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          < Bevacizumab >

Bevacizumab

  

Wirkmechanismus

Zytostatikum aus der Klasse der Angiogenesehemmer:
Monoklonaler Antikörper gegen den Gefäßwachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor)

Anwendung

Metastasierendes Kolorektalkarzinom

In Kombination mit einer Chemotherapie auf Fluoropyridin-Basis wird Bevacizumab zur Behandlung des metastasierenden Kolon- und Rektalkarzinom angewendet.

Das Kolonkarzinom und das Rektumkarzinom werden in der Onkologie häufig als kolorektales Karzinom zusammengefasst. Es handelt sich hierbei um Karzinome des Dickdarms, welche am häufigsten im linken, absteigenden Anteil des Dickdarms (genauer Sigma) auftreten. Die Tumoren entstehen meist aus zunächst gutartigen Adenomen (Polypen), welche mit zunehmender Zeit entdifferenzieren und somit malignen Charakter bekommen. Die Ursachen hierfür liegen zum einen an den langen Passagezeiten für die Nahrung und damit auch der darin enthaltenden Noxen im Dickdarm und zum anderen an spezifischen Mutationen. Die Symptomatik des Kolorektalkarzinoms ist wie bei vielen anderen Tumorerkrankungen zunächst recht unspezifisch (Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust etc.). Bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung kann es dann jedoch zu charakteristischen Problemen im Verdauungstrakt kommen, wie Obstipation, Bleistiftstuhl und/oder Darmverschluss. Dickdarmkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten überhaupt mit ca. 40 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Aufgrund dieser Tatsache und der, dass eine frühzeitige Erkennung pathologischer Veränderungen im Darm gut therapierbar sind, werden ab dem 56. Lebensjahr Vorsorgeuntersuchungen in Form von Darmspiegelungen von den Krankenkassen bezahlt. Bei familiären Häufungen oder konkreten Verdachtsfällen (Blutbeimengungen im Stuhl etc.) sollte eine Koloskopie frühzeitig erfolgen.

Die Therapie des Kolorektalkarzinoms beinhaltet als oberstes Ziel die chirurgische Tumorentfernung in Kombination mit Chemotherapie und/oder Strahlentherapie. Je nach Lage des Tumors wird die komplette betroffene Hälfte des Dickdarms entfernt (Hemikolektomie). Je nach Lage des Tumors kommt es zu unterschiedlichen Metastasierungsorten. Bei Rektum-nahen Tumoren findet eine hämatogene Metastasierung über die Vena cava Richtung Lunge, bei höherliegenden Karzinomen über die Pfortader Richtung Leber statt.

Metastasierendes Mammakarzinom

Zur Behandlung des metastasierenden Mammakarzinoms wird Bevacizumab als First-Line Therapie in Kombination mit Paclitaxel angewendet. Außerdem wird die Kombination mit Capecitabin verwendet, wenn andere Chemotherapieoptionen einschließlich Taxanen und Anthracyclinen nicht geeignet sind.

Das Mammakarzinom ist der häufigste maligne Tumor der Frau mit etwa 25 % aller Tumorfälle und ca. 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr. In der Regel ist nur eine Brust der Frau betroffen, wobei sich mehr als 50 % der Tumoren im äußeren oberen Quadranten der Brust antreffen lassen. 20 % entfallen auf Tumoren im Bereich der Brustwarze und die restlichen 3 Quadranten sind zu je 10 % betroffen. Auf struktureller Ebene überwiegt das duktal-invasive Karzinom. Der Tumor geht also von den Milchgängen aus. Die Ursachen für den Brustkrebs sind recht unterschiedlich. So gibt es bestimmte Mutationen des BRCA1- und 2 Gens, aber auch hormonelle Einflüsse können eine Ursache sein. Wegen der ungünstigen Prognose (frühzeitige lymphogene und hämatogene Metastasierung) bei der Entdeckung durch die Frau (in der Regel Zufallsbefunde) ist beim Mammakarzinom die Früherkennung sehr wichtig. Daher sollten Frauen regelmäßig Tastuntersuchungen der Brust durchführen, oder durchführen lassen. Ein regelmäßiges röntgenologisches Untersuchen der Brust wird in Screeninguntersuchungen bei Frauen ab dem 50. Lebensjahr durchgeführt. Umgehend einen Arzt aufsuchen sollten Frauen, welche Knoten in der Brust ertasten, die Einziehungen in der Haut oder der Brustwarze haben, sowie Frauen, welche Veränderungen an der Haut feststellen.

