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          < Teriflunomid >

Teriflunomid

 

Wirkmechanismus

Immunmodulator:
Hemmung der Dihydroorotat-Dehydrogenase(DHODH); dadurch Hemmung der Pyrimdin-de-novo-Synthese besonders in aktivierten Lymphozyten

Anwendung

Schubförmig remittierende multiple Sklerose

Die multiple Sklerose (= MS, Enzephalomyelitis disseminata) ist eine immunvermittelte chronisch-entzündliche Erkrankung der Markscheiden (= Myelinscheiden, = “weiße Substanz“) im ZNS. Dabei überwinden körpereigene aktivierte Abwehrzellen wie z. B. Lymphozyten die Blut-Hirn-Schranke und greifen die Markscheiden im Rahmen einer Autoimmunreaktion an. Es kommt zu Demyelinisierungen, die je nach Lokalisation zu neurologischen Symptomen führen. Mittlerweile weiß man, dass auch die graue Substanz (= Nervenzellen) im Verlauf einer MS angegriffen wird.

In Deutschland gibt es derzeit etwa 252.000 Erkrankte (jährlich 16-18 pro 100.000 Neuerkrankungen). Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die Diagnose wird meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr gestellt. Damit ist die multiple Sklerose die häufigste neurologische Erkrankung junger Erwachsener. Die Ursache der multiplen Sklerose ist nicht bekannt. Multiple Sklerose ist bislang nicht heilbar. Ziel aller therapeutischen Maßnahmen ist es, die Unabhängigkeit des Patienten im Alltag zu erhalten und die beste erreichbare Lebensqualität zu gewährleisten. Die bestehenden therapeutischen Möglichkeiten lassen sich in die Schubtherapie, die immunmodulierende Langzeittherapie und die Behandlung symptomatischer Beschwerden unterteilen. Ein Schwerpunkt liegt auch auf der Verhinderung von Komplikationen der MS, die beispielsweise infolge der Immobilität des Patienten auftreten können. Die Auswahl der therapeutischen Maßnahmen berücksichtigt immer den individuellen Fall des Patienten. Die volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich bundesweit jährlich auf etwa 4 Milliarden Euro. Die Mortalität (= Sterblichkeit) ist erst bei höhergradiger Behinderung aufgrund direkter Folgen bzw. Komplikationen der Erkrankung erhöht.

Die MS wird in verschiedene Verlaufsformen unterteilt:
  • KIS (klinisch isoliertes Syndrom): Erste Manifestation, die mit der Diagnose einer MS vereinbar ist, bei der aber zur Definition das zeitliche Voranschreiten nicht erfüllt ist. Das räumliche Fortschreiten (räumliche Dissemination) der Läsionen muss aber bereits nachgewiesen sein. Ein KIS zählt definitionsgemäß noch nicht zur Multiplen Sklerose.
  • RRMS (Relapsing Remitting Multiple Sclerosis = schubförmig remittierende MS): Hierbei handelt es sich um die häufigste Verlaufsform, bei der es zur teilweisen oder kompletten Remission der Symptome kommt.
  • SPMS (Sekundäre progrediente MS): Entwickelt sich aus der RRMS mit oder ohne zusätzliche Schübe. Es kommt zu einer schubunabhängigen Progressