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          < Leuprorelin >

Leuprorelin

  

Wirkmechanismus

Zytostatikum:
Super-Agonist am GnRH-Rezeptor; dadurch schließlich Hemmung der GnRH-Freisetzung und chemische Kastration

Anwendung

Prostatakarzinom

Das Prostatakarzinom ist der häufigste bösartige Tumor beim Mann, und befindet sich an Platz drei der Krebs-bedingten Tode in Deutschland. Es handelt sich dabei um eine reine Alterserkrankung. So sind bei Männern <50 Jahre kaum Erkrankungsfälle zu verzeichnen, während bei Männern >70 Jahre bis zu 80 % eine zumindest latent maligne Entartung von Prostatagewebe aufweisen.
Wie bei anderen Krebserkrankungen, führt das Prostatakarzinom zunächst zu keinerlei Symptomen, sodass bei auftretender Symptomatik (Harnverhalt, Nykturie, Hämaturie Schmerzen) oft bereits eine Metastasierung vorrangig in umliegende Lymphknoten und Knochen stattgefunden hat.

Die aktuelle Leitlinie Protatakarzinom (2024) empfiehlt, Männer ergebnisoffen über die Vor- und Nachteile der Prostatakarzinomfrüherkennung zu beraten, insbesondere über die Aussagekraft von positiven und negativen Testergebnissen, Überdiagnosen sowie über spätere Therapieoptionen.
Männern, die nach der Aufklärung eine Früherkennungsuntersuchung wünschen, soll das Bestimmen des PSA-Wertes als Untersuchungsmethode angeboten werden. Zusätzlich kann eine digital-rektale Untersuchung durchgeführt werden. In diesem Falle tastet der untersuchende Urologe die Prostata über das Rektum ab. Dieses ist darin begründet, dass Protatatumoren primär in den äußeren Bereichen des Organs wachsen und daher gut ertastbar sind.

Beim kurativen Ansatz stehen die radikale Prostatektomie sowie Strahlentherapie im Vordergrund, wohingegen nicht kurative Ansätze im watchful waiting, Androgendeprivation (Androgenentzug), sowie medikamentösen, operativen oder Bestrahlungsmaßnahmen bestehen. Hierbei sollen der Wunsch des Patienten, das Alter und eventuelle Komorbiditäten sowie das Progressionsrisiko eine Rolle spielen.

Beim nicht metastasierten Prostatakarzinom kann die Therapie zunächst in aktiver Überwachung sowie Androgendeprivation (Androgenentzug) bestehen. Für den Hormonentzug eignen sich Bicalutamid oder GnRH-Blocker (Goserelin), Östrogene (bzw. DES=Diethylstilbestrol), sowie Abirateron und Androgenrezeptorantagonisten wie Darolutamid. Nicht empfehlenswert ist das watchful waiting bei einem PSA-Wert von > 15 ng/ml, ISUP-Gruppe 2 (bei ungünstigem Risikoprofil) bis 5, sowie bei lokal fortgeschrittenem Stadium (> cT3/4 und oder cN+).
Die lokale Therapie besteht in radikaler Prostatektomie, perkutaner Strahlentherapie, Brachytherapie (Bestrahlungsquelle direkt am Tumor), Lymphadenektomie (Lymphknotenentfernung) sowie fokaler Therapie (behandelt wird nur der Teil, der den Tumor enthält).
Beim rezidivierten oder metastasierten Prostatakarzinom bestehen zusätzliche Therapieoptionen in Chemotherapie aus meist Docetaxel basierten Schemata in Kombination mit Abirateron und Darolutamid, sowie einer angemessenen Palliativversorgung.

Die Rehabilitätion sollte multidisziplinär und mit multimodalen Therapiekonzepten erfolgen und die Therapie der Funktionsstörungen, Wiederherstellung physischer und psychischer Leistungsfähigkeit sowie die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und ggf. Erhalt der beruflichen Leistungsfähigkeit beinhalten. Bei kurativen Therapieformen sollten regelmäßig Kontrollen durchgeführt werden, die zunächst 12 Wochen nach Beendigung der Therapie sinnvoll sind und bei weiterhin asymptomatischen Patienten die nächsten 2 Jahre vierteljährlich, im 3. und 4. Jahr halbjährlich und nach 5 Jahren jährlich erfolgen.
Nach kurativer Therapie kann der Einsatz von Testosteron die Lebensqualität verbessern, eine klare Aussage zum Rezidivrisiko kann aber derzeit nicht gegeben werden.