Die Therapie des Mammakarzinoms beinhaltet die chirurgische Entfernung des Tumorgewebes (mit oder ohne Erhalt der Brust), Bestrahlung, Polychemotherapie sowie Hormontherapie.

Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom

Die Kombination mit einer platinhaltigen Chemotherapie ist indiziert, bei Patienten mit inoperablem fortgeschrittenem, metastasiertem nichtkleinzelligen Lungenkarzinom, außer bei vorwiegender Plattenepithel-Histologie.

Das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC; non-small cell lung cancer) macht ca. 80 % aller bösartigen Tumoren der Lungen aus und hat seinen Ursprung zu 50-60 % im Epithelgewebe und zu 25 % im Drüsengewebe. Den Rest der NSCLC machen großzellige Karzinome aus.
Im Gegensatz zum kleinzelligen Bronchialkarzinom besteht der vorrangige therapeutische Ansatz in der chirurgischen Entfernung des Primärtumors. Erst wenn eine bestimmte Klassifikationsstufe (ab Stadium IIa) überschritten wurde, oder es zu einem Rezidiv gekommen ist, wird eine Chemotherapie in das Behandlungskonzept eingebunden. Dabei sind Platin-haltige Chemotherapeutika Basiselemente einer in der Regel genutzten Polychemotherapie.

Kombinationspartner einer solchen Chemotherapie sind:
  • Docetaxel
  • Pemetrexed
  • Vinorelbin
  • Gemcitabin
  • Paclitaxel

Es kommen in den letzten Jahren zusätzlich vermehrt monoklonale Antikörper zum Einsatz, welche z .B. die Angiogenese oder Wachstumsfaktorrezeptoren im Tumor blockieren.

Fortgeschrittenes und/oder metastasierendes Nierenzellkarzinom

Beim Lungenkarzinom handelt es sich derzeit in Deutschland um das zweithäufigste Karzinom beim Mann und das dritthäufigste bei der Frau. 2018 erkrankten 35.290 Männer und 21930 Frauen an Lungenkrebs. Damit fallen etwa 11-12 % aller neuen Krebsdiagnosen auf diese Krebsart. Bei Männern handelt es sich um die mit Abstand häufigste Krebstodesursache, bei Frauen die zweithäufigste. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei Männern bei 17 % und bei Frauen bei 22 %.
Es gibt viele Risikofaktoren, wobei Rauchen und Passivrauchen (85 % der Fälle), Ernährung, Radon und ionisierende Strahlung sowie partikuläre Luftverschmutzung und Dieselmotorenemissionen wissenschaftlich nachgewiesen sind. Bei anderen beruflichen Risikofaktoren (z. B. Asbest, Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Chromate, Arsen, Nickel, Dichlordimethylether, u. v. m.), die für 9-15 % der Fälle verantwortlich gemacht werden, gilt der Zusammenhang als gesichert. Da die Latenzzeit bei 30 bis 40 Jahren liegt, wird eine berufliche Anamnese empfohlen.

NSCLC
Das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC; non-small cell lung cancer) macht ca. 80 % aller bösartigen Tumoren der Lungen aus und hat seinen Ursprung zu ca. 54 % im Drüsengewebe (Adenokarzinome) und zu etwa 28 % im Epithelgewebe (Plattenepithekkarzinome). Den Rest der NSCLC machen großzellige oder undifferenzierte Karzinome aus (etwa 6 %) und etwa 15 % fallen auf die kleinzelligen Bronchialkarzinome (siehe unten).
Die primäre Prävention besteht darin Maßnahmen zu ergreifen, die das Auftreten der Erkrankung verhindern, also Expositionsvermeidung mit auslösenden Substanzen. Die Sekundärprävention besteht in der Früherkennung, während sich die Tertiärprävention damit beschäftigt negative Auswirkungen zu reduzieren (Supportiv- und Palliativmedizin).
Die Therapie ist vielfältig und je nach Allgemeinzustand, Stadium und Operabilität unterschiedlich. Generell kommen Strahlentherapie, Operation und Chemotherapie zum Einsatz. Es wird empfohlen frühzeitig eine strukturelle Palliativversorgung in die Therapie zu integrieren. Im Rahmen der Chemotherapie kommen viele Wirkstoffe in Frage. Dazu gehören klassische Zytostatika wie Cisplatin, Carboplatin, Gemcitabin, Paclitaxel, Docetaxel, Vinorelbin und Pemetrexed, sowie die Antikörper Bevacizumab und die Checkpointinhibitoren wie Nivolumab, Pembrolizumab und Atezolizumab. Auch Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) wie Osimertinib oder Alectinib kommen zum Einsatz.
Die genauen Therapieempfehlungen sprengen dieses Format und können der Leitlinie entnommen werden.

SCLC
Das kleinzellige Bronchialkarzinom macht ca. 15 % aller Bronchialkarzinome aus (Inzidenz rückläufig) und geht von neuroendokrinen Zellen aus. Charakteristisch ist eine zentrale Anlage der Tumoren, welche manschettenartig die Bronchien umwachsen. Die Hauptursache für das Entwickeln eines kleinzelligen Bronchialkarzinoms scheint das Rauchen zu sein. Wegen seiner frühzeitigen sowohl hämatogenen als auch lymphatischen Metastasierung, ist dieses Bronchialkarzinom prognostisch ungünstig, aber therapiesensitiv. Unbehandelt liegt die Lebenserwartung bei unter 3 Monaten, kann aber im metastasierten Stadium auf 8-12 Monate verlängert werden (5 Jahresüberleben <1 %). Bei lokal begrenzten Tumoren kann die Überlebenszeit auf 14-20 Monate verlängert werden und es besteht ein 5 Jahresüberleben von 30-50 %.
Die Symptome eines Bronchialkarzinoms sind sehr uncharakteristisch. Die Patienten klagen häufig initial nur über Husten, Thoraxschmerz und leichte Luftnot. Im späteren Verlauf können das Abhusten von Schleim, Blutbeimengungen im Sputum zunehmende Luftnot und Heiserkeit auftreten. Da das kleinzellige Bronchialkarzinom zu den neuroendokrinen Tumoren gehören, können auch endokrinologische Störungen wie ein Cushingsyndrom vorkommen.
Die Therapie ist vielfältig und sollte eine Kombinationssystemtherapie (Chemotherapie) sowie stadienabhängig lokale Maßnahmen (OP und Bestrahlung) umfassen (Details können der Leitlinie entnommen werden). Nachgewiesene Aktivität besteht für die Wirkstoffe Cisplatin, Carboplatin, Etoposid, Teniposid, Cyclophosphamid, Ifosphamid, Vincristin, Methotrexat, Doxorubicin (auch Adriamycin genannt), Epirubicin, Paclitaxel, Irinotecan, Topotecan und Bendamustin. Welches Therapieregime in Frage kommt, richtet sich auch nach vorhandenen Komorbiditäten. Kombinationen von 2-3 Wirkstoffen zeigen sich einer Monotherapie gegenüber überlegen. Nach 4-6 Zyklen sollte die Chemotherapie beendet werden, da kein Benefit mehr zu erwarten ist. Die Strahlentherapie sollte aus demselben Grund auch nur 4-6 Zyklen umfassen. Bei gutem Ansprechen kommt es zunächst oft zu einer vollständigen Remission, aber im Krankheitsverlauf treten zunehmend Metastasenherde auf, die Chemotherapie resistent werden, so dass die Patienten ihrer Krankheit erliegen.

