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Dimethylfumarat

    

Wirkmechanismus

Immunmodulator:
Beeinflussung des Immunsystems durch Aktivierung antioxidativer Gene und Switch von entzündungsfördernden TH1-Zellen hin zu entzündungshemmenden TH2-Zellen

Anwendung

Schubförmig remittierende Multiple Sklerose

Die multiple Sklerose (= MS, Enzephalomyelitis disseminata) ist eine immunvermittelte chronisch-entzündliche Erkrankung der Markscheiden (= Myelinscheiden, = “weiße Substanz“) im ZNS. Dabei überwinden körpereigene aktivierte Abwehrzellen wie z. B. Lymphozyten die Blut-Hirn-Schranke und greifen die Markscheiden im Rahmen einer Autoimmunreaktion an. Es kommt zu Demyelinisierungen, die je nach Lokalisation zu neurologischen Symptomen führen. Mittlerweile weiß man, dass auch die graue Substanz (= Nervenzellen) im Verlauf einer MS angegriffen wird.

In Deutschland gibt es derzeit etwa 252.000 Erkrankte (jährlich 16-18 pro 100.000 Neuerkrankungen). Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die Diagnose wird meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr gestellt. Damit ist die multiple Sklerose die häufigste neurologische Erkrankung junger Erwachsener. Die Ursache der multiplen Sklerose ist nicht bekannt. Multiple Sklerose ist bislang nicht heilbar. Ziel aller therapeutischen Maßnahmen ist es, die Unabhängigkeit des Patienten im Alltag zu erhalten und die beste erreichbare Lebensqualität zu gewährleisten. Die bestehenden therapeutischen Möglichkeiten lassen sich in die Schubtherapie, die immunmodulierende Langzeittherapie und die Behandlung symptomatischer Beschwerden unterteilen. Ein Schwerpunkt liegt auch auf der Verhinderung von Komplikationen der MS, die beispielsweise infolge der Immobilität des Patienten auftreten können. Die Auswahl der therapeutischen Maßnahmen berücksichtigt immer den individuellen Fall des Patienten. Die volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich bundesweit jährlich auf etwa 4 Milliarden Euro. Die Mortalität (= Sterblichkeit) ist erst bei höhergradiger Behinderung aufgrund direkter Folgen bzw. Komplikationen der Erkrankung erhöht.

Die MS wird in verschiedene Verlaufsformen unterteilt:
  • KIS (klinisch isoliertes Syndrom): Erste Manifestation, die mit der Diagnose einer MS vereinbar ist, bei der aber zur Definition das zeitliche Voranschreiten nicht erfüllt ist. Das räumliche Fortschreiten (räumliche Dissemination) der Läsionen muss aber bereits nachgewiesen sein. Ein KIS zählt definitionsgemäß noch nicht zur Multiplen Sklerose.
  • RRMS (Relapsing Remitting Multiple Sclerosis = schubförmig remittierende MS): Hierbei handelt es sich um die häufigste Verlaufsform, bei der es zur teilweisen oder kompletten Remission der Symptome kommt.
  • SPMS (Sekundäre progrediente MS): Entwickelt sich aus der RRMS mit oder ohne zusätzliche Schübe. Es kommt zu einer schubunabhängigen Progressionsdauer von mindestens 6 bis 12 Monaten.
  • PPMS (primär progrediente MS): Die Behinderung schreitet von Beginn ab voran, wobei auch einzelne Schübe möglich sind.
Die EMA unterteilt nach Verlaufsformen in RMS, PSMS und PPMS. Die RMS beinhaltet die RRMS und die SPMS mit zusätzlichen Schüben.

Das klinisch isolierte Syndrom als Anfangsstadium kann, muss aber nicht vorkommen. Typische Frühsymptome einer MS sind Sensibilitätsstörungen, Gangunsicherheit bzw. eine belastungsabhängige Schwäche in den Beinen oder eine Optikus-Neuritis (= Entzündung des Sehnervs = 2. Hirnnerv) mit plötzlich auftretender Sehschwäche. Die Schwierigkeit der Diagnose MS beim KIS liegt darin begründet, dass die klassischen Kriterien der MS mit räumlicher und zeitlicher Dissemination (= Verteilung) von Entzündungsherden noch nicht bezüglich der zeitlichen Dissemination erfüllt sind und es passiert nicht selten, dass das KIS häufig als solches gar nicht erkannt wird. Trotz der Verbesserung von MRT-Techniken (MRT = Magnet-Resonanz-Tomographie) und mehrfacher Revision der Diagnose-Kriterien vergehen leider immer noch im Schnitt 3,4 Jahre bis zur Diagnosestellung MS.
Bei der schubförmigen MS kommt es zu wiederkehrenden akuten Schüben, deren Symptome sich nach ca. 6-8 Wochen wieder vollständig zurückbilden. Klinisch beginnt die MS bei über 80 % der Patienten mit einem schubförmigen Verlauf. Zur Orientierung sei angegeben, dass bei natürlichem, unbehandeltem Verlauf etwa 1,8 Schübe pro Jahr auftreten.
Eine schubförmig verlaufende MS geht unbehandelt bei mindestens 50 % der Patienten nach durchschnittlich 10 Jahren in eine sekundär progrediente Form über. Bei dieser Verlaufsform bilden sich die Symptome nach einem Schub nicht mehr vollständig zurück, so dass eine (Funktions-)Einschränkung bestehen bleibt, die sich im Verlauf -zum Teil auch unter weiter auftretenden akuten Schüben- weiter verschlechtert.
Ca. 10-15 % der Patienten haben eine primär progrediente Form der MS. Sie beginnt erst in einem höheren Lebensalter als die schubförmige MS. Männer sind bei dieser Form etwa gleich häufig betroffen wie Frauen. Bei dieser Form kommt es ohne einzelne Schübe zu langsam stetig fortschreitenden Behinderungen. Die in der Regel nur wenigen entzündlichen Veränderungen liegen bevorzugt im Rückenmark, so dass die im folgenden beschriebenen Symptome mehr das Gangbild und vegetative Störungen betreffen.

Die Symptomatik bei einer MS ist ausgesprochen vielgestaltig. Da die entzündlichen Läsionen überall in der weißen Substanz vorkommen können, sind sensorische, motorische, vegetative und psychische Symptome möglich, wobei zu Beginn der Erkrankung meist Sensibilitätsstörungen wie Missempfindungen (= Parästhesien), Taubheitsgefühle, Schmerzen und/oder Sehstörungen im Vordergrund stehen. Typisch motorische Störungen sind Lähmungen (= Paresen) der Extremitäten und eine abnorme Erhöhung des Muskeltonus im Sinne einer Spastik, die zu schweren Behinderungen im Alltag und eventueller Rollstuhlpflicht führen. Weitere spezielle motorische Symptome sind eine Ataxie (= Störung der Bewegungskoordination), Tremor, Sprechstörungen (= Dysarthrie), Schluckstörungen (= Dysphagie) oder ein Nystagmus (= Störung der Augenbewegung). Auch zentrale Funktionsstörungen werden bei der MS häufig angetroffen. Ein sehr großes Problem stellt die bei ca. 80 % der MS-Patienten anzutreffende gesteigerte körperliche und geistige Ermüdbarkeit (= Fatigue) dar. Weiterhin können Konzentrationsstörungen, aber auch eine Demenz auftreten. Im Verlauf kann es auch zu psychischen Störungen wie Depressionen und Wesensveränderungen kommen. Häufige vegetative Störungen sind gegebenenfalls symptomatisch zu behandelnde Blasen- und Mastdarmfunktionsstörungen sowie Sexualfunktionsstörungen.

Die Erkrankung MS wird als Ausschlußdiagnose definiert. Für die Diagnostik einer MS sind die Anamnese, bei der nach früher stattgefundenen neurologischen Ereignissen geforscht werden soll, und die Objektivierung der aktuell vorliegenden neurologischen Symptome wichtig. Ein Schub wird definiert als ein neues bzw. wieder auftretendes neurologisches Symptom, das vom Patienten berichtet oder durch eine Untersuchung objektiv feststellbar ist. Dabei muss es mindestens 24 Stunden anhalten, mit einem Zeitabstand von mindestens 30 Tagen zu einem vorausgegangenen Schub auftreten und darf nicht im Zusammenhang mit einer gleichzeitig bestehenden Erhöhung der Körpertemperatur (= Uhthoff-Phänomen) bzw. im Rahmen einer anderen Infektion auftreten. Diese Definition des MS-Schubs ist wichtig, weil sich nach der Anzahl der Schübe die verlaufsmodifizierende Therapie richtet und der Therapieerfolg beurteilt wird. Die Diagnose MS nach/bei einem Schub stützt sich auf den klinischen Nachweis der zeitlichen und örtlichen Dissemination von Läsionen im ZNS, die sich durch keine andere Erkrankung besser erklären lassen als durch eine MS.

Die Therapie der MS unterscheidet sich je nach Stadium bzw. Verlauf. Hinzu kommt eine je nach Situation erforderliche symptomatische Therapie.

Als Standard für die Schubtherapie gilt die intravenöse Gabe von Methylprednisolon (500-1000 mg) über 3-5 Tage schnellstmöglich nach Schubbeginn. Die orale Gabe ist zwar gleichwertig möglich, aber da Methylprednisolon nur in Tabletten mit 40 mg im Handel ist, wären täglich bis zu 25 Tabletten einzunehmen. Je nach Schwere und Dauer der Symptome kann auch eine Plasmapherese oder Immunadsorption erwogen werden, die innerhalb von sechs bis acht Wochen nach Schubbeginn erfolgen sollte.

