Krämpfe im Magen-Darm-Trakt, bei denen sich die unwillkürliche, glatte Muskulatur krampfhaft zusammenzieht, werden von Patienten häufig als „Bauchkrämpfe“ bezeichnet. Bei isolierter Symptomatik sind die Ursachen in der Regel harmlos. Stress, Aufregung, falsche Ernährung, aber auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z. B. Laktoseintoleranz) kommen in Betracht. Wenn die Bauchkrämpfe sich periodisch wehenartig verstärken, spricht man von Koliken.
Dabei muss man dann auch andere Ursachen wie ein Steinleiden (Gallenkolik) oder das Reizdarmsyndrom bedenken. Schwierig ist die Abgrenzung zu möglichen Regelbeschwerden, die sich auch als Bauchkrämpfe manifestieren können, aber dann doch anders (z. B. mit NSAR wie Naproxen) behandelt werden. Zeitpunkt und Lokalisation der Krämpfe können hier weiterhelfen, die Beschwerden voneinander abzugrenzen.
Bei der Nachfrage nach weiteren Symptomen wie Durchfall, Erbrechen, Blutungen oder Fieber geht es um schwerwiegendere Ursachen wie Infektionen (z. B. Magen-Darm-Infekt), Entzündungen (z. B. Blinddarmentzündung), Lebensmittelvergiftungen oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Hier sollte dann zunächst weitere Diagnostik betrieben und ein Arztbesuch angeraten werden.
Die Therapie bei isolierten Magen-Darm-Krämpfen ist symptomatisch. Wenn Kümmel-, Fenchel-, Anis- oder Kamillentees nicht helfen, kann man auch zunächst auf höherkonzentrierte Extraktgemische dieser Pflanzen (z. B. Iberogast®) zurückgreifen. Wichtig sind auch immer eine ausreichende Trinkmenge (1,5-2 Liter) und Ballaststoffe. Bei stärkeren Krämpfen können Spasmolytika, also krampflösende Arzneistoffe wie Butylscopolamin oder Mebeverin gegeben werden, wobei bei starken Krämpfen die i.v.-Gabe von Butylscopolamin vorzuziehen ist.
Eine Gallenkolik durch die Einklemmung eines Gallensteins bei der Passage des Ductus cysticus (= Gang zur Gallenblase) kann intravenös mit Metamizol als Analgetikum und Butylscopolamin als Spasmolytikum behandelt werden. Auch die Gabe von Glyceroltrinitrat erweitert den Gallengang, wird aber wegen der unerwünschten Nebenwirkungen mit Blutdruckabfall, Tachykardie und Kopfschmerzen deutlich schlechter vertragen. Bei schweren Koliken ist Pethidin das Schmerzmittel der Wahl. Morphinderivate können selbst Spasmen des Musculus sphincter oddi, der glatte Muskel am Ausgang des Hauptgallengangs in das Duodenum (= Zwölffingerdarm), auslösen und sind kontraindiziert. Bei wiederholten Gallenkoliken wird zu einer Entfernung der Gallenblase (= Cholezystektomie) geraten.
Exkurs: Auch bei Krämpfen im Bereich der ableitenden Harnwege („Nierenkolik“) kann Butylscopolamin zur Spasmolyse eingesetzt werden. Die Anwendung muss hierbei parenteral erfolgen. Als Analgetikum wird wie bei der Gallenkolik Metamizol gegeben. Bei einer Kolik durch Nierensteine kann ein Alphablocker wie z. B. Tamsulosin den Steinabgang erleichtern.