Pilzinfektionen der Scheide werden in den allermeisten Fällen durch Candida albicans ausgelöst. Er besiedelt auch bei den meisten gesunden Menschen den Gastrointestinaltrakt, die Haut und Schleimhaut von Mund, Rachen und Genitalbereich. Er steht mit der natürlichen Flora an Mikroorganismen in einem Gleichgewichtszustand. Die gesunde Scheidenflora besteht vorwiegend aus Milchsäurebakterien (= Döderlein-Bakterien, grampositive Anaerobier). Unter dem Einfluss von Estrogen verstoffwechseln sie das von den Plattenepithelzellen der Scheidenschleimhaut gebildete Glykogen zu Milchsäure und sorgen so für ein saures Scheidenmilieu.
Hormonelle Umstellungen wie z. B. Schwangerschaft oder Menopause, systemische Erkrankungen wie z. B. Diabetes, Krebs oder AIDS bzw. eine medikamentöse Therapie mit Immunsuppressiva wie z. B. Glucocorticoide oder (Breitband-)Antibiotika können die natürliche Flora als physiologischen Gegenspieler erheblich stören. Auch falsche Kleidung, übermäßiges Schwitzen oder eine mangelnde bzw. übertriebene Hygiene beeinflussen die Scheidenflora ungünstig. Dadurch wird eine Vermehrung von Candida albicans erleichtert und es kann schließlich zu einer Infektion kommen. Candida albicans gehört somit zu den fakultativ pathogenen Erregern, d. h. sie können bei entsprechender Disposition des Wirtes krankheitsauslösend sein. Candida-Infektionen (Candidose, Candidiasis) können Haut und Schleimhaut betreffen. Dabei nennt man den Befall der Mundschleimhaut Soor, unter Windeln kann sich die sog. „Windeldermatitis“ entwickeln. Die Candidose der Scheide (Vagina) geht mit Entzündungszeichen einher (Kolpitis = Entzündung der Scheide). Sie gehört zu den häufigsten genitalen Erkrankungen. Etwa 8 von 10 Frauen erkranken daran einmal in ihrem Leben.
Als erstes Symptom tritt typischerweise ein Juckreiz in der Scheide auf. Später entwickelt sich ein brennendes Gefühl, zunächst nur bei mechanischer Reizung, später dann ein Dauerbrennen. Im Verlauf kann es zu einem weißlichen, oft krümeligen Ausfluss kommen. An der Schleimhaut findet man weißliche Beläge, unter denen die Schleimhaut entzündlich gerötet ist. Auch die äußere weibliche Genitalregion mit großen und kleinen Labien kann betroffen sein. Die Infektion ist ansteckend und kann auf den Sexualpartner übertragen werden. Differentialdiagnostisch kommen auch bakterielle Infektionen oder Allergien (z. B. auf Duftstoffe in Seifen oder Parfums) in Frage. Eine sichere Diagnose kann nur durch eine gynäkologische Inspektion erfolgen. Ein dabei entnommener Abstrich der Schleimhaut wird unter dem Mikroskop auf fadenförmige Strukturen (Hyphen) untersucht.
Die Therapie erfolgt mit lokal verabreichten Antimykotika wie z. B. Clotrimazol. Dabei stehen verschiedene Applikationsformen (Cremes, Zäpfchen, Tabletten) zur Verfügung. O. g. auslösende Faktoren sollten hinterfragt und vermieden werden (Kleidung, Hygiene). Gegebenenfalls muss der Sexualpartner auch untersucht werden, um Reinfektionen zu verhindern. In der Regel reicht eine Behandlung von 2 bis 6 Tagen aus. Schwere Verläufe müssen systemisch mit Azol-Antimykotika wie z. B. Fluconazol behandelt werden.