Von einer immunmodulierenden Langzeittherapie profitieren vor allem junge Patienten mit RRMS, bei denen die Therapie im frühen Stadium der Erkrankung begonnen wird, da sie so den größten Effekt auf das Entzündungsgeschehen hat. Bei älteren Patienten oder den progredienten Verläufen ist sie weniger effektiv. Außerdem steigt bei älteren Patienten das Risiko von Infektionen und Neoplasien im Rahmen der Immunseneszenz an. Trotz der Einführung vieler neuer Wirkstoffe ist man noch nicht in der Lage die MS zu heilen. Bisher lässt sich nur der Verlauf modifizieren, daher ist es ratsam die Therapieentscheidung zusammen mit dem Patienten unter Abwägung des potenziellen Nutzens gegen das Risiko der kurz- und langfristigen Verträglichkeit abzuwägen. Eine Immuntherapie sollte angeboten werden, nachdem mindestens ein klinisch objektivierbarer Schub erfolgt ist, oder MRT-Aktivität in den letzten zwei Jahren zu verzeichnen war. Dabei sind junges Lebensalter, polysomatischer Beginn, schlechte Rückbildung des Schubes, eine hohe Läsionslast, spinale oder infratentorielle Läsionen und eine quantitative intrathekale Immunglobulinsynthese Argumente für das frühe Einleiten der Immuntherapie. Heutzutage unterscheidet man drei Wirksamkeitskategorien:

  • Kategorie 1: Reduktion der Schubrate im Vergleich zu Placebo um 30-50 %. Wirkstoffe dieser Kategorie sind β-Interferone (RRMS, SPMS), Dimethylfumarat (RRMS), Glatirameroide (RRMS) und Teriflunomid (RRMS).

  • Kategorie 2: Reduktion der Schubrate im Vergleich zu Placebo um 50-60 %. Wirkstoffe dieser Kategorie sind Cladribin (hochaktive RRMS), Fingolimod (RRMS) und Ozanimod (RRMS, in den USA auch SPMS).

  • Kategorie 3: Reduktion der Schubrate im Vergleich zu Placebo um mehr als 60 % oder mehr als 40 % im Vergleich mit Wirkstoffen der Kategorie 1. Dazu gehören Alemtuzumab (hochaktive RRMS), Natalizumab (hochaktive RRMS) und die CD20-Antikörper Ocrelizumab (RRMS und PPMS), Oftatumumab ((RRMS und SPMS) und Rituximab (nur off label).

Die Wahl des Immuntherapeutikums sollte sich nach der Schwere des Verlaufs und der Prävalenz und den Komorbiditäten des Patienten richten. Bei Frauen mit Kinderwunsch sollte Teriflunomid wegen seines teratogenen Potentials nicht eingesetzt werden.

Das Auftreten von schweren Nebenwirkungen ist in Kategorie 1 weniger ausgeprägt als in den Kategorien 2 und 3, aber es kann vorkommen, dass die Verträglichkeit im Alltag für die Kategorie 1 schlechter ist, als für die anderen beiden Gruppen. Einige Präparate wurden inzwischen aufgrund der allgemein schlechteren Verträglichkeit als Reservepräparate eingestuft. Dazu gehören Mitoxantron (hochaktive RRMS), Azathioprin (RRMS) und intravenöse Immunglobuline. MTX und Cyclophosphamid sollten nur als Reserveoption eingesetzt werden, wenn zusätzlich Erkrankungen vorliegen, die durch den Einsatz dieser Wirkstoffe verbessert werden.

Regelmäßige Kontrollen der Krankheitsaktivität sind durch MRT-Kontrollen durchzuführen (zunächst nach 6 Monaten, dann jährlich), wobei Gadolinium-haltige Kontrastmittel nur eingesetzt werden sollten, wenn es um die Detektion eines aktiven Schubes geht, da sich der Wirkstoff im Gehirn ablagern kann (Folgen unbekannt). Auch sogenannte zyklische Kontrastmittel sollten nur sparsam eingesetzt werden.

Über eine Therapieeskalation in die nächste Kategorie sollte entschieden werden, wenn unter der bisherigen Therapie mindestens ein klinisch objektivierbarer Schub, ein solcher Schub und mehr als eine weitere MS-typische Läsion im MRT oder mehr als eine zeitlich unabhängige neue Läsion innerhalb von 2 Jahren auftreten.

Wirkstoffe der Kategorie 2 und 3 sollten bei schlechter Prognose der RRMS oder schweren Verläufen der SPMS sowie PPMS (hier nur CD20-Antikörper) zum Einsatz kommen. Hier sind besondere Sicherheitsaspekte nicht nur bezüglich der Verhütung und Familienplanung in Betracht zu ziehen. Die S1P-Modulatoren (z. B. Ozanimod) weisen ein hohes Rebound-Potenzial nach Absetzen auf. Die Wirkstoffe der Kategorie 3 (v. a. Natalizumab) bergen besonders die Gefahr einer therapieassoziierten progressiven multifolkalen Leukenzephalopathie (PML), komplikativer Verläufe nach einer Therapie mit Alemtuzumab und ein erhöhtes Risiko für infektiöse Komplikationen durch CD20-Antikörper (Rituximab und Ocrelizumab).