Weitere Therpaieoptionen und begleitende Maßnahmen bei Lungenkrebs

Zur psychoonkologischen Betreuung, Supportivtherapie, komplementär medizinischen Versorgung sowie zur palliativen Therapie von Patienten mit Lungenkarzinom liegen allgemeine S3-Leitlinien vor („Leitlinie zur Psychoonkologie“, „Supportivmedizin bei onkologischen Patienten“, „Komplementärmedizin in der Behandlung onkologischer Patienten“ und „Leitlinie zur Palliativmedizin“) die für Lungenkrebspatienten Anwendung finden.
Rehabilitationsverfahren inklusive aerober Ausdauertrainingsprogramme haben einen positiven Einfluss in Bezug auf die Lebensqualität und die vorhandene Luftnot und sind daher zur schnelleren Wiedererlangung der Leistungsfähigkeit zu empfehlen.
Nach Abschluss der Primärtherapie sollte ein strukturierter Nachsorgeplan für die Patienten erstellt werden um Rezidive, Zweitkarzinome, Komplikationen und Toxizitäten sowie den Bedarf für psychoonkologische Maßnahmen zu erkennen.

Epitheliales Ovarialkarzinom, Eileiterkarzinom und primäres Peritonealkarzinom

Carboplatin und Paclitaxel werden zuammen mit Bevacizumab zur Primärbehandlung bei fortgeschrittenem epithelialem Ovarialkarzinom, Eileiterkarzinom und Peritonealkarznom angewendet. Die Kombination von Carboplatin und Gemcitabin wird dagegen verwendet, wenn es sich um das erste platinsensitive Rezidiv handelt und die Patienten noch nicht mit einem VEGF-Inhibitor behandelt wurden. Handelt es sich um ein platinresistentes Rezidiv, wird die Kombination von Bevacizumab mit Paclitaxel, Topotecan oder peglyliertem liposomalem Doxorubicin verwendet.

Das Ovarialkarzinom ist mit ca. 8000 Neuerkrankungen im Jahr der zweithäufigste Genitaltumor der Frau. Ausgangsort der Erkrankung ist das Ovarialepithel. Die Ursache für die Tumorentstehung ist nicht gänzlich geklärt, aber es scheinen zum einen genetische Mutationen daran beteiligt zu sein, zum anderen spielen Faktoren wie das Alter der Frau, Anzahl der Schwangerschaften und die hormonelle Kontrazeption eine Rolle. So geht man davon aus, dass eine Ursache für die Tumorentstehung chronische Verletzungen des Ovarialepithels durch die immer wiederkehrenden Eisprünge sein kann, was den protektiven Effekt der hormonellen Eisprunghemmung erklärt.
Wegen der zunächst uncharakteristischen Symptomatik des Tumors (Miktions- und Defäkationsstörungen, Müdikkeit, Gewichtsverlust), wird dieser häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, was prognostisch ungünstig ist. So liegt die 5 Jahresüberlebenswahrscheinlichkeit bei einem metastasierten Ovarialkarzinom bei ca. 10 %.

Beim kurativen Ansatz steht die vollständige chirurgische Entfernung des Tumors im Vordergrund, welche durch eine adjuvante Chemotherapie ergänzt wird. Hierbei kommt im frühen Stadium der Erkrankung Carboplatin als Monotherapie und bei fortgeschrittenem Ovarialkarzinom Carboplatin in Kombination mit Paclitaxel und evtl. der monoklonale Antikörper Bevacizumab zum Einsatz.

Zervixkarzinom

Bevacizumab wird mit Paclitaxel und Cisplatin zur Behandlung von oeristierendem, rezidivierendem oder metastasierendem Zerviskarzinom eingesetzt. Wenn die Patientin keine platinhaltige Tehrapie erhalten kann, wird stattdessen Paclitaxel und Topotecan verwendet.

