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          < Simvastatin >

Simvastatin

  

Wirkmechanismus

HMG-CoA-Reduktase-Hemmer: Unterdrückung der Cholesterinneusynthese

Anwendung

Hypercholesterinämie

Die Hypercholesterinämie gehört zu den Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämien) und beschreibt den klinischen Befund eines Gesamt-Cholesterin-Werts im Blut über 200 mg/dl mindestens 12 Stunden nach der letzten Mahlzeit (= Nüchtern-Blutabnahme). Das Gesamt-Cholesterin kann in das Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-C, normal 70-160 mg/dl) und High-Density-Lipoprotein (HDL-C, normal 35-65 mg/dl) eingeteilt werden. Für die Therapie hat sich die Einteilung in primäre und sekundäre Hypercholesterinämien bewährt. Die primäre Hypercholesterinämie geht auf Gendefekte zurück. Sie wird noch einmal in die familiäre und nicht-familiäre (mit mehreren Veränderungen in der Erbinformation = polygene) Form eingeteilt. Die Gendefekte führen zu funktionsbeeinträchtigten LDL-Rezeptoren auf den Leberzellen (= Hepatozyten), die für die Aufnahme des LDL-Cholesterins aus dem Blut sorgen sollen. Der Erbgang ist autosomal-dominant. Bei der homozygoten Form kommt es schon sehr frühzeitig zu den nachfolgend erwähnten kardiovaskulären Erkrankungen.
Die sehr viel häufigere sekundäre Hypercholesterinämie (ca. 70 %) ist Folge eines anderen Risikofaktors wie Überernährung, Adipositas oder Schwangerschaft bzw. Folge einer anderen Erkrankung wie Diabetes, Bauchspeicheldrüsenentzündung (= Pankreatitis), Schilddrüsenunterfunktion (= Hypothyreose), Alkoholismus, Magersucht (= Anorexia nervosa) oder chronische Niereninsuffizienz. Auch bestimmte Arzneistoffe wie Corticoide zur Immunsuppression, Kontrazeptiva oder HIV-Therapeutika können zu Fettstoffwechselstörungen führen.
Dyslipidämien sind neben anderen Faktoren wie Alter, männliches Geschlecht, Rauchen, mangelnde Bewegung, Ernährungsgewohnheiten, Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck ein bedeutender Risikofaktor für das Entstehen von kardiovaskulären Gefäßerkrankungen auf dem Boden einer Arteriosklerose wie z. B. koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Schlaganfall, Aortenaneurysma und periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Daher ist es ein großes Ziel im Gesundheitswesen, diese Patienten frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln.

Zur Diagnostik muss neben der Bestimmung vom Gesamtcholesterin (normal bis 200 mg/dl) und LDL-Cholesterin (normal zwischen 70-160 mg/dl) das kardiovaskuläre 10-Jahres-Risiko des Patienten mit Hilfe von auf Basis epidemiologischer Studien erstellter SCORE-Chart-Tabellen (SCORE = Systemic Coronary Risc Evaluation) bestimmt werden. Den Laborwerten sowie Angaben des Patienten zu kardiovaskulären Risikofaktoren (Alter, Geschlecht, Raucherstatus, Blutdruck, Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin) werden jeweils die entsprechenden Werte aus diesen Chart-Tabellen zugeordnet. Am Ende erhält man einen Wert in Prozent, der das 10-Jahres-Risiko des Patienten angibt, innerhalb dieser Zeitspanne eine kardiovaskuläre Erkrankung zu bekommen. Leider gibt es keinen einheitlichen SCORE-Chart in den verschiedenen Leitlinien. Es gibt z. B. den sog. Framingham-, Procam- oder den ESC-SCORE (= European Society of Cardiology). Im Internet finden sich Algorithmen zur entsprechenden Berechnung. Auf einige Schwächen von den erwähnten Chart-Tabellen sei jedoch hingewiesen: Neben den oben angeführten „harten“ kardiovaskulären Risikofaktoren müssen unter Umständen weitere Risikofaktoren wie z. B. Bewegungsarmut, Adipositas, Diabetes, besonders junges Alter, positive Familienanamnese bezüglich kardiovaskulärer Ereignisse, oben angeführte Arzneistoffklassen (Kontrazeptiva, Corticoide, etc.) oder Niereninsuffizienz stärker berücksichtigt werden. Im ESC-SCORE werden die Patienten daher vor der jeweiligen Berechnung des kardiovaskulären Risikos noch einmal in Hoch- und Niedrig-Risiko-Patienten eingeteilt. Weiterhin muss bedacht werden, dass die jeweiligen Grenzen innerhalb der Chart-Tabellen trotz der Erstellung anhand epidemiologischer Studien willkürlich gesetzt wurden.