Mammakarzinom

Das Mammakarzinom ist der häufigste maligne Tumor der Frau mit etwa 25 % aller Tumorfälle und ca. 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr. In der Regel ist nur eine Brust der Frau betroffen, wobei sich mehr als 50 % der Tumoren im äußeren oberen Quadranten der Brust antreffen lassen. 20 % entfallen auf Tumoren im Bereich der Brustwarze und die restlichen 3 Quadranten sind zu je 10 % betroffen. Auf struktureller Ebene überwiegt das duktal-invasive Karzinom. Der Tumor geht also von den Milchgängen aus. Die Ursachen für den Brustkrebs sind recht unterschiedlich. So gibt es bestimmte Mutationen des BRCA1- und 2 Gens, aber auch hormonelle Einflüsse können eine Ursache sein. Wegen der ungünstigen Prognose (frühzeitige lymphogene und hämatogene Metastasierung) bei der Entdeckung durch die Frau (in der Regel Zufallsbefunde) ist beim Mammakarzinom die Früherkennung sehr wichtig. Daher sollten Frauen regelmäßig Tastuntersuchungen der Brust durchführen, oder durchführen lassen. Ein regelmäßiges röntgenologisches Untersuchen der Brust wird in Screeninguntersuchungen bei Frauen ab dem 50. Lebensjahr durchgeführt. Umgehend einen Arzt aufsuchen sollten Frauen, welche Knoten in der Brust ertasten, die Einziehungen in der Haut oder der Brustwarze haben, sowie Frauen, welche Veränderungen an der Haut feststellen.
Die Therapie des Mammakarzinoms beinhaltet die chirurgische Entfernung des Tumorgewebes (mit oder ohne Erhalt der Brust), Bestrahlung, Polychemotherapie sowie Hormontherapie.
Die Substanz kann beim prä- und perimenopausalen Mammakarzinom eingesetzt werden, wenn eine endokrine Behandlung angezeigt ist.

Myome

Myome sind die häufigste Form gutartiger Tumoren der weiblichen Genitale, welche sowohl einzeln aber auch in größerer Anzahl in der Gebärmutter auftreten können. Es handelt sich dabei in der Regel um Tumoren die von glatten Muskelzellen ausgehen. Da diese Form von Tumor auf Östrogenstimulus wächst, kann eine chemische Kastration eine Tumorreduktion oder gar Remission bringen. Allerdings kann nach Beendigung der Therapie ein erneutes Auftreten der Erkrankung möglich sein. Es sind aber nur solche Tumoren behandlungsbedürftig, welche Komplikationen wie Schmerzen, Verstopfung etc. verursachen.
Die Behandlung kann neben der chemischen Kastration auch chirurgisch erfolgen.

Endometriose

Die Endometriose ist die zweithäufigste benigne Genitaltumorerkrankung der Frau. Pathophysiologisch liegt hier eine ektope Anlage der Gebärmutterschleimhaut vor. So kann diese im Peritoneum, an den Eileitern und Eierstöcken, am Darm und anderen Organen vorkommen. Da diese Gebärmutterschleimhaut genauso wie die natürliche im Zyklus durch Hormonstimulation wächst, kann es zu sehr schmerzhaften Zuständen während des Wachstums kommen.
Da durch die chemische Kastration der Wachstumsstimulus entzogen wird, kommt es zur Reduzierung des ektopen Gewebes. Alternativ können chirurgische Interventionen oder die rein symptomatische Therapie mittels Analgetika erwogen werden.

Dosierung

Männer:        
1 x monatlich aus 3,75 mg Leuprorelinacetat in Retardmikrokapseln oder 7,5 mg Pulver eine Suspension herstellen und diese s.c. applizieren
oder:        
Alle 3 Monate aus 11,25 mg Leuprorelinacetat in Retardmikrokapseln oder 22,5 mg Pulver eine Suspension herstellen und diese s.c. applizieren
Alle 6 Monate aus 11,25 mg Leuprorelinacetat in Retardmikrokapseln oder 22,5 mg Pulver eine Suspension herstellen und diese s.c. applizieren

Frauen:                
1 x monatlich aus 3,75 mg Leuprorelinacetat in Retardmikrokapseln oder 7,5 mg Pulver eine Suspension herstellen und diese s.c.oder i.m. applizieren
oder:
Alle 3 Monate aus 11,25 mg Leuprorelinacetat in Retardmikrokapseln oder 22,5 mg Pulver eine Suspension herstellen und diese s.c. oder i.m. applizieren

Patientenhinweis

Eine intravenöse oder intraarterielle Injektion muss vermieden werden.
Die Injektionsstelle sollte jedes Mal gewechselt werden.
Frauen sollten orale Kontrazeptiva vor Beginn der Therapie absetzten und nichthormonelle Verhütungsmethoden (z. B. Kondome) anwenden.
Eine Schwangerschaft muss vor der Therapie ausgeschlossen werden.