Das Zervixkarinom ist nach dem Endometriumkarzinom und dem Ovarialkarzinom die dritthäufigste maligne Erkrankung der weiblichen Genitale. Zu 90 % liegt als Ursache eine Infektion mit dem humanen Papilloma Virus (HPV) vor, allerdings können auch andere genitale Infektionen wie Clamydien zu einem Zervixkarzinom führen. Wie bei anderen Tumorerkrankungen, weißt das Zervixkarzinom zunächst recht unspezifische Symptome auf, wie Schmierblutungen oder Unterleibsschmerzen. Im späteren Verlauf kommt es zu einem gesteigerten extravaginalen Ausfluss. In diesem Stadium ist der Tumor allerdings oft schon soweit fortgeschritten, dass ein kurativer Ansatz der Krebstherapie nicht mehr gegeben ist, sodass eine Therapie hier nur noch palliativen, also symptomverbessernden Charakter besitzt.
Aufgrund der Tatsache, dass sich eine enge Assoziation zwischen humanem Papilloma Virus Infektionen und Zervixkarzinom besteht, und Veränderungen der Zervikalschleimhaut schnell nachweisbar sind, wird Frauen ab dem 20. Lebensjahr eine jährliche Vorsorgeuntersuchung empfohlen. Hierdurch kann eine Erkrankung im Frühstadium erkannt werden, welche ohne Chemotherapie, durch alleinige Ausscharbung des betroffenen Gebiets, geheilt werden kann. In weiter fortgeschrittenen Stadien kann eine Totaloperation mit Entfernung von Gebärmutter, aller Lymphknoten des kleinen Beckens und Bestrahlung einen kurativen Ansatz bringen. Bei schwerem Lymphknotenbefall ist, wie oben beschrieben, nur noch ein palliativer Therapieansatz zur Symptomlinderung möglich.

Dosierung

5 – 15 mg/kg KG als i.v. Infusion alle 2 – 3 Wochen

Patientenhinweis

Während der Behandlung mit Bevcizumab und bis zu 6 Monate danach ist auf eine effektive Empfängnisverhütung zu achten.

Nebenwirkungen

  Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Sehr häufig treten unter der Therapie mit Bevacizumab Erkrankungen des Blutes wie (febrile) Neutropenie, Leukopenie und Thrombozytopenie auf und häufig kommt es zu Anämie und Lymphopenie.

Das Hämogramm (Blutbild) stellt die Menge der in einer Blutprobe vorhandenen Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Retikulozyten (polymorphkernige Blutkörperchen) nebeneinander dar. Beim Differentialblutbild werden sowohl quantitative als auch qualitative Parameter, wie z. B. die Form, mit herangezogen. Neben pathologischen Veränderungen können Abweichungen von den Normwerten auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen bedingt sein. Auftreten können u. a.:
  • Leukopenie: Die Gesamtzahl aller Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) im Blut ist auf unter 5.000/mm³ reduziert.
  • Leukozytose: Die Gesamtzahl aller Leukozyten im Blut ist über 10.000/mm³ erhöht.
  • Granulozytopenie: Verminderung der Anzahl der Leukozyten, insbesondere der neutrophilen Granulozyten.
  • Agranulozytose (perniziöse Neutropenie): Verminderung der Anzahl der Leukozyten (Leukopenie), die Granulozyten können komplett fehlen. Auch die Blutplättchen und das Knochenmark können betroffen sein. Eine Agranulozytose kann sich innerhalb von Stunden ausbilden und geht üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher, bei deren Auftreten der Patient darüber aufgeklärt sein muss, dass umgehend eine ärztliche Konsultation erfolgen sollte. Es wird symptomatisch therapiert; Breitbandantibiotika und Granulozyten-Koloniestimulierende Faktoren, wie Filgrastim, werden häufig in der Therapie verabreicht.
  • Eosinophilie: Erhöhung der Anzahl der eosinophilen Granulozyten im Blut. Bei allergischen Reaktionen wie dem Arzneimittelexanthem tritt dies zum Beispiel auf.
  • Thrombozytopenie: Verminderung der Anzahl der Thrombozyten unter 150.000/mm³. Durch den Mangel an Thrombozyten ist die Blutgerinnung gestört und es treten vermehrt Hämatome oder Blutungen auf.
  • Aplastische Anämie: Die Gesamtzahl aller Zellen im Blut ist reduziert (Panzytopenie). Ursache ist eine gestörte Stammzellreifung im Knochenmark.
Grundsätzlich stellen Blutbildveränderungen ernste bis lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen dar, die einer weitergehenden ärztlichen Abklärung bzw. Behandlung bedürfen.