Über das Absetzen einer Immuntherapie sollte nachgedacht werden, wenn in höherem Lebensalter die Nebenwirkungen insbesondere des Immunsystems ansteigen. Außerdem kann bei geringer Krankheitsaktivität nach 5 Jahren über eine Therapiepause oder ein Absetzen der Therapie nachgedacht werden. Bei einigen Wirkstoffen (Fingolimod und Natalizumab) sollte jedoch die Gefahr eines Rebound-Effektes bedacht werden. Im Falle einer Deeskalation oder Absetzen der Therapie sollte nach 6 und 12 Monaten und dann jährlich eine MRT-Verlaufskontrolle durchgeführt werden.

Die individuelle Behandlung symptomatischer Beschwerden stellt einen wichtigen Bestandteil der Betreuung von MS-Erkrankten dar. Neben medikamentösen Behandlungen gehören dazu auch Physio-, Ergo- und Psychotherapie, Logopädie, neuropsychologische Therapie und psychosoziale Betreuung. Außerdem Neuromodulation, Hilfsmittelversorgung und multimodale Rehabilitation und Palliativversorgung.

Ernährung und Gifte

Die Einnahme von Vitamin D kann sich bei vorliegendem Mangel positiv auf Verlauf und Schwere von Schüben auswirken. Ein vorliegender Vitamin-D-Mangel sollte daher ausgeglichen werden, wobei 4.000-10.000 I.E. pro Tag als sicher gelten. Bei höheren Dosierungen droht eine Hyperkalzämie die zu Nierenschäden und Osteoporose führen kann.
Ebenso ist eine ausgewogene Ernährung ratsam, die Fett- und Salzarm sein sollte.
Rauchen wirkt sich nachteilig aus.
Bei einem normalen Alkoholkonsum konnten noch keine negativen Einflüsse festgestellt werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Bei MS erkrankten Frauen steigt das Risiko für Infektionen in der Schwangerschaft an. Bis zum dritten Trimenon sinkt die Schubrate, aber bei 30 % der Mütter kommt es innerhalb der ersten 3 Monate nach der Entbindung zu Schüben. Eine Glukokortikoidtherapie (GKS) im ersten Trimenon kann zu Kiefer-Lippen-Gaumenspalten führen, aber danach wird die Therapie eines Schubes mit Methylprednisolon als sicher eingestuft. Stillende Frauen sollten eine Stillpause von 1-4 Stunden einhalten, um die Konzentration des Kortisons in der Muttermilch zu reduzieren.

Kinder und Jugendliche

Ein Schub sollte auch bei Kindern innerhalb von 2-5 Tagen nach Beginn der Syptomatik intravenös mit einmal täglich 20 mg/kg KG Methylprednisolon für 3-5 Tage behandelt werden. Für eine bessere Verträglichkeit sollte auch ein Protonenpumpmenhemmer gegeben werden. Ein bis 2 Wochen später sollte eine Re-evaluierung erfolgen und die Therapie ggf. in gleicher Weise wiederholt werden. Bei gravierenden Symptomen, die sich durch die Steroidpulstherapie nicht bessern sollten zeitnah 5 Zyklen Plasmapherese oder Immunadsorption durchgeführt werden.
Für leichte bis mittelschwere Verläufe der RRMS stehen für Kinder Interferone und Glatirameroide, sowie Teriflunomid (ab 10 Jahren) und Dimethylfumarat (ab 13 Jahren) zu Verfügung.
Für Kinder > 10 Jahre die, unter der Basistherapie Schübe entwickeln oder unter einem sehr aktiven Verlauf leiden, kann Fingolimod eingesetzt werden. Generell ist zu beachten, dass bei einem Wechsel der Therapie aufgrund von nicht tolerierbaren Nebenwirkungen immer abgewartet werden sollte, bis die Nebenwirkungen abgeklungen sind. Die Behandlung sollte dann mit einem anderen Medikament der gleichen Kategorie fortgesetzt werden. Wenn bei Kindern und Jugendlichen eine Immuntherapie gestartet wird, sollte bei Verordnung von Präparaten, die keine Zulassung für diese Altersgruppe haben eine Genehmigung eingeholt werden, um Regressforderungen zu vermeiden.
Die Prognose der MS kann durch eine effektive Therapie in den ersten Jahren der Erkrankung, wenn die Entzündung am stärksten ist, entscheidend verbesssert werden.

Ältere Patienten

Auch bei Erstdiagnosen im höheren Alter, sollte den Patienten eine Immuntherapie angeboten werden, wobei sie engmaschiger auf das Auftreten von Nebenwirkungen wie Infektionen oder kardiovaskuläre Komplikationen hin untersucht werden sollten.

Dosierung

2 x täglich 120 mg Dimethylfumarat als Intialdosis zu den Mahlzeiten.
Nach einer Woche wird auf 2 x täglich 240 mg Dimethylfumarat erhöht.