Nebenwirkungen

  Anfänglich verstärkte Testosteronwirkung bei Männern

Da es zu Beginn der Therapie zu einer vermehrten Gonadotropinfreisetzung kommt und damit mehr Testosteron gebildet wird, können zur Vermeidung von Nebenwirkungen bei Männern anfangs Antiandrogene gegeben werden.
Nebenwirkungen, die aufgrund des erhöhten Testosteronspiegels auftreten können, sind Harnwegsobstruktion und deren Folgen, Auftreten oder Zunahme von Knochenschmerzen, Rückenmarkdepression, Muskelschwäche in den Beinen und Lymphödeme.

  Verminderte Testosteronwirkung bei Männern

Da die Substanz die Gonadotropinfreisetzung hemmt, kommt es zu einem Abfallen des Testosteronspiegels unter das Kastrationsniveau. Dadurch können folgende Nebenwirkungen ausgelöst werden:
  • Gynäkomastie (abnorme Größenzunahme der männlichen Brust)
  • Appetitabnahme
  • Gewichtszu- oder -abnahme
  • Veränderung einer diabetischen Stoffwechsellage (Erhöhung oder Senkung des Blutzuckerspiegels)
  • Depression und Schlafstörung
  • Kopfschmerzen, Parästhesie (Fehlempfindung), Schwindel
  • Nausea (Übelkeit)
  • Knochen-, Gelenk- und Rückenschmerzen
  • Nykturie (vermehrtes nächtliches Wasserlassen) und Dysurie (erschwertes und/oder schmerzhaftes Wasserlassen)
  • Verminderung oder Verlust der Libido und der Potenz; Verkleinerung der Hoden
  • Hitzewallungen und vermehrtes Schwitzen
  • Osteoporose

  Anfänglich verstärkte Östrogenwirkung bei Frauen

Da es zu Beginn der Therapie zu einer vermehrten Gonadotropinfreisetzung kommt und damit mehr Östrogene gebildet werden, können dadurch bedingte Nebenwirkungen auftreten.
Nebenwirkungen können sein:
  • Ovarialzysten (flüssigkeitsgefüllte Geschwulste der Eierstöcke)
  • Blutung in den ersten Wochen der Behandlung mit nachfolgender Amenorrhoe (Ausbleiben der Monatsblutung)
  • Zwischenblutungen
Bei Patientinnen mit Mammakarzinom kann es zu Beginn der Therapie zu einer Verstärkung bestimmter Krankheitszeichen (z. B. Knochenschmerzen und Laborwertveränderungen) kommen. Hier ist nur eine symptomatische Therapie möglich.

  Verminderte Östrogenwirkung bei Frauen

Da die Substanz die Gonadotropinfreisetzng hemmt, kommt es zu einem Abfallen des Östrogenspiegels unter das Kastrationsniveau. Dadurch können folgende Nebenwirkungen ausgelöst werden:
  • Appetiterhöhung oder -verminderung
  • Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen, Nervosität und Schlafstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Hitzewallungen und vermehrtes Schwitzen
  • Lymphödeme
  • Kreislaufschwäche und Blutdruckveränderung (Hyper- oder Hypotonie)
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Juckreiz
  • Veränderung der Körperbehaarung
  • Akne und trockene Haut
  • Rückenschmerzen und Muskelschwäche
  • Schmierblutungen
  • Veränderungen (meist Abnahme) der Libido
  • Größenveränderung der Brust
  • Gewichtszu- oder -abnahme
  • Osteoporose

  Hyper- oder Hypotonie

Kontraindikationen

Chirurgisch kastrierte Männer

Bei chirurgisch kastrierten Männern zeigt die Substanz keine Wirksamkeit und ist daher kontraindiziert.