  Erkrankungen des Nervensystems

Es kommt sehr oft zu peripherer, sensonrischer Neuropathie, Sprach- und Geschmacksstörungen sowie zu Kopfschmerzen und Schwindel. Oft treten Apoplex (plötzliche Durchblutungsstörung), Ohnmacht und Schläfrigkeit auf.

  Herzerkrankungen

Es kommt häufig zu kongestiver Herzinsuffizienz, supraventrikulärer Tachykardie und Herzinfarkt.

  Gefäßerkrankungen

Bei der Behandlung mit Bevacizumab kommt es sehr oft zu Hypertonie, die vor allem zu Beginn der Therapie dosisabhängig auftritt und meist mit Antihypertensiva gut eingestellt werden kann. Bei Patienten, die eine Cisplatin-haltige Chemotherapie erhalten, sollte dabei nicht auf Diuretika zurückgegriffen werden.
Sehr häufig kommt es auch zu venösen Thromboembolien und oft auch zu arteriellen Thromboembolien.
Blutungen, die sich bei Lungenkarzinomen auch oft in Form von Bluthusten und Lungeneinblutingen äußern, sowie tiefe Venenthrombosen treten ebenfalls häufig auf.

  Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Sehr häufig kommt es zu Rektalblutungen, Stomatitis, Verstopfung, Durchfall, Überkeit und Erbrechen sowie Bauschmerzen.
Das Risiko für Magen-Darm-Perforation und Gallenblasenperforation ist im Rahmen der Therapie erhöht. Vor allem Patienten mit intraabdominellen Entzündungen oder vorrausgehender Strahlentherapie sind besonders gefährdet. Häufig kommt es auch zu Fisteln im Gastrointestinaltrakt, aber auch vaginale und ösophagiale Fisteln treten oft auf. Beide Nebenwirkungen könne zum Therapieabbruch führen.

  Infektionen

Die Behandlung mit Bevacizumab führt sehr häufig zu Infekten der oberen Atemwege. Häufig kommt es zu Sepsis, Zellulitis, Abszessen und Harnwegsinfekten.

  Erkrankungen der Haut

Die Behandlung mit Bevacizumab führt sehr häufig zu Störungen der Wundheilung, exfoliativer (lamellös schuppender) Dermatitis, trockener Haut und Hautverfärbungen. Häufig kommt es zu einem palmoplantaren Erythrodysthäsiesyndrom (Hand-Fuß-Syndrom).

  Endokrine Erkrankungen

Bei prämenopausalen Frauen kommt es durch die Behandlung mit Bevacizumab häufig zu Schmerzen im Becken und sehr häufig zu einer Ovarialinsuffizienz, die Ovarialfunktion erholte sich aber in den meisten Fällen nach Beendigung der Therapie. Langzeitauswirkungen auf die Fertilität sind bisher nicht bekannt.

  Stoffwechselstörungen

Unter der Behandlung mit Bevacizumab kommt es sehr häufig zu Anorexie, was auch auf die Geschmacksstörungen zurückzuführen ist.
Außerdem sollten die Patienten darauf achten genug zu Trinken, denn es kommt häufig zu Dehydrierungen.

  Allgemeine Erkrankungen

Bei der Behandlung mit Bevacizumab kommt es sehr oft zu Asthenie (Kraftlosigkeit), Fatigue, Fieber, Schmerzen und Schleimhautentzündungen.

Kontraindikationen

Blutdruckkrise

Bei einer Blutdruckkrise handelt es sich um einen plötzlichen massiven Blutdruckanstieg. Dieser Zustand Bedarf sofortiger ärztlicher Behandlung. Bevacizumab ist in solchen Fällen kontraindiziert, aber auch wenn der Blutdruck 150/90 mm Hg überschreitet, sollte von der Applikation der Bevacizumab-Dosis abgesehen werden.

Blutungen

Es kann zu tumorassoziierten Blutungen kommen, die je nach Schweregrad einen Therapieabbruch erfordern. Bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Bronchialkarznom können Lungeneinblutungen auftreten, die dann zu kurzzeitigem Bluthusten führen können. In diesem Fall sollte die Therapie mit Bevacizumab abgebrochen werden.