Patientenhinweis

Die Kapseln sollten mit einer Mahlzeit eingenommen werden. Die Kapseln dürfen nicht zerkleinert, gelutscht oder aufgelöst werden.
Vor Therapiebeginn muss ein großes Blutbild abgenommen werden und ein MRT durchgeführt werden.
Schon eine anhaltende, leichte Lymphopenie kann zu einer Infektion mit dem John Cunningham-Virus führen. Daher muss auf die Risiken und Symptome einer damit verbundenen progressiven multifokalen Leukenzephalopathie hingewiesen werden. Während der Therapie muss eine entsprechende Überwachung sichergestellt sein.
Unter der Therapie sollte vorsichtshalber auf nicht hormonelle Verhütungsmethoden zurückgegriffen werden.

Nebenwirkungen

  Flush

Besonders zu Beginn der Therpie kommt es zu Gesichtsrötung und Hitzegefühl. Diese können reduziert werden, wenn die Tabletten zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Unter Umständen kann eine zeitweise Dosisreduktion auf 2 x täglich 120 mg Dimethylfumerat erwogen werden. Die therapeutische Dosis von 240 mg 2 x täglich sollte allerdings innerhalb eines Monats wieder aufgenommen werden.
Außerdem kann es zu Wärme, Rötung, Juckreiz und Brennen kommen.

Bei sehr starkem Hitzegfühl kann es sich um eine anaphylaktische Reaktion oder eine Überempfindlichkeitsreaktion handeln.

Um das Hitzegefühl zu reduzieren kann in den ersten 4 Tagen 325 mg Acetylsalicylsäure ohne magensaftresistenten Überzug 30 Minuten vor der Einnahme von Dimethylfumerat erfolgen. Eine solche Dauerbehandlung wird allerdings nicht empfphlen.

  Hautausschlag, Pruritus, Erythem

  Gastrointestinale Störungen

Sehr häufig kommt es zu Abdominalschmerzen, Diarrhö und Übelkeit, häufig zu Erbrechen, Dyspepsie und Gastritis. Diese Nebenwirkungen treten besonders zu Beginn der Therapie auf. Durch einen Dosisreduktion (2 x täglich 120 mg) kann versucht werden die Beschwerden zu mildern, die therapeutische Dosis von 240 mg Dimethylfumarat 2 x täglich sollte allerdings binnen eines Monats wieder aufgenommen werden.

  Progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML)

Dimethylfumarat senkt im Verlauf des ersten Behandlungsjahres die Zahl der Lymphozyten im Blut um ca. 30 %. Diese Absenkung kann zusammen mit anderen immunmodulatorischen Einflüssen von Dimethylfumarat Infektionen begünstigen. Gefürchtet ist eine Infektion mit dem John Cunningham-Virus (JCV), die zu einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML) führen kann. Deren Symptome ähneln anfangs einem akuten MS-Schub und können im Verlauf zu sehr schweren irreversiblen Behinderungen bis hin zum Tode führen.

Entgegen der anfänglichen Meinung, dass die Gefahr einer JCV-Infektion erst bei anhaltender schwerer Lymphopenie mit Lymphozyten-Zahlen unter 500/µl über einen Zeitraum von 6 Monaten besteht, scheint diese Gefahr auch schon bei einer leichten Lymphopenie mit anhaltenden Lymphozyten-Zahlen über 800/µl aber unterdem unteren Normwert zu bestehen.

Bei Patienten mit Lymphozyten-Zahlen unter dem unteren Normwert wird erhöhte Wachsamkeit empfohlen. Es sollten auch weitere Faktoren, die zu einem erhöhten PML-Risiko führen können, beachtet werden. Dies sind z. B.:
  • Die Dauer der Therapie beträgt zwischen ein und fünf Jahren.
  • Eine deutliche Abnahme der CD4- und insbesondere der CD8-T-Zellzahlen.
  • Eine vorherige immunsuppressive oder immunmodulierende Therapie.
  • Alter über 50 Jahre.

Die Symptome sind schwere neurologische und psychiatrische Störungen wie z. B. eine progrediente Schwäche auf einer Körperseite, Schwerfälligkeit von Gliedmaßen, Sehstörungen, Veränderungen des Denkens, Gedächtnisses und Orientierung, Verwirrtheit und Persönlichkeitsveränderungen.

Bei ersten Anzeichen auf eine PML ist Dimethylfumarat sofort abzusetzen und entsprechende diagnostische Untersuchungen einzuleiten. Bei dem Test auf Antikörper gegen JCV ist zu berücksichtigen, dass zum einen ein einmal negativer Antikörpertest eine zukünftige Infektion nicht ausschließt und zum anderen die Aussagekraft eines Antikörpertests bei schweren Lymphopenien eingeschränkt sein kann.

  Infektionen

Wenn ein Patient eine schwerwiegende Infektion unter der Therapie mit Dimethylfumarat entwickelt, sollte erwogen werden, die Therapie auszusetzen. Symptome einer Infektion sind dem behandelnden Arzt mitzuteilen. Bei schwerwiegenden Infektionen darf die Behandlung erst nach Abklingen der Infektion wieder aufgenommen werden.

  Störungen des Blutbildes

Häufig kommt es zur Leukopenie, selten auch zu schwerwiegenden Fällen. Unter der Therapie mit Dimethylfumarat kam es im Durchschnitt zum Absinken der Leukozytenzahl um 30 % gegenüber dem Ausgangswert. Bei einem Absinken der Leukozytenzahl unter 3.000/µl, oder anderen pathologischen Blutbildveränderungen, muss die Therapie sofort abgebrochen werden.
Häufig kommt es zu Eosinophilie.

Das Hämogramm (Blutbild) stellt die Menge der in einer Blutprobe vorhandenen Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Retikulozyten (polymorphkernige Blutkörperchen) nebeneinander dar. Beim Differentialblutbild werden sowohl quantitative als auch qualitative Parameter, wie z. B. die Form, mit herangezogen. Neben pathologischen Veränderungen können Abweichungen von den Normwerten auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen bedingt sein. Auftreten können u. a.:
  • Leukopenie: Die Gesamtzahl aller Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) im Blut ist auf unter 5.000/mm³ reduziert.
  • Leukozytose: Die Gesamtzahl aller Leukozyten im Blut ist über 10.000/mm³ erhöht.
  • Granulozytopenie: Verminderung der Anzahl der Leukozyten, insbesondere der neutrophilen Granulozyten.
  • Agranulozytose (perniziöse Neutropenie): Verminderung der Anzahl der Leukozyten (Leukopenie), die Granulozyten können komplett fehlen. Auch die Blutplättchen und das Knochenmark können betroffen sein. Eine Agranulozytose kann sich innerhalb von Stunden ausbilden und geht üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher, bei deren Auftreten der Patient darüber aufgeklärt sein muss, dass umgehend eine ärztliche Konsultation erfolgen sollte. Es wird symptomatisch therapiert; Breitbandantibiotika und Granulozyten-Koloniestimulierende Faktoren, wie Filgrastim, werden häufig in der Therapie verabreicht.
  • Eosinophilie: Erhöhung der Anzahl der eosinophilen Granulozyten im Blut. Bei allergischen Reaktionen wie dem Arzneimittelexanthem tritt dies zum Beispiel auf.
  • Thrombozytopenie: Verminderung der Anzahl der Thrombozyten unter 150.000/mm³. Durch den Mangel an Thrombozyten ist die Blutgerinnung gestört und es treten vermehrt Hämatome oder Blutungen auf.
  • Aplastische Anämie: Die Gesamtzahl aller Zellen im Blut ist reduziert (Panzytopenie). Ursache ist eine gestörte Stammzellreifung im Knochenmark.
Grundsätzlich stellen Blutbildveränderungen ernste bis lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen dar, die einer weitergehenden ärztlichen Abklärung bzw. Behandlung bedürfen.

  Proteinurie

  Transaminaseanstieg

  Haarausfall

Falls sich während der Therapie mit Dimethylfumarat ein diffuser Haarausfall ausbildet, sollte Dimethylfumarat als möglicher Auslöser in Betracht gezogen werden.

Kontraindikationen

Blutbildanomalien

Bei Blutwerten außerhalb des Normalbereiches darf die Therapie nicht begonnen werden. Bei einem Absinken der Leukozytenzahl unter 3000/µl, oder anderen pathologischen Blutbildveränderungen, muss die Behandlung abgebrochen werden.

Lymphopenie

Bei Lymphopenien (unphysiologische Erniedrigung der Lymphozytenzahl), auch bei solchen, die unter der Therapie auftreten, sollte das Medikament nicht angewendet werden, da das Risiko für Infektionen stark erhöht wird.

Schwere Leberfunktionsstörungen

Die Leber stellt das wichtigste Organ für die Biotransformation von Arzneistoffen dar. Häufig wird durch die Verstoffwechselung von Arzneistoffen deren Ausscheidung erst ermöglicht: Arzneistoffe mit Molekulargewicht über 500 können über Leber und Galle ausgeschieden werden, wohingegen man leichtere Arzneistoffe häufiger im Urin findet.

Ist die Funktion der Leber eingeschränkt, kann dies für die Arzneimitteltherapie insofern von Bedeutung sein, als dass Arzneistoffe länger im Organismus verbleiben, da die vor der Ausscheidung notwendige Biotransformation mehr Zeit beansprucht. In vielen Fällen wird daher eine Herabsetzung der Dosis oder des Dosierintervalles sowie eine Überwachung der Wirkstoffspiegel angezeigt sein, ggf. ist die Gabe des betreffenden Arzneistoffes sogar kontraindiziert. Möglich ist jedoch auch der Fall, dass ein unwirksames Prodrug durch die Leber nur verzögert oder gar nicht in die aktive Wirkform überführt werden kann.

Schwere Nierenfunktionsstörungen

Die Niere stellt das wichtigste Organ für die Ausscheidung von Arzneistoffen und deren Stoffwechselprodukten dar. Ist die Funktionsfähigkeit der Niere herabgesetzt, verbleiben Arzneistoffe und ggf. auch wirksame oder toxische Stoffwechselprodukte länger im Organismus.

