizes. Ein direkt juckreizstillender Effekt topischer Glucocorticoide kommt hinzu.

Dosierung

Akut:
1-3 x täglich dermal

Chronisch:
bis 1 x täglich dermal

Patientenhinweis

Bei sichtbarer Besserung der Beschwerden sollte die Applikation auf 1 x täglich begrenzt werden.
Das Arzneimittel sollte nicht länger als 4 Wochen angewendet werden.
Keine Anwendung auf offenen Wunden.
Nicht in die Augen bringen.

Nebenwirkungen

  Systemische Glucocorticoidwirkung

Bei länger andauernder oder großflächiger Anwendung können systemische Glucorticoidwirkungen wie die Suppression des Hypothalamus-Hypophysenvorderlappen-Nebennierenrinden-Regelkreises oder Morbus Cushing auftreten. Eine vermehrte systemische Wirkung ist auch unter Okklusivbedingungen zu erwarten.

  Hautatrophie

  Teleangiektasie

  Striae

  Steroidakne

  Periorale Dermatitis

  Hypertrichose

Kontraindikationen

Spezifische Hauterkrankungen

Virusinfektionen

Bei viralen Haut- sowie systemischen Infektionen sollten Glucocorticoide aufgrund ihrer immunsuppressiven Wirkung nicht eingesetzt werden.

Mykosen

Bei mykotischen Haut- sowie systemischen Infektionen sollten Glucocorticoide aufgrund ihrer immunsuppressiven Wirkung nicht eingesetzt werden.

Acne vulgaris

Steriodakne

Periorale Dermatitis

Rosacea

Vakzinationsreaktionen

Schwangerschaft und Stillzeit

Die Substanz ist bei großflächiger Anwendung im 1. Trimenon der Schwangerschaft kontraindiziert, im 2. und 3. Trimenon sollte sie erst nach strenger Indikationsstellung angewendet werden, da keine ausreichenden Daten zur Anwendung beim Menschen vorliegen.  
In Tierversuchen haben sich embryotoxische/teratogene Wirkungen gezeigt.

Die Substanz geht in die Muttermilch über. Eine Schädigung des Säuglings wurde bisher nicht beobachtet.
Der Säugling sollte nicht mit behandelten Hautflächen in Berührung kommen.

Wechselwirkungen

Strukturformel

Strukturformel

Kommentar

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Wirkmechanismus

Das natürliche Hormon Hydrocortison gehört zur Gruppe der Glucocorticoide, welche in der Nebennierenrinde gebildet werden. Der Wirkstoff bindet an cytosolische Rezeptoren, wodurch ein Hormon-Rezeptor-Komplex entsteht. Cytosolische Glucocorticoid-Rezeptoren finden sich in nahezu allen Geweben. Zwei aktivierte Glucocorticoid-Rezeptoren (GR) gelangen als Homodimer in den Zellkern. Die Wirkung wird im Wesentlichen über 2 Mechanismen vermittelt:
  • Bei der Transaktivierung beeinflusst der aktivierte Glucocorticoid-Rezeptor durch Bindung an sogenannte glucocorticoid-response-elements (GRE) in der Promotor-Region von Genen direkt als Transkriptionsfaktor die Expression von Genen wie z. B. des Phospholipase-A2-Hemmproteins Lipocortin und wirkt dadurch antiinflammatorisch.
  • Bei der Transrepression werden antiinflammatorische und immunsuppressive Effekte durch eine Hemmung von Zielgenen wie z. B. die Hemmung der Synthese von Interleukinen (IL1, IL-5 und IL-6), weiteren Zytokinen wie z. B. TNF-alpha, Enzymen wie z. B. Phospholipase A2 und Cyclooxygenase 2 sowie Leukotrienen aus Leukozyten erreicht. Diese Hemmung von Zielgenen wird -vereinfacht ausgedrückt- durch eine Hemmung der Transkriptionsfaktoren NFκB (gesprochen „en-ef-kappa-be“, NF = „nuclear factor“) und AP-1 (AP = „activating poteine“) erreicht. Der genaue Mechanismus ist viel komplexer und sei hier nur kurz angedeutet: Normalerweise aktivieren z. B. bei entzündlichen Prozessen von der Zelle aufgenommene Zytokine den Transkriptionsfaktor NFκB, der in den Zellkern wandert und dort dann die Genexpression verändert. Dadurch werden zelluläre Signalwege der Immunantwort, Zellproliferation und Zelltod beeinflusst.  Durch Glucocorticoide aktivierte Glucocorticoid-Rezeptoren führen im Zellkern allerdings zur Bildung von IκB, einem Inhibitor von NFκB. Bei Bindung von IκB an NFκB über die eigentliche Bindungsstelle der Zytokine kann NFκB nicht mehr in den Zellkern gelangen, die veränderte Genexpression unterbleibt.

Hydrocortison gehört zu den schwach wirksamen Glucocorticoiden (Gruppe I) und wirkt gleichermaßen sowohl mineral- als auch glucocorticoid. Neben seiner topischen Anwendung ist es daher das Hormon, das systemisch bei einer Nebenniereninsuffizienz (= Morbus Addison) gegeben wird.
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Patientenhinweis

Bei der Anwendung im Bereich der Augen, im Genital- und Analbereich sowie in der Umgebung von Hautulcera sollte die Anwendung mit besonderer Vorsicht erfolgen. Bei älteren Menschen sowie bei Kindern sollte berücksichtigt werden, dass die Barriereleistung der Haut herabgesetzt ist. Bei letzteren ist zusätzlich die Körperoberfläche im Verhältnis zum Körpergewicht erhöht. Eine Anwendung auf offenen Wunden ist auf jeden Fall zu vermeiden. Bei sachgemäßer Anwendung sind keine systemischen Wirkungen zu erwarten.
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Dosierung

Bei dermaler Anwendung sind Konzentrationen zwischen 0,25 % und 1 % üblich. Das Arzneimittel sollte dünn aufgetragen werden. Die Anwendung sollte je nach gewählter Konzentration eine Dauer von 2-4 Wochen nicht überschreiten; ebenso sollte wegen möglicher systemischer Nebenwirkungen das Arzneimittel je nach gewählter Konzentration nicht auf mehr als 10-20 % der Körperoberfläche aufgetragen werden.

Das Arzneimittel ist auch für Intervall- und Tandemtherapien geeignet.

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Die Wirkstoffprofile gibt es auch zum Download.

Vorteile: Offline verfügbar, Lerntools, Fortbildungen u.v.m.

Mehr erfahren Sie auf www.wirkstoffprofile.de.

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