Fisteln

Beim Auftreten von tracheoösophagealen Fisteln oder anderen Grad 4 Fisteln, sollte Bevacizumab abgesetzt werden.

Akuter Herzinfarkt

Nephrotisches Syndrom

Operation

Aufgrund Therapie-bedingter Wundheilungsstörungen sollte Bevacizumab 28 Tage vor größeren elektiven (geplanten) Operationen, oder auch bei noch nicht verheilten Operationswunden, abgesetzt werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Frauen im gebärfähigen Alter sollten während und mindestens 6 Monate nach Beendigung der Therapie mit Bevacizumab zuverlässig verhüten. Da IgGs die Plazentaschranke passieren, ist mit Missbildungen beim Fetus zu rechnen, da Bevacizumab auch die fetale Angiogenese hemmt und damit schwerwiegende Geburtsfehler verursachen kann.
Da Bevacizumab in die Muttermilch übergeht, sollten Frauen während der Therapie nicht stillen und auch die ersten 6 Monate nach Beendigung der Behandlung sollte darauf verzichtet werden.
Eine im Zuge der Therapie auftretende Ovarialinsuffizienz wurde in den meisten Fällen nach dem Absetzen von Bevacizumab wieder hergestellt.

Wechselwirkungen

  Andere Zytostatika

Wird Bevacizumab zusammen mit Taxanen, Cisplatin oder Carboplatin gegeben, ist das Risiko für das Auftreten von Fieber und schwerer sowie febriler Neutropenie erhöht.

  Andere VEGF-Antikörper

Die gleichzeitige Gabe von Bevacizumab mit anderen VEGF-Antikörpern wie Pegatanib und Ranibizumab ist kontraindiziert.

  EGFR-Antikörper

Die Kombination von Bevacizumab mit EFGR-Antikörpern wie Panitumumab und Cetuximab sollte vermieden werden, da es vermehrt zu Infektionen und Diarrhöen kommt, die zur Exsikkose führen und lebensbedrohliche Verläufe annehmen können. Das Risiko für das Auftreten einer Lungenembolie ist bei dieser Kombination ebenfalls erhöht. Außerdem wurde ein kürzeres progressionsfreies und kürzeres Gesamtüberleben festgestellt.

  Bisphosphonate

Sowohl bei gleichzeitiger, als auch bei vorangegangener Therapie mit Bisphosphonaten (Zoledronsäure, Ibandronsäure und Pamidronsäure) ist das Risiko für das Auftreten von Kiefernekrosen erhöht.

Bisphosphonate anzeigen

  Crizotinib

Die Kombination von Crizotinib mit Bevacizumab sollte vermieden werden, da das Risiko für gastrointestinale Perforation steigt.

  Depotneuroleptika

Bei der Kombination der Depotneuroleptika Zuclopenthixoldecanoat und Flupentixoldecanoat mit Bevacizumab kommt es zu einer Verstärkung der myelosuppressiven Wirkung beider Arzneistoffe. Da das Depotpräparat im Notfall nicht schnell genug ausgeschleust werden kann, sollte die Kombination von Anfang an vermieden werden.

  Irinotecan

In Kombination mit Irinotecan kommt es zu erhöhten Wirkspiegeln und damit zu erhöhter Toxizität von Irinotecan. Daher sollte gegebenenfalls über eine Dosisanpassung nachgedacht werden.

  Deferipron

Bei der Kombination mit Deferipron, welches zur Behandlung des Eisenüberschusses bei Thallasämia major eingesetzt wird, ist das Risiko für das Auftreten einer Neutropenie erhöht.

  Thalidomid

In Kombination mit Thalidomid kann es zur Ausbildung einer Neuropathie kommen, da sich die Nebenwirkungen der beiden Wirkstoffe verstärken.

  Glucose

In gemeinsamer Lösung mit Glukose kommt es konzentrationsabhängig zum verstärkten Abbau von Bevacizumab und damit zu einer Wirkminderung.

