Beim Lungenkarzinom handelt es sich derzeit in Deutschland um das zweithäufigste Karzinom beim Mann und das dritthäufigste bei der Frau. 2018 erkrankten 35.290 Männer und 21930 Frauen an Lungenkrebs. Damit fallen etwa 11-12 % aller neuen Krebsdiagnosen auf diese Krebsart. Bei Männern handelt es sich um die mit Abstand häufigste Krebstodesursache, bei Frauen die zweithäufigste. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei Männern bei 17 % und bei Frauen bei 22 %.
Es gibt viele Risikofaktoren, wobei Rauchen und Passivrauchen (85 % der Fälle), Ernährung, Radon und ionisierende Strahlung sowie partikuläre Luftverschmutzung und Dieselmotorenemissionen wissenschaftlich nachgewiesen sind. Bei anderen beruflichen Risikofaktoren (z. B. Asbest, Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Chromate, Arsen, Nickel, Dichlordimethylether, u. v. m.), die für 9-15 % der Fälle verantwortlich gemacht werden, gilt der Zusammenhang als gesichert. Da die Latenzzeit bei 30 bis 40 Jahren liegt, wird eine berufliche Anamnese empfohlen.
NSCLC
Das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC; non-small cell lung cancer) macht ca. 80 % aller bösartigen Tumoren der Lungen aus und hat seinen Ursprung zu ca. 54 % im Drüsengewebe (Adenokarzinome) und zu etwa 28 % im Epithelgewebe (Plattenepithekkarzinome). Den Rest der NSCLC machen großzellige oder undifferenzierte Karzinome aus (etwa 6 %) und etwa 15 % fallen auf die kleinzelligen Bronchialkarzinome (siehe unten).
Die primäre Prävention besteht darin Maßnahmen zu ergreifen, die das Auftreten der Erkrankung verhindern, also Expositionsvermeidung mit auslösenden Substanzen. Die Sekundärprävention besteht in der Früherkennung, während sich die Tertiärprävention damit beschäftigt negative Auswirkungen zu reduzieren (Supportiv- und Palliativmedizin).
Die Therapie ist vielfältig und je nach Allgemeinzustand, Stadium und Operabilität unterschiedlich. Generell kommen Strahlentherapie, Operation und Chemotherapie zum Einsatz. Es wird empfohlen frühzeitig eine strukturelle Palliativversorgung in die Therapie zu integrieren. Im Rahmen der Chemotherapie kommen viele Wirkstoffe in Frage. Dazu gehören klassische Zytostatika wie Cisplatin, Carboplatin, Gemcitabin, Paclitaxel, Docetaxel, Vinorelbin und Pemetrexed, sowie die Antikörper Bevacizumab und die Checkpointinhibitoren wie Nivolumab, Pembrolizumab und Atezolizumab. Auch Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) wie Osimertinib oder Alectinib kommen zum Einsatz.
Die genauen Therapieempfehlungen sprengen dieses Format und können der Leitlinie entnommen werden.
SCLC
Das kleinzellige Bronchialkarzinom macht ca. 15 % aller Bronchialkarzinome aus (Inzidenz rückläufig) und geht von neuroendokrinen Zellen aus. Charakteristisch ist eine zentrale Anlage der Tumoren, welche manschettenartig die Bronchien umwachsen. Die Hauptursache für das Entwickeln eines kleinzelligen Bronchialkarzinoms scheint das Rauchen zu sein. Wegen seiner frühzeitigen sowohl hämatogenen als auch lymphatischen Metastasierung, ist dieses Bronchialkarzinom prognostisch ungünstig, aber therapiesensitiv. Unbehandelt liegt die Lebenserwartung bei unter 3 Monaten, kann aber im metastasierten Stadium auf 8-12 Monate verlängert werden (5 Jahresüberleben <1 %). Bei lokal begrenzten Tumoren kann die Überlebenszeit auf 14-20 Monate verlängert werden und es besteht ein 5 Jahresüberleben von 30-50 %.
Die Symptome eines Bronchialkarzinoms sind sehr uncharakteristisch. Die Patienten klagen häufig initial nur über Husten, Thoraxschmerz und leichte Luftnot. Im späteren Verlauf können das Abhusten von Schleim, Blutbeimengungen im Sputum zunehmende Luftnot und Heiserkeit auftreten. Da das kleinzellige Bronchialkarzinom zu den neuroendokrinen Tumoren gehören, können auch endokrinologische Störungen wie ein Cushingsyndrom vorkommen.
Die Therapie ist vielfältig und sollte eine Kombinationssystemtherapie (Chemotherapie) sowie stadienabhängig lokale Maßnahmen (OP und Bestrahlung) umfassen (Details können der Leitlinie entnommen werden). Nachgewiesene Aktivität besteht für die Wirkstoffe Cisplatin, Carboplatin, Etoposid, Teniposid, Cyclophosphamid, Ifosphamid, Vincristin, Methotrexat, Doxorubicin (auch Adriamycin genannt), Epirubicin, Paclitaxel, Irinotecan, Topotecan und Bendamustin. Welches Therapieregime in Frage kommt, richtet sich auch nach vorhandenen Komorbiditäten. Kombinationen von 2-3 Wirkstoffen zeigen sich einer Monotherapie gegenüber überlegen. Nach 4-6 Zyklen sollte die Chemotherapie beendet werden, da kein Benefit mehr zu erwarten ist. Die Strahlentherapie sollte aus demselben Grund auch nur 4-6 Zyklen umfassen. Bei gutem Ansprechen kommt es zunächst oft zu einer vollständigen Remission, aber im Krankheitsverlauf treten zunehmend Metastasenherde auf, die Chemotherapie resistent werden, so dass die Patienten ihrer Krankheit erliegen.
Weitere Therpaieoptionen und begleitende Maßnahmen bei Lungenkrebs
Zur psychoonkologischen Betreuung, Supportivtherapie, komplementär medizinischen Versorgung sowie zur palliativen Therapie von Patienten mit Lungenkarzinom liegen allgemeine S3-Leitlinien vor („Leitlinie zur Psychoonkologie“, „Supportivmedizin bei onkologischen Patienten“, „Komplementärmedizin in der Behandlung onkologischer Patienten“ und „Leitlinie zur Palliativmedizin“) die für Lungenkrebspatienten Anwendung finden.
Rehabilitationsverfahren inklusive aerober Ausdauertrainingsprogramme haben einen positiven Einfluss in Bezug auf die Lebensqualität und die vorhandene Luftnot und sind daher zur schnelleren Wiedererlangung der Leistungsfähigkeit zu empfehlen.
Nach Abschluss der Primärtherapie sollte ein strukturierter Nachsorgeplan für die Patienten erstellt werden um Rezidive, Zweitkarzinome, Komplikationen und Toxizitäten sowie den Bedarf für psychoonkologische Maßnahmen zu erkennen.