Unter besonderen Umständen ist Metoclopramid auch zur Prophylaxe von Übelkeit und Erbrechen zugelassen. Die Fachinformation nennt in diesem Zusammenhang:
- Prophylaxe nach Operationen (=PONV: postoperative nausea and vomiting)
- Prophylaxe bei Strahlentherapie (= RINV: radiotherapy-induced nausea and vomiting)
- Prophylaxe von nach Chemotherapie verzögert auftretendem Erbrechen (= CINV: chemotherapy-induced nausea and vomiting)
Dabei ist zu beachten, dass für Kinder nur eine Prophylaxe nach Operationen und bei Chemotherapie zugelassen ist. Weiterhin unterscheiden sich die Indikationen je nach Arzneiform (Injektion, Tabletten, Kapsel, Zäpfchen). Daher muss in diesem Zusammenhang auf die jeweiligen Fachinformationen verwiesen werden.
Prophylaxe nach Operationen
Übelkeit und Erbrechen nach Operationen ist ein besonders häufiges Phänomen. Jeder dritte Patient ist davon betroffen. Neben den postoperativen Schmerzen gehören sie damit zu den wichtigsten postoperativen Nebenwirkungen. Die genaue Ursache des postoperativen Erbrechens, bei dem schließlich das Brechzentrum über Chemorezeptoren durch Histamin und Serotonin gereizt wird, ist unklar. Dennoch konnte man entsprechende Risikofaktoren ausfindig machen, die die Entscheidung zu einer Prophylaxe beeinflussen. Weibliches Geschlecht, Nichtraucherstatus, junges Alter, bekannte Reiseübelkeit und die voraussichtliche postoperative Gabe von Opioiden erhöhen jeweils dieses Risiko. Daher werden diese nicht beeinflussbaren Faktoren in einem Risiko-score erfasst. Andere Risikofaktoren wie der Einsatz von Inhalationsnarkotika (z. B. Lachgas) oder eine lange Operationsdauer können u. U. modifiziert werden. Die postoperative Übelkeit ist in der Regel selbstlimitierend und schwere Komplikationen wie Rupturen der Speiseröhre, Aspiration (Einatmen von Erbrochenem) oder Pneumothorax (Luft im Pleuraspalt mit eventuellem Lungenkollaps) sind selten. Das starke subjektive Krankheitsgefühl bei Übelkeit und Erbrechen und die eventuell deutlich höheren postoperativen Mehrkosten müssen bei der Beurteilung des Risiko-scores berücksichtigt werden.
Für die Prophylaxe stehen neben Metoclopramid auch Dexamethason, 5-HT3-Antagonisten wie Ondansetron und das Neuroleptikum Droperidol zur Verfügung.
Prophylaxe bei Strahlentherapie
Strahleninduzierte Übelkeit mit Erbrechen kommt bei 50-80 % der behandelten Patienten vor. Die Behandlung kann sich über einen Zeitraum von 6-8 Wochen aufgeteilt in bis zu 40 Therapiesitzungen erstrecken. Dabei kann es zu Komplikationen wie Elektrolytverschiebungen, Dehydrierung, Wundheilungsstörungen oder zu einer Aspirationspneumonie (Infektion der Lunge durch das Verschlucken von Erbrochenem) kommen. Eine wiederholt auftretende zum Erbrechen führende Übelkeit beeinflusst ganz erheblich die Lebensqualität des Patienten auf sozialer, emotionaler und kognitiver Ebene. Schlimmstenfalls weigert sich der Patient, die Therapie fortzusetzen. Auch für das strahleninduzierte Erbrechen hat man Risikofaktoren ausfindig gemacht. Zum einen gibt es therapiebezogene Faktoren wie Ort der Bestrahlung, Einzeldosis, Gesamtdosis, Intervall, bestrahlter Bereich und Strahlungsart. Zum anderen gibt es patientenbezogene Risikofaktoren wie Geschlecht, Alter, Allgemeinzustand, psychische Verfassung, Tumorstadium und begleitende Chemotherapie. Zur Beurteilung des emetogenen Risikos haben Radiologen Richtlinien aufgestellt, in denen diese Faktoren beurteilt werden. Danach teilt man das Risiko in die vier Klassen hoch, moderat, niedrig und minimal ein und beginnt gegebenenfalls eine möglichst adäquate Prophylaxe von Übelkeit und Erbrechen für den Patienten.