Prämaligne/maligne Veränderungen des Endometriums

Schwangerschaft und Stillzeit

Die Substanz ist in der Schwangerschaft kontraindiziert, da bekannt ist, dass sie beim Menschen embryotoxisch und/oder teratogen wirken kann.

Von der Substanz ist nicht bekannt, ob sie in die Muttermilch übergeht.

Wechselwirkungen

Strukturformel

Strukturformel

Kommentar

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Wirkmechanismus

Tumoren zeichnen sich im Gegensatz zu gesundem Gewebe dadurch aus, dass sie:
  • unabhängig von Wachstumssignalen sind
  • insensitiv für hemmende Wachstumssignale sind
  • Apoptose (programmierter Zelltod) umgehen oder vermeiden
  • sich das Potential zur unbegrenzten Replikation aneignen
  • die Versorgung mit Blutgefäßen induzieren (Angiogenese)
  • infiltrierend wachsen und metastasieren.

Durch Zytostatika wird die Zellteilung gehemmt. Dabei schlägt die Therapie um so effektiver an, je schneller der Tumor wächst. Dies liegt daran, dass die Chemotherapeutika besonders gut auf proliferierende Zellen wirken, also auf Zellen, die noch nicht ausdifferenziert sind und sich nicht in der Ruhe-Phase befinden.
Je nach Angriffspunkt im Zellzyklus werden phasenspezifische und phasenunspezifische Substanzen unterschieden. Phasenspezifische Substanzen wirken nur in einzelnen Phasen des Zellzyklus. So wirken z. B. Antimetaboliten in der S-Phase, in der die DNA-Replikation stattfindet, und Mitosehemmstoffe in der Mitose-Phase. Phasenunspezifisch wirken z. B. Antrazykline und Alkylantien. Dennoch ist ihre Wirksamkeit auf proliferierende Zellen deutlich höher als auf ruhende.
Durch die Zytostatika werden die Tumorzellen eliminiert, indem die Apoptose induziert wird. Diese ist allerdings abhängig vom Tumorsuppressorprotein p53, dessen kodierende Gene geschädigt sein können, wodurch eine Tumorresistenz gegen Chemotherapeutika ausgelöst werden kann.
GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon, Synonym: Gonadoliberin, Gonadorelin oder LHRH = Luteinisierendes-Hormon-Releasing-Hormon) ist ein Peptidhormon, das aus 10 Aminosäuren besteht. Es wird im Hypothalamus gebildet und pulsatil alle 90-120 Minuten freigesetzt. Diese pulsatile Freisetzung ist Voraussetzung dafür, dass Gonadotropine (z. B. LH = Luteinisierendes Hormon und FSH = Follikelstimulierendes Hormon) aus der Hypophyse freigesetzt werden können. Die Gonadotropine steuern die Biosynthese der Sexualhormone.
Werden die GnRH-Rezeptoren in der Hypophyse nun stetig durch einen Superagonisten wie Leuprorelin, Goserelin, Buserelin oder Triptorelin besetzt, so kommt es anfangs zu einer vermehrten Freisetzung von Gonadotropinen. Da die Pulsatilität aber nicht mehr gegeben ist, erfolgt eine Desensibilisierung der Rezeptoren durch eine Rezeptorinternalisierung (es stehen weniger Rezeptoren zur Bindung zur Verfügung) wodurch die Gonadotropinspiegel abfallen. Dies hat zur Folge, dass die Testosteron- und Östrogenspiegel unter das Kastrationsniveau abfallen.
Liegen hormonabhängige Tumoren vor, so kann auf die oben beschriebene Weise deren Wachstum gehemmt werden.
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Patientenhinweis

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Dosierung

Bei der Therapie des Prostatakarzinoms sollte die Therapie bei einer Remission nicht abgebrochen, sondern fortgeführt werden.
Bei einer Therapiedauer von mehr als sechs Monaten sollten bei Frauen zusätzlich täglich 5 mg Norethisteronacetat als sog. add-back-Therapie gegeben werden.
Eine intravenöse oder intraarterielle Injektion muss vermieden werden.
Die Injektionsstelle sollte jedes Mal gewechselt werden.
Da es zu Beginn der Therapie zu einer vermehrten Gonadotropinfreisetzung kommt, können zur Vermeidung von Nebenwirkungen bei Männern anfangs Antiandrogene gegeben werden.
Die Applikation des 6-Monatsdepots sollte nach je 24-26 Wochen erfolgen.

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Vorteile: Offline verfügbar, Lerntools, Fortbildungen u.v.m.

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