Für die Arzneimitteltherapie bedeutet dies, dass bei Substanzen, die zu einem wesentlichen Teil über die Nieren aus dem Organismus entfernt werden, die Dosis des Arzneistoffes herabzusetzen und/oder die Wirkstoffspiegel genau zu überwachen sind. Gerade dann, wenn toxische Metabolite nicht mehr ausreichend über die Niere entfernt werden können, kann auch eine absolute Kontraindikation gegeben sein. Als geeignetes Maß für die Funktionstüchtigkeit der Niere hat sich die sogenannte Kreatinin-Clearance durchgesetzt.

Ob eine Dosisanpassung wegen einer Einschränkung der Nierenfunktion vorgenommen werden sollte, kann anhand folgender Faustregel abgeschätzt werden: Die Kreatinin-Clearance liegt unter 50 ml/min und der normalerweise über eine funktionstüchtige Niere ausgeschiedene Anteil der resorbierten Dosis liegt über 50-70 % (tabellierter Wert, sogenanntes Q-Null-Konzept). Verbindliche Hinweise zu dem jeweiligen Arzneistoff gibt die Fachinformation!

Kinder unter 13 Jahren

Für Kinder unter 13 Jahren liegen nur begrenzte Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit vor.

Schwangerschaft und Stillzeit

Tierexperimentelle Studien zeigten eine Reproduktionstoxizität, daher ist die Anwendung von Dimethylfumerat während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebährfähigen Alter, die nicht zuverlässig verhüten kontraindiziert. Ausserdem besteht das Risiko verminderter Fertilität. Da nicht geklärt ist, ob Dimethylfumarat in die Muttermilch übergeht, sollten Mütter während der Benhandlung mit Dimethylfumarat auf das Stillen verzichten.

Wechselwirkungen

  Fumarsäurederivate

Das Medikament darf nicht mit weiteren Fumarsäurederivaten, zum Beispiel in Salben oder Bädern, kombiniert werden, da es zu Intoxikationen durch Überschreiten der Höchstdosis kommen kann.

  Lebendvirusimpfstoffe

Die Verabreichung von Lebendvirusimpfstoffen bringt ein erhöhtes Risiko von klinischen Infektionen mit sich und sollte daher nicht erfolgen.

  Orale Kontrazeptiva

Da in vivo keine Studien zu oralen Kontrazeptiva durchgeführt wurden (und obwohl es in in vitro Studien keine Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen gab), sollte vorsichtshalber auf nicht hormonelle Verhütungsmethoden zurückgegriffen werden.

  Nephrotoxische Arzneimittel

Bei gleichzeitiger Anwendung von Dimethylfumarat und nephrotoxischen Stoffen ist die Gefahr für Nierenschädigungen erhöht. Deshalb sollte hier die Nierenfunktion besonders streng überwacht werden.
Nephrotoxische Stoffe sind z. B. Aminoglykoside wie Gentamycin und Tobramycin, Amphotericin B, Ciprofloxacin, Melphalan, Trimethoprim und Sulfamethoxazol, Vancomycin, nichtsteroidale Antiphlogistika wie Diclofenac, Naproxen und Sulindac und Histamin-H2-Rezeptorantagonisten wie Cimetidin und Ranitidin.


Nephrotoxische Arzneimittel anzeigen

  Lithium

Das Risiko einer Nierenschädigung und einer Proteinurie ist erhöht.

Zu Lithium wechseln

  Alkohol

Alkoholische Geränke (über 30 % Vol. Akohol) erhöhen die gastrointestinalen Nebenwirkungen, da sie zu einer beschleunigten Auflösung des magensaftresistenten Überzugs führen können.

Strukturformel

Strukturformel

Kommentar

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Wirkmechanismus

Der genaue Wirkmechanismus von Dimetyhlfumarat ist noch nicht bekannt.
Es wurden entzündungshemmende und immunmodulatorische Eigenschaften nachgewiesen, die auf der Reduktion der Immunzellaktivierung und nachfolgenden Freisetzung entzündungsfördernder Zytokine beruhen. Es konnte gezeigt werden, dass Dimethylfumarat und dessen wirksamer Hauptmetabolit Monomethylfumarat den NF-E2-related factor 2 aktivieren, welcher eine Schlüsselrolle beim Schutz gegen „oxidativen Stress“ der Zelle spielt. Darüber hinaus konnte kürzlich in einem Mausmodell für MS eine Aktivierung eines G-Protein gekoppelten Rezeptors (HCA2-Rezeptor) nachgewiesen werden, welcher einen Einfluß auf die Infiltration von neutrophilen Granulozyten in das Zielgewebe und damit auf die Entzündungsinitiierung hat. Inwieweit diese Ergebnisse auf den menschlichen Körper übertragen werden können ist allerdings noch nicht klar.
Weiterhin bewirkt die Gabe von Dimethylfumarat einen Switch der Lymphozyten-Population und damit von entzündungsfördernden Zytokinen aus TH1 und TH17-Zellen hin zu entzündungshemmenden Zytokinen aus TH2-Zellen.
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Patientenhinweis

In den Kapseln sind magensaftresistent überzogene Mikrotabletten enthalten. Der Überzug dient der Verminderung von Nebenwirkungen.