Die Versorgung von Hochrisikopatienten ist trotz steigender Verordnungszahlen nach wie vor mangelhaft. Die Entscheidung zu einer medikamentösen Therapie der Hypercholesterinämie wird nach wie vor sehr kontrovers diskutiert. Während es zur Sekundärprävention kardiovaskulärer Ereignisse sehr valide Studiendaten gibt, ist die Studienlage zur Primärprävention hinsichtlich Morbidität und Mortalität nicht eindeutig. Eine sichere Empfehlung kann hier erst bei einem kardiovaskulären Risiko >20 % ausgesprochen werden. Unstrittig ist, dass sekundäre Risikofaktoren wie z. B. Diabetes oder Bluthochdruck konsequent behandelt werden müssen. Weiterhin sollte bei zu hohen Cholesterin-Werten eine entsprechende Diät und mehr Bewegung bzw. altersgerechter Sport angeraten werden. Bei sehr hohen Cholesterin-Werten muss immer auch an eine primäre Hypercholesterinämie gedacht und entsprechende genetische Untersuchungen veranlasst werden. Primäre Hypercholesterinämien müssen bei Diagnosestellung konsequent medikamentös behandelt werden. Bei der Primärprävention sekundärer Hypercholesterinämien sollte die Frage einer medikamentösen Therapie bei entsprechenden Cholesterin-Werten als den therapieleitenden Surrogatparametern und einem kardiovaskulären Risiko über 20 % sehr intensiv diskutiert werden (z. B. „arriba“-Hausarzt-Modell).

Die entscheidende Arzneistoffklasse zur medikamentösen Therapie einer Hypercholesterinämie sind die Statine wie z. B. Simvastatin. Sie vermindern das LDL-Cholesterin im Blut und haben in Studien gezeigt, dass sie in der Sekundärprophylaxe die Mortalität und Morbidität senken. Zum Einsatz von Statinen gibt es verschiedene Herangehensweisen. Das am besten durch Studien belegte Vorgehen ist die sog. „fire-and-forget-Strategie“, bei der dem Patienten eine Standarddosis wie z. B. 20 mg Simvastatin verordnet wird. Bei der durch die ESC empfohlenen sog. „treat-to-target-Strategie“ wird die Dosis des Statins so lange erhöht, bis ein dem gemessenen Risiko-Score entsprechender LDL-Zielwert erreicht ist. Diese Methode ist durch die vermehrten Arztbesuche und Laboruntersuchungen deutlich teurer. Neuerdings taucht immer häufiger auch die Variante der prozentualen LDL-Senkung des jeweiligen Ausgangswertes um 30-50 % bzw. bei Hochrisikogruppen um über 50 % auf. In diesem Kontext kann man die einzelnen Statine in mittel- und hochpotente Statine einteilen. Zu den hochpotenten Statinen zählt man Atorvastatin und Rosuvastatin, weil sie den Ausgangs-LDL-Wert in entsprechender Dosierung um über 50 % senken können. Bei Statin-Intoleranz oder nicht ausreichender LDL-Senkung bei höchstmöglicher Statin-Dosis muss eine Kombination bzw. Sekundärtherapie mit dem Austauscherharz Colestyramin und/oder Nicotinsäure erfolgen. Sie senken das LDL-Cholesterin deutlich weniger und haben ein ungünstigeres Nutzen-Risiko-Profil, weshalb sie Mittel der 2. Wahl sind. Auch für den Cholesterinresorptionshemmer Ezetimib gibt es sowohl für die Mono- als auch die Kombinationstherapie keinerlei Nutzenbelege. Weiterhin sei –insbesondere bei primären Hypercholesterinämien- auf die Möglichkeit einer Lipidapherese verwiesen, bei der direkt aus dem Blut bzw. Plasma LDL-Cholesterin und Triglyceride entfernt werden. Im Juli 2015 ist mit Evolocumab eine neue Wirkstoffklasse auf den Markt gekommen. Evolocumab ist ein humaner monoklonaler IgG2-Antikörper, der selektiv mit hoher Affinität an das Enzym Proproteinkonvertase-Subtilisin/Kexin-Typ-9 (PCSK9) bindet und den Abbau von LDL-Rezeptoren in der Leber verhindert. Evolocumab ist derzeit nur für schwere Formen der Hypercholesterinämie, bei Therapieversagen der anderen Cholesterinsenker oder der homozygot familiären Hypercholesterinämie zugelassen.

Die im Jahr 2013 veröffentlichte Cholesterin-Leitlinie der kardiologischen Fachgesellschaften American Heart Association (AHA) und American College of Cardiology (ACC) behält den LDL-C-Wert als therapieleitenden Surrogatparameter bei und empfiehlt eine medikamentöse Cholesterin-Senkung in noch höherer Breite und Intensität als bisher. Da diese Empfehlungen teilweise nicht durch Studien belegt wurden und nach den derzeitigen Arzneimittelrichtlinien eine Kostenerstattung zur Primärprävention erst ab einem kardiovaskulären Risiko von 20 % erfolgt, bleibt abzuwarten, inwieweit sich diese neueren Empfehlungen auf die Therapie in Deutschland auswirken werden.

Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse

Neben der Senkung erhöhter Blutfettwerte haben Statine in klinischen Studien eine lebensverlängernde Wirkung in der Sekundärprävention bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) oder symptomatischer Arteriosklerose-Manifestation (Durchblutungsstörungen, Niereninsuffizienz) bewiesen. Sie gehören daher zu den meistverordneten Arzneistoffgruppen überhaupt. Auch Patienten mit Diabetes mellitus oder Bauchaortenaussackung, dem sogenannten Bauchaortenaneurysma, sollten aufgrund ihres hohen kardiovaskulären Risikos im Sinne einer Sekundärprävention mit Statinen behandelt werden.

Zur Diagnostik und Wahl der medikamentösen Therapie muss neben der Bestimmung vom Gesamtcholesterin (normal bis 200 mg/dl) und LDL-Cholesterin (normal zwischen 70-160 mg/dl) das kardiovaskuläre 10-Jahres-Risiko des Patienten mit Hilfe von auf Basis epidemiologischer Studien erstellter SCORE-Chart-Tabellen (SCORE = Systemic Coronary Risc Evaluation) bestimmt werden. Den Laborwerten sowie Angaben des Patienten zu kardiovaskulären Risikofaktoren werden jeweils die entsprechenden Werte aus diesen Chart-Tabellen zugeordnet.
In den SCORE fließen ein:
  • Alter (mit steigendem Alter nimmt das Risiko zu.)
  • Geschlecht (Männer haben ein höheres Risiko als Frauen.)
  • arterielle Hypertonie (mit steigendem Blutdruck nimmt das Risiko zu.)
  • Gesamt-Cholesterol (mit steigendem Cholesterolspiegel nimmt das Risiko zu)
  • Rauchen (durch Rauchen steigt das Risiko.)

Am Ende erhält man einen Wert in Prozent, der das 10-Jahres-Risiko des Patienten angibt, innerhalb dieser Zeitspanne eine kardiovaskuläre Erkrankung zu bekommen.
Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen, Diabetes, Zielorganschäden (z. B. Nierenschäden), familiärer Hypercholesterinämie oder bei Häufung von Risikofaktoren gehören jedoch automatisch zur Gruppe mit sehr hohem kardiovaskulärem Risiko, die in jedem Fall eine lipidsenkende Behandlung erhalten soll. Selbstverständlich müssen auch die Vorerkrankungen selber konsequent behandelt werden.
Die Versorgung von Hochrisikopatienten ist trotz steigender Verordnungszahlen nach wie vor mangelhaft. Die Entscheidung zu einer medikamentösen Therapie der Hypercholesterinämie wird nach wie vor sehr kontrovers diskutiert. Während es zur Sekundärprävention kardiovaskulärer Ereignisse sehr valide Studiendaten gibt, ist die Studienlage zur Primärprävention hinsichtlich Morbidität und Mortalität nicht eindeutig.  

In Kenntnis bereits bestehender kardiovaskulärer Erkrankungen (d. h. in der Sekundärprävention) und unter Einbeziehung der oben genannten Risikofaktoren (z. B. in der Primärprävention) wird in der Therapie mit Statinen derzeit kontrovers diskutiert, ob man auf einen gewünschten LDL-Wert titriert (auch die Zielwerte sind je nach Fachgesellschaft unterschiedlich!) und dabei höhere Nebenwirkungsraten in Kauf nimmt (treat to target), oder ob man eine Standarddosierung ohne weitere Kontrolle des LDL-Wertes wählt (sogenanntes „fire and forget“ Prinzip, zu Deutsch „abfeuern und vergessen“). Dementsprechend sind auch die Empfehlungen unterschiedlicher Fachgesellschaften in der Cholesterin-senkenden Therapie sehr variabel. So zielen unter anderem die deutsche kardiologische Gesellschaft und die deutsche Diabetesgesellschaft auf einen Zielwert < 100mg/dl LDL ab, während die Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin die "fire and forget" Strategie empfiehlt. In diesem Kontext zeigte die SEARCH-Studie mit über 12000 Probanden, dass die eskalierende Dosisstrategie bei einer Vielzahl an klinischen Endpunkten nur einen nicht-signifikanten Vorteil gegenüber der "fire and forget"-Strategie hat, allerdings mit deutlicher Zunahme der unerwünschten Arzneimittelwirkungen einhergeht. Daher lautet auch die Empfehlung der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, einer "fire and forget" Strategie zu folgen. Allerdings darf man hierbei nicht außer Acht lassen, dass Patienten mit erblicher Hypercholesterinämie oder sehr hohem kardiovaskulärem Risiko und bereits vorhandenen kardiovaskulären Problemen mit dieser Strategie Gefahr laufen, unterversorgt zu sein, so dass hier eine Zielwert-orientierte Therapie sinnvoller erscheint.
In der 2016 aktualisierten Europäischen Leitlinie zum Management bei Dyslipidämie der Europäischen Kardiologie-Gesellschaft (ESC) und der Europäischen Atherosklerose-Gesellschaft (EAS) wird dennoch auch in der Primärprävention eine Senkung des LDL auf bestimmte Zielwerte (treat to target) empfohlen: Für Patienten mit sehr hohem Risiko auf einen Zielwert von < 70 mg/dl oder eine Reduktion um 50 %, wenn der Ausgangswert zwischen 70 und 135 mg/dl lag; für Patienten mit hohem Risiko auf einen Zielwert von < 100 mg/dl oder eine Reduktion um 50 %, wenn der Ausgangswert zwischen 100 und 200 mg/dl lag. Es werden HMG-CoA-Reduktasehemmer (Statine) empfohlen.

Auch wenn sich klinisch keine Hinweise auf Unterschiede im Vergleich der Wirksamkeit der verschiedenen Statine ergeben haben, müssen nicht alle Arzneimittel aus der Gruppe der Statine das identische Zulassungsspektrum aufweisen. So fehlt in den auf dem Markt befindlichen Arzneimitteln mit dem Wirkstoff Lovastatin bislang der Hinweis auf den Einsatz zur kardialen Risikoreduktion. Fluvastatin besitzt die Zulassung auch zur Sekundärprävention schwerwiegender kardialer Ereignisse nach einer Herzkathetertherapie.

Dosierung

1 x täglich 5-80 mg peroral

Patientenhinweis

Eine effektive Senkung des Cholesterinspiegels ist nur durch die Anwendung des Arzneimittels im Rahmen einer cholesterinreduzierten Diät gegeben.
Bei unerklärlichen Muskelschmerzen sollte der Arzt konsultiert werden.
Es sollte kein Grapefruitsaft getrunken werden.
Die Einnahme sollte abends erfolgen.

Nebenwirkungen

  Erkrankungen der Muskulatur

Unter der Therapie mit HMG-CoA-Reduktasehemmern können häufig Myalgien (Muskelschmerzen) und Myopathien (entzündliche oder degenerative Muskelerkrankungen), selten bis hin zur Rhabdomyolyse auftreten. Die unerwünschte Arzneimittelwirkung der Rhabdomyolyse bezeichnet einen Muskelzelluntergang in der Skelett- und Herzmuskulatur. Eine Rhabdomyolyse kann zu akutem Nierenversagen mit hoher Letalität führen. Das Risiko ist dabei dosisabhängig, bei guter pharmazeutischer Betreuung jedoch sehr gering.

Verursacht werden die Muskelerkrankungen durch diejenige Fraktion des Arzneistoffes, die den eigentlichen Wirkort Leber verlässt und in die systemische Zirkulation gelangt. Dies kann z. B. durch Dosiserhöhungen oder auch die unsachgemäße Kombination von Atorvastatin, Lovastatin oder Simvastatin mit CYP-3A4-Inhibitoren wie Erythromycin geschehen. Auch Substanzen mit hoher systemischer Bioverfügbarkeit können dementsprechend ein ungünstigeres Sicherheitsprofil aufweisen, wie es beim aus diesem Grund nicht mehr auf dem Markt befindlichen Cerivastatin (Lipobay) der Fall war.

  Kopfschmerzen, Schwäche

  Schlafstörungen

Es kann gelegentlich zu Schlafstörungen, einschließlich Schlaflosigkeit und Albträumen kommen.

  Gastrointestinale Beschwerden

Gerade zu Beginn der Behandlung kommt es häufig zu Verstopfung, Blähungen, Dyspepsie, Übelkeit oder Durchfall.

  Sehstörung

Innerhalb der Gruppe der Statine hat sich mittlerweile gezeigt, dass es vermehrt zu Sehstörungen kommt. Dieses tritt je nach Substanz gelegentlich bis selten auf. Ursächlich hierfür scheint eine Schwäche der Augenmuskulatur zu sein, und ist nach Absetzten der Substanzen reversibel.

  Exanthem

  Schwerwiegende Hauterkrankungen

Im Rahmen einer Überempfindlichkeitsreaktion kann es zu schweren Hauerkrankungen wie angioneurotisches Ödem, bullöses Exanthem einschl. Erythema multiforme,
Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse (Lyell-Syndrom) kommen.

  Diabetes mellitus

Diabetes mellitus stellt eigentlich einen der Risikofaktoren dar, bei dem Statine zur Primärprävention kardialer Ereignisse indiziert sein können. Es gibt aber Hinweise darauf, dass Statine als Substanzklasse den Blutzuckerspiegel erhöhen und zu einer geringen Erhöhung neuer Diabetesdiagnosen führen. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis ist aber im Rahmen der Sekundärprävention als positiv einzuschätzen, die Statin-Therapie sollte nicht abgebrochen werden.

  Hepatitis, Ikterus, Leberversagen

Statine können zu einer Erhöhung der Transaminasespiegel führen. Selten bzw. sehr selten kann es zu Hepatitis oder Leberversagen kommen. Daher sollte kein oder nur wenig Alkohol getrunken werden.

Kontraindikationen

Gleichzeitige Einnahme von CYP3A4 Inhibitoren

Das Risiko für eine Myopathie ist abhängig von der Dosis des HMG-CoA-Reduktasehemmers. Durch CYP3A4 Inhibitoren steigt die Plasmakonzentration und damit das Myopathierisiko.

Patienten mit Risikofaktoren für eine Rhabdomyolyse

Bei diesen Patienten sollten Statine nur unter Vorsicht angewendet werden. Es ist ratsam, die Patienten sorgfältig zu überwachen. Risikofaktoren können sein:

  • Alter über 70 Jahren
  • Nierenfunktionsstörung
  • unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion
  • früher aufgetretene Muskelbeschwerden bei der Behandlung mit Statinen oder Fibraten, in der eigenen oder familiären Krankengeschichte
  • Alkoholmissbrauch

Lebererkrankungen, erhöhte Serum-Transaminasen

Die Leber stellt das wichtigste Organ für die Biotransformation von Arzneistoffen dar. Häufig wird durch die Verstoffwechselung von Arzneistoffen deren Ausscheidung erst ermöglicht: Arzneistoffe mit Molekulargewicht über 500 können über Leber und Galle ausgeschieden werden, wohingegen man leichtere Arzneistoffe häufiger im Urin findet.

Ist die Funktion der Leber eingeschränkt, kann dies für die Arzneimitteltherapie insofern von Bedeutung sein, als dass Arzneistoffe länger im Organismus verbleiben, da die vor der Ausscheidung notwendige Biotransformation mehr Zeit beansprucht. In vielen Fällen wird daher eine Herabsetzung der Dosis oder des Dosierintervalles sowie eine Überwachung der Wirkstoffspiegel angezeigt sein, ggf. ist die Gabe des betreffenden Arzneistoffes sogar kontraindiziert. Möglich ist jedoch auch der Fall, dass ein unwirksames Prodrug durch die Leber nur verzögert oder gar nicht in die aktive Wirkform überführt werden kann.