Strukturformel

Kommentar

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Wirkmechanismus

Bevacizumab ist ein monoklonaler Maus-Mensch-Antikörper, der an den vaskulären, endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) bindet und damit die Bindung an seine Rezeptoren auf Endothelzellen von nahegelegenen Blutgefäßen hemmt. Damit wird die Angiogenese (= Neubildung von Gefäßen aus bereits vorhandenen Blutgefäßen) unterbunden, auf die Tumorzellen ab einer Tumorgröße von etwa 2 mm zur ausreichenden Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff angewiesen sind. Tumorwachstum und Metastasierung werden gehemmt.

Der Wachstumsfaktor VEGF bezeichnet eine Familie von Proteinen (VEGF-A bis VEGF-F). Sie sind wichtige Signalmoleküle bei der Vaskulogenese (= Gefäßneubildung des embryonalen Blutkreislaufs), aber auch bei der Wundheilung im Rahmen der Angiogenese oder der Bildung von neuen Lymphgefäßen. Weiterhin stimuliert er die Migration von Monozyten und Makrophagen. Die Produktion von VEGF wird angeregt, wenn Zellen nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden. Daher ist in einem Tumorgewebe die Produktion von VEGF deutlich höher als in körpergesundem Gewebe, was den Einsatz von Angiogenesehemmern wie Bevacicumab ermöglicht.
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Patientenhinweis

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Dosierung

Bevacizumab wird als intravenöse Infusion über 90 Minuten infundiert. Bei guter Verträglichkeit kann die Infusionszeit bei jedem folgenden Zyklus um eine halbe Stunde auf minimal 30 Minuten verkürzt werden. Bei Kombinationstherapien sollte Bevacizumab zunächst nach der Chemotherapie verabreicht werden, bei den nachfolgenden Behandlungen kann sie vor oder nach der Chemotherapie erfolgen.
Die Dosierung von Bevacizumab erfolgt abhängig von der Indikation und des Therapieintervalls nach folgenden Schemata: Wenn nichts anderes angegeben ist, sollte die Therapie bis zum Fortschreiten der Grunderkrankung oder bis zum Auftreten nicht mehr tolerierbarer Nebenwirkungen fortgesetzt werden.

Metastasierendes Kolorektalkarzinom
Empfohlen werden 5 oder 10 mg/kg Körpergewicht (KG) alle 2 Wochen oder 7,5 bzw. 15 mg/kg KG alle drei Wochen als intravenöse Infusion.

Metastasierendes Mammakarzinom
Die empfohlene Dosis beträgt 10 mg/kg KG alle 2 Wochen oder 15 mg/kg KG alle 3 Wochen.

Nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom
Es wird empfohlen Bevacizumab über 6 Zyklen mit 7,5 bzw. 15 mg/kg KG alle 3 Wochen in Kombination mit einer platinhaltigen Chemotherapie zu geben.

Fortgeschrittenes und/oder metastasiertes Nierenzellkarzinom
Die empfohlene Dosis beträgt 10 mg/kg KG alle 2 Wochen.

Epitheliales Ovarialkarzinom, Eileiterkarzinom und primäres Peritonealkarzinom
Bevacizumab sollte in einer Dosierung von 15 mg/kg KG alle 3 Wochen für bis zu 6 Zyklen zusammen mit einer Carboplatin- und Paclitaxel-haltigen Chemotherapie gegeben werden und danach als Monotherapie für bis zu maximal 15 Monate oder bis zum Fortschreiten der Erkrankung. Wenn die Nebenwirkungen nicht mehr tolerierbar sind, sollte die Therapie ebenfalls beendet werden. Handelt es sich um die Behandlung eines platinresistenten Rezidivs wird Bevacizumab in Kombination mit Carboplatin und Gemcitabin für 6-10 Zyklen gegeben, oder bis die Erkrankung fortschreitet.

Zervixkarzinom
Bei der Behandlung des Zervixkarzinoms wird Bevacizumab in Kombination mit Paclitaxel und Cisplatin oder mit Paclitaxel und Topotecan gegeben. Die empfohlene Dosis beträgt 15 mg/kg KG alle 3 Wochen bis zum Fortschreiten der Erkrankung.

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