Beim Morbus Alzheimer handelt es sich um eine neurodegenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, die i. d. R. Patienten ab dem 60. Lebensjahr betrifft. Sie gehört zum Krankheitsbild der Demenz und macht hier mit ca. 70 % die häufigste Ursache aus. Charakteristisch für diese Erkrankung ist eine progrediente Störung des Denkens, des Gedächtnisses, des emotionalen Fühlens aber auch des Handelns, der Orientierung und des Sprechens. Je nach Progredienz führt diese Krankheit im Verlaufe von mehreren Jahren zum völligen Verlust der oben genannten Fähigkeiten, sodass an der Demenz erkrankte Patienten frühzeitig kein eigenständiges Leben mehr führen können und auf fremde Hilfe angewiesen bzw. pflegebedürftig sind. Die Krankheit verläuft in verschiedenen Stadien über 12-24 Jahre. Die präklinische Phase kann zwischen 2 und 15 Jahren andauern, es schließt sich die prodromale Phase mit 3-7 Jahren Dauer an, dann das milde Stadium mit 2-6 Jahren und das moderate bis schwere Stadium beläuft sich auf 1-7 Jahre.
Pathophysiologisch liegt der Krankheit im Falle des Morbus Alzheimer ein Zelluntergang vorrangig cholinerger Neurone durch Ablagerungen sogenannter β-Amloid-Plaques zugrunde. Diese bilden sich aus einem Vorläuferprotein dem APP (Amyloid-Precursor-Protein), welches durch Sekretasen gespalten werden. Durch Mutationen in diesem APP oder den Sekretasen kommt es zu einer vermehrten Bildung dieser β-Amloid-Strukturen, welche unlöslich sind.
Erst wenn ein Großteil der Neuronen untergegangen ist, äußern sich die Symptome der Krankheit, sodass eine zielgerichtete Therapie kaum mehr möglich ist. Derzeitig eingesetzte Therapeutika haben allenfalls bremsenden aber nicht heilenden Charakter. Daher liegen viele Bestrebungen der Demenzforschung in der Frühdiagnostik.
Die Therapie umfasst ein Dementia Care Management, antidementive Behandlung, Behandlung von psychischen und Verhaltenssymptomen sowie Interventionen zur Reduktion der Belastung von Angehörigen.
Medikamentös kommen Acetylcholinesterasehemmer (Donepezil, Galantamin, Rivastigmin) und Ginkgo-Präparate zur Verbesserung von Kognition und Verrichtung von Alltagsaktivitäten bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz in Frage. Dabei sollte der Erfolg der Behandlung regelmäßig beurteilt werden und ggf. auch ein Absetzen der Medikation in Erwägung gezogen werden, wobei Acetylcholinesterasehemmer bei entsprechend guter Verträglichkeit auch langfristig und bei Verschlechterung der Symptome eingesetzt werden können (bei schwerer Alzheimer-Demenz allerdings off label).
Der Effekt von Memantin ist in frühen Stadien fraglich und wird erst bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz empfohlen. In diesem Stadium kann auch Donepezil und transdermales Rivastigmin eingesetzt werden. Auf Kombinationen von Acetylcholinesterasehemmern mit Memantin sollte in allen Stadien verzichtet werden.
Die Behandlung von psychischen und Verhaltssymptomen wie Depression, Agitation, Aggression und Schlafstörungen kann begleitend durch alle Stadien durch Bewegungstherapie, kognitive Verhaltenstherapie, kognitive Stimulation, Ergotherapie sowie Musik-, Tanz- und Berührungstherapie unterstützt werden. Keine Evidenz gibt es hier für die Behandlung von Angst, Halluzinationen, Psychosen, Vokalisierung (Rufen), Wandering, Abwehrverhalten und Nahrungsaufnahme.
Wenn der Einsatz von Psychopharmaka erforderlich ist, sollte darauf geachtet werden, dass Antidepressiva ohne anticholinerge Nebenwirkungen (z. B. Mirtazapin, Sertralin) oder einer Erhöhung der Sturzgefahr eingesetzt und die Kontraindikationen von Komorbiditäten einbezogen werden. Bei guter Wirksamkeit und Verträglichkeit ist eine Dauermedikation möglich. Bei psychotischen Symptomen ist das Mittel der Wahl möglichst niedrig dosiertes Risperidon. Haloperidol steht als Mittel der zweiten Wahl zu Verfügung und sollte auch möglichst niedrig dosiert werden. Der Einsatz von Antipsychotika sollte nicht langfristig erfolgen, da mehr Nebenwirkungen auftreten und ein negativer Effekt auf die Kognition besteht. Hier sollte monatlich ein Absetzversuch gestartet werden.
Bei Apathie kann ein Therapieversuch mit Methylphenidat gestartet werden und zur Behandlung von Schlafstörungen eigenen sich Pipamperon und Melperon.
Zur Behandlung der Urininkontinenz stehen Trospium, Darifenacin und Fesotoridin zur Verfügung. Oxybutinin und Tolterodin sollten nicht eingesetzt werden.
Um eine optimale Versorgung der Betroffenen zu gewährleisten, sollte ein Kommunikationstraining angeboten werden, in dessen Rahmen Wissen und die Fähigkeiten im Umgang mit der Erkrankung geschult werden. Außerdem sollten Komorbiditäten erfasst werden sowie regelmäßige Medikationsanalysen durchgeführt werden, bei denen vor Allem mögliche Doppelmedikationen kontrolliert werden sollten. Ein regelmäßiges Schmerzscreening sollte ebenfalls durchgeführt werden.