In einem Rote-Hand-Brief vom 09.11.2020 wurden die Empfehlungen im Zusammenhang mit Fällen von progressiver multifokaler Leukenzephalopathie (PML) bei leichter Lymphopenie aktualisiert.
Die PML ist eine durch das John-Cunningham-Virus (JCV) hervorgerufene schwere opportunistische Infektion, deren Auftreten durch Risikofaktoren wie ein verändertes oder geschwächtes Immunsystem, aber auch durch genetische und Umweltfaktoren begünstigt wird.
Entgegen der anfänglichen Meinung, dass die Gefahr einer JCV-Infektion erst bei anhaltender schwerer Lymphopenie mit Lymphozyten-Zahlen unter 500/µl über einen Zeitraum von 6 Monaten besteht, scheint diese Gefahr auch schon bei einer leichten Lymphopenie mit anhaltenden Lymphozyten-Zahlen über 800/µl aber unterdem unteren Normwert zu bestehen.
Die Symptome einer PML ähneln anfangs unglücklicherweise den Symptomen der zu behandelnden multiplen Sklerose. Es kann zu neurologischen Dysfunktionen wie motorischen Störungen, kognitiven oder psychiatrischen Störungen kommen. Die Infektion kann tödlich verlaufen oder zu einer schweren Behinderung führen.

Vor Therapiebeginn müssen folgende Punkte sichergestellt sein:
  • Abnahme eines großen Blutbilds inklusive absoluter Lymphozytenzahl
  • Eine Tecfidera-Therapie darf bei Patienten mit schwerer Lymphopenie (Lymphozytenwerte < 0,5 109/l) nicht eingeleitet werden.
  • Falls die Lymphozytenzahl unterhalb der Norm liegt, sollte vor Einleitung einer Therapie mit Tecfidera eine umfassende Abklärung möglicher Ursachen durchgeführt werden.
  • Ausgangs-Magnetresonanztomographie (MRT) als Referenz (in der Regel innerhalb von drei Monaten)
  • Beratung des zu behandelnden Patienten hinsichtlich des Risikos einer PML, über die möglichen klinischen Symptome, auf die geachtet werden soll und über die zu ergreifenden Maßnahmen, falls eines dieser Symptome auftreten sollte

Nach Therapiebeginn müssen folgende Punkte sichergestellt sein:
  • Alle drei Monate Kontrolle des großen Blutbilds inklusive absoluter Lymphozytenzahl
  • Bei einer Lymphozytenzahl <0,5x109/l über einen Zeitraum von mehr als 6 Monaten (= langanhaltende, schwere Lymphopenie) sollte wegen des erhöhten Risikos einer PML die Therapie abgesetzt werden.
  • Bei einer langanhaltenden mäßigen Lymphopenie (Lymphozytenzahl <0,8x109/l und >0,5x109/l) sollten Nutzen und Risiko der Therapie erneut überprüft werden.
  • Bei Patienten mit Lymphozyten-Zahlen unter dem unteren Normwert (leichte Lymphopenie) wird erhöhte Wachsamkeit empfohlen. Es sollten auch weitere Faktoren, die zu einem erhöhten PML-Risiko führen können, beachtet werden (siehe Kommentar zur Nebenwirkung PML).
  • Bei einer Unterbrechung der Therapie infolge einer Lymphopenie sollte der Patient bis zu einer Normalisierung der Lymphozytenwerte überwacht werden.

Weitere Hinweise:
  • Bei allen Patienten mit Verdacht auf eine John-Cunningham-Virus-Infektion ist die Therapie mit Dimethylfumarat sofort zu beenden.
  • Eine PML kann nur vorliegen, wenn eine Infektion mit dem John-Cunningham-Virus (JCV) erfolgt ist.
  • Ein negativer JCV-Antikörpertest schließt die Möglichkeit einer nachfolgenden Infektion mit JCV nicht aus.
  • Die Aussagekraft eines negativen Antikörpertests auf JCV bei einer gleichzeitig bestehenden schweren Lymphopenie wurde nicht untersucht, d. h. es kann nicht ausgeschlossen werden, dass unter diesen Bedingungen eine Infektion mit JCV besteht.

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Dosierung

Um die häufigsten Nebenwirkungen (Flush und gastroinetstinale Beschwerden) zu reduzieren kann vorrübergehend eine Dosisreduktion auf 2 x täglich 120 mg Dimethylfumarat vorgenommen werden. Die therapeutische Dosis von 2 x täglich 240 mg sollte aber innerhlab eines Monats wieder aufgenommen werden.
Die Einnahme zu den Mahlzeiten verbessert die Verträglichkeit.

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Die Wirkstoffprofile gibt es auch zum Download.

Vorteile: Offline verfügbar, Lerntools, Fortbildungen u.v.m.

Mehr erfahren Sie auf www.wirkstoffprofile.de.

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