Metoclopramid ist für die Prophylaxe von strahleninduzierter Übelkeit mit Erbrechen zugelassen. Jedoch ist es heutzutage eher nur noch eine Sekundäroption, weil wirksamere Arzneistoffe zur Verfügung stehen. Die wichtigste Gruppe sind die 5-HT3-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Ondansetron). Diese können noch mit Dexamethason und Neurokinin-1-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Aprepitant) kombiniert werden. Beim sog. „antizipatorischem“ Erbrechen, bei dem es zu Erbrechen aufgrund der zu erwartenden, bereits bekannten Therapie kommt, kann die anxiolytische und sedierende Wirkung von Benzodiazepinen wie z. B. Lorazepam ausgenutzt werden.
Prophylaxe bei Chemotherapie
Die Chemotherapie erstreckt sich über Wochen bis Monate, unterteilt in mehrere Therapiezyklen. Eine durch die Chemotherapie bedingte Übelkeit mit Erbrechen (=CINV) kommt bei 70-80 % der behandelten Patienten vor. Bei hoch-emetogenen Therapieschemata ist fast jeder betroffen. Dabei kann es zu Komplikationen wie Elektrolytverschiebungen, Dehydrierung, Wundheilungsstörungen oder zu einer Aspirationspneumonie (Infektion der Lunge durch das Verschlucken von Erbrochenem) kommen. Eine wiederholt auftretende zum Erbrechen führende Übelkeit beeinflusst ganz erheblich die Lebensqualität des Patienten auf sozialer, emotionaler und kognitiver Ebene. Schlimmstenfalls weigert sich der Patient, die Therapie fortzusetzen. Bei der CINV wird zwischen dem akuten, verzögerten und antizipatorischem Erbrechen unterschieden. Akutes Erbrechen tritt definitionsgemäß innerhalb der ersten 24 Stunden nach Gabe des Zytostatikums auf, verzögertes Erbrechen dagegen erst nach 48 bis 72 Stunden. Das antizipatorische Erbrechen beschreibt das Auftreten dieser Symptome aufgrund schlechter Erfahrungen in vorangegangenen Therapiezyklen. Es wird bereits vor der Gabe des Zytostatikums ausgelöst, weil z. B. das Betreten der Station oder der typische, damit assoziierte Geruch bereits schon ausreicht. Auch bei der CINV sind Risikofaktoren bekannt. Zum einen haben die Arzneistoffe ein emetogenes Potential, das in die vier Klassen hoch, moderat, gering und minimal eingeteilt wird. Dabei hat z. B. Cisplatin ein sehr hohes emetogenes Potential, Methotrexat p. o. ein minimales. Zur jeweiligen Beurteilung eines bestimmten Arzneistoffs sei auf entsprechende Tabellen verwiesen. Patientenspezifische Risikofaktoren betreffen das Geschlecht, Alter, bekannte Schwangerschaftsübelkeit, bekannte Reiseübelkeit, Alkoholkonsum, Nikotinkonsum und die psychische Verfassung. Dabei haben Frauen, junge Patienten, Nichttrinker, Nichtraucher und labile, depressive Patienten jeweils ein höheres Risiko.
Metoclopramid ist für die Prophylaxe von der durch eine Chemotherapie bedingten Übelkeit mit Erbrechen zugelassen. Jedoch ist es heutzutage eher nur noch eine Sekundäroption, weil wirksamere Arzneistoffe zur Verfügung stehen. Die wichtigste Gruppe sind die 5-HT3-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Ondansetron). Diese können noch mit Dexamethason und Neurokinin-1-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Aprepitant) kombiniert werden. Beim sog. „antizipatorischem“ Erbrechen, bei dem es zu Erbrechen aufgrund der zu erwartenden, bereits bekannten Therapie kommt, kann die anxiolytische und sedierende Wirkung von Benzodiazepinen wie z. B. Lorazepam ausgenutzt werden.