Kinder und Jugendliche

Die Anwendung wird aufgrund mangelnder Erfahrungen nicht empfohlen.

Schwangerschaft und Stillzeit

Die Substanz ist in der Schwangerschaft kontraindiziert, da keine ausreichenden Daten zur Anwendung beim Menschen vorliegen.
Da die Substanz zudem der langfristigen Behandlung einer chronischen Erkrankung dient, sollte eine Unterbrechung der Therapie während einer Schwangerschaft im Allgemeinen kaum Auswirkungen auf das mit der primären Hypercholesterinämie verbundene Langzeitrisiko haben.

Von der Substanz ist nicht bekannt, ob sie in die Muttermilch übergeht.

Wechselwirkungen

  Fibrate

Es liegt eine pharmakodynamische Wechselwirkung vor, die die Inzidenz von Myopathien und Rhabdomyolysen erhöht.

Fibrate anzeigen

  Vitamin-K-Antagonisten

Die Prothrombinzeit sollte zu Beginn, am Ende der Therapie und bei Dosisänderungen engmaschig bestimmt werden.

Vitamin-K-Antagonisten anzeigen

  CYP3A4-Inhibitoren

Die Cytochrom P450-Enzyme (kurz CYP) sind maßgeblich an der Biotransformation von Arzneimitteln beteiligt. CYP-Enzyme sind mischfunktionelle Monooxygenasen, d. h. sie führen ein Sauerstoffatom in das zu transformierende Molekül ein. Durch diese Reaktionen (z. B. Hydroxylierung, N- und S-Oxidation, N- und O-Desalkylierung, Desaminierung) werden die Moleküle hinsichtlich einer leichteren Eliminierbarkeit funktionalisiert. Die CYP-Enzyme weisen eine breite Substratspezifität auf und sind damit für die Biotransformation von vielen, auch strukturell unterschiedlichen Arzneistoffen von Bedeutung. Sowohl der Dünndarm als auch die Leber sind im Bezug auf die CYP-Enzyme die Schlüsselorgane, wobei letztere den höchsten CYP-Enzym-Gehalt aufweist. Häufig sind bestimmte CYP-Enzyme durch Arzneistoffe, aber auch durch Nahrungsbestandteile und Umweltgifte induzier- oder hemmbar. Von größter Bedeutung für die Metabolisierung von Arzneistoffen ist das Isoenzym 3A4.

Zur Gruppe der Arzneistoffe, die Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 hemmen, gehören Ciclosporin, Tacrolimus, Isoniazid, Aprepitant, Cimetidin, Chloramphenicol, Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol, Clotrimazol), Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin, NICHT Azithromycin), Virostatika (Delaviridin, Indinavir, Ritronavir, Nelfinavir), Diltiazem, Verapamil, Nifedipin, Felodipin u. a. Auch einige Lebensmittel wie z. B. Grapefruitsaft oder Sternfrucht (Karambole) hemmen CYP3A4. Eine besonders starke Hemmung des Isoenzyms 3A4 können z. B. Azolantimykotika und Virustatika hervorrufen.

Zur Gruppe der Induktoren von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 gehören: Virostatika (Efavirenz, Nevirapin), Barbiturate (Phenobarbital), Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskrautextrakte, Oxcarbazepin, Rifabutin.

U. a. werden folgende Arzneistoffe über das Isoenzym 3A4 metabolisiert und daher als Substrate von CYP 3A4 bezeichnet: Benzodiazepine (Alprazolam, Diazepam), Calciumantagonisten (Nifedipin, Amlodipin), HMG-CoA-Reduktasehemmer (Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin; NICHT Fluvastatin und Pravastatin), Phosphodiesteradeinhibitoren (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil), Alfuzosin, Cabergolin, Ciclosporin, Indinavir, Montelukast.

CYP3A4-Inhibitoren anzeigen

  Alkohol

Bei Patienten mit erhöhtem Alkoholkonsum sollte nur unter strenger Indikationsstellung mit Statinen therapiert werden, da diese ein eigenes hepatotoxisches Potential haben und damit ein synergistischer Effekt auftreten kann. Bei schweren Alkohol-induzierten Leberschäden sind Statine in der Therapie einer Hyperlipidämie kontraindiziert.

