Semaglutid ist indiziert als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität zur Gewichtsregulierung, einschließlich Gewichtsabnahme und Gewichtserhaltung.
Für Erwachsene gilt diese Indikation ab einem BMI > 30 oder bei einem BMI > 27, wenn mindestens eine gewichtsbedingte Begleiterkrankung vorliegt.
Für Jugendliche gilt diese Indikation in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und BMI (BMI-Perzentile > 95).
Bei der Adipositas handelt es sich um eine Vermehrung des Körperfetts, die über das Normalmaß hinaus geht, wobei man erst ab einem BMI (Body-Maß-Index, Quotient aus Gewicht und Körpergrößer zum Quadrat) von > 30 von Adipositas spricht. Da das Fettverteilungsmuster eine Rolle für das metabolische und kardiovaskuläre Gesundheitsrisiko spielt, ist das viszerale Fettdepot von besonderem Interesse. Bei einem Taillenumfang von mehr als 88 cm bei Frauen und mehr als 102 cm bei Männern spricht man von abdomineller Adipositas.
Als ursächlich gelten familiäre Disposition und genetische Ursachen, der Lebensstil (Bewegungsmangel, Fehlernährung, Essstörung), Schlafmangel und Stress, depressive Erkrankungen, niedriger Sozialstatus, endokrine Erkrankungen und auch Medikamente (u. a. Antidepressiva, Neuroleptika, Antidiabetika, Glukokortikoide, Kontrazeptiva und Betablocker).
Obwohl die Prävalenz der Adipositas in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen hat (1998: Männer 18,8 % und Frauen 21,7 %. 2011: Männer 23,3 % und Frauen 23,9 %) und sie ein Risikofaktor für viele Erkrankungen darstellt, ist sie in unserem Gesundheitssystem noch nicht als Krankheit anerkannt. Die Kosten in Zusammenhang mit Adipositas belaufen sich jährlich auf ca. 15 Mrd. Euro, wobei das meiste davon für die Behandlung von Folgeerkrankungen aufgebracht werden muss. Zusätzliche indirekte Kosten entstehen durch Arbeitsunfähigkeit durch Krankheit und vorzeitiger Erwerbsunfähigkeit.
- Eine vorliegende Adipositas erhöht das Auftreten von Rückenschmerzen und Unfruchtbarkeit sowie das Krebsrisiko um das ein- bis zweifach.
- Koronare Herzkrankheit, Dyslipidämie, Hypertonie und Gicht kommen 2–3-mal häufiger vor.
- Das Risiko an Diabetes mellitus, Cholezystolithiasis, Insulinresistenz, Fettleber oder Schlaf-Apnoe-Syndrom zu erkranken sind mehr als 3-fach erhöht.
Als Präventionsmaßnahmen sind in erster Linie Bewegungsmaßnahmen und regelmäßige Gewichtskontrollen ratsam. Außerdem sollte auf energiedichte Lebensmittel, Fast-food, Alkohol, Rauchen und zuckerhaltige Softdrinks verzichtet werden.
Bei Einleitung der Therapie sollte eine umfassende Anamnese erhoben werden. Dazu gehören Gewichts- und Familienanamnese, frühere Therapieversuche, Ernährungsgewohnheiten, Essverhalten, Bewegungsaktivität, Motivation und eine psychosoziale Anamnese. Außerdem sollte im Vorfeld eine klinische Untersuchung (EKG, Sonographie, Herzecho,…) erfolgen bei der auch wichtige Blutwerte, wie Nüchternblutzucker, HbA1c, HDL- und LDL-Cholesterin, Triglyceride, Harnsäure, Kreatinin und Elektrolyte sowie TSH bestimmt werden.
Das Basisprogramm der Adipositas-Behandlung besteht aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie und umfasst nicht nur die Gewichtsreduktion, sondern auch eine langfristige Stabilisierung des Gewichtsverlustes. Zudem sollten Gewichtsreduktionsprogramme angeboten werden. Wenn durch die genannten Maßnahmen keine ausreichende Gewichtsabnahme erzielt werden konnte, kann eine adjuvante medikamentöse Therapie mit Orlistat begonnen werden. Diese sollte nur fortgesetzt werden, wenn innerhalb der ersten 4 Wochen eine Gewichtsreduktion von mindestens 2 kg nachweisbar ist. Bei Patienten mit Typ-II-Diabetes und unzureichender glykämischer Kontrolle unter Metformin kann empfohlen werden GLP-1-Agonisten und SGLT-2-Hemmer anstelle von Sulfonylharnstoffen und Gliniden zu verwenden. Es ist jedoch anzumerken, dass zwar eine Zulassung der GLP-1-Agonisten bei einem BMI von > 30 besteht, aber die aktuelle Leitlinie (Stand 2014) nur den Einsatz von Orlistat empfiehlt.
Wenn eine extreme Adipositas besteht, deren Behandlung mit konservativen Maßnahmen nicht zum Ziel geführt hat, kann ein adipositaschirurgischer Eingriff erfolgen, wenn die Chance besteht, eine Verbesserung der Komorbiditäten und Steigerung der Lebensqualität zu erreichen. Details zur bariatrischen Chirurgie finden sich in der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie.
Da die Patienten sehr häufig zu ihren alten Gewohnheiten und Ernährungsweisen zurückkehren ist ein besonders hoher Stellenwert auf die Langzeitbehandlung und gute psychologische Begleittherapie zu legen, um die dauerhafte Gewichtsreduktion zu gewährleisten.