  Grapefruitsaft

Grapefruitsaft enthält unter anderem das Bioflavonoid Naringin, welches im Darm zu Naringenin und Naringinglucuronid metabolisiert wird. Diese Metabolisierungsprodukte sind in der Lage, Cytochrom P450 Isoenzyme zu hemmen (CYP 3A4, CYP 1A2 und CYP 2A6), wodurch der präsystemische Abbau von Arzneistoffen, die über diese Isoenzyme metabolisiert werden, verringert wird. Dadurch kommt es zu einer erhöhten Bioverfügbarkeit dieser Arzeistoffe.
Klinisch relevant ist dieses zum Beispiel für die Statine, Felodipin, Midazolam, Nisoldipin, Nitrendipin, Terfenadin, Triazolam, Verapamil und andere Substrate dieser Isoenzyme.
Vier Tage vor und während der kompletten Therapie mit diesen Arzneistoffen sollte aufgrund der länger andauerenden Hemmung kein Grapefruitsaft eingenommen werden.

Strukturformel

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Wirkmechanismus

Der Wirkstoff greift in die intrazelluläre Cholesterinbiosynthese der Leber durch kompetitive Hemmung der HMG-CoA-Reduktase (3-Hydroxy-3-methyl-glutaryl-Coenzym A) ein. Die Zahl der LDL-Rezeptoren an der Zelloberfläche des Hepatocyten nimmt als Folge des damit einhergehenden Cholesterinmangels zu. Die gehemmte Cholesterinneusynthese wird so durch eine verstärkte Aufnahme aus dem Blutplasma kompensiert. Als Folge sinkt sowohl die Zahl als auch der Cholesterinanteil der LDL-Partikel.

Darüber hinaus werden den Statinen sogenannte pleiotrope Effekte zugeschrieben, d. h. die gleichzeitige günstige Beeinflussung weiterer Parameter abgesehen von der die bloßen Cholesterinsenkung. Diskutiert werden hier die Verbesserung der Funktion und des Schutzes des Gefäßendothels sowie antioxidative und antientzündliche Effekte. Pharmakologisch begründet werden kann diese Beobachtung durch eine Hemmung des Isoprenoidstoffwechsels, da die Hemmung der HMG-CoA-Reduktase den Aufbau von Isoprenoiden vermindert, welche an der Regulation der genannten Systeme beteiligt sind. Es liegen keine Daten vor, die klinisch relevante Unterschiede hinsichtlich des Ausmaßes der pleiotropen Effekte zwischen verschiedenen Statinen aufzeigen.
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Patientenhinweis

Bei Patienten mit Risikofaktoren für eine Rhabdomyolyse sollten Statine nur unter Vorsicht angewendet werden. Zu diesen Risikofaktoren zählen:
  • Alter über 70 Jahren
  • Nierenfunktionsstörung
  • unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion
  • früher aufgetretene Muskelbeschwerden bei der Behandlung mit Statinen oder Fibraten in der eigenen oder familiären Krankengeschichte
  • Alkoholmissbrauch

Sollten während der Behandlung Muskelschmerzen, eine erhöhte Empfindlichkeit oder Schwäche der Muskulatur oder eine Erhöhung der CPK (Creatininphosphokinase syn. Kreatinkinase) auftreten, sollte immer die Nebenwirkung der Myopathie in Betracht gezogen werden.

Bestandteile aus dem Grapefruitsaft hemmen Cytochrom P450-Enzyme in der Leber, wodurch die Metabolisierung des Arzneistoffs gehemmt wird. In diesem Fall ist mit erhöhten unerwünschten Arzneimittelwirkungen zu rechnen.

Statine sollten abends eingenommen werden, da die körpereigene Cholesterinsynthese nachts am höchsten ist und so gehemmt werden kann.

Wegen einer möglichen Leberschädigung sollte während der Behandlung auf übermäßigen Konsum von Alkohol verzichtet werden.
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Dosierung

Die übliche Anfangsdosis beträgt 10-20 mg täglich. Im Falle stark erhöhter Serumcholesterinwerte kann eine Dosiserhöhung auf 40 mg in Betracht gezogen werden.
Statine sollten abends eingenommen werden, da die körpereigene Cholesterinsynthese nachts am höchsten ist und so gehemmt werden kann.
Bei homozygoter familiärer Hypercholesterinämie beträgt die Dosierung 40 mg am Abend oder 20 mg morgens, 20 mg mittags und 40 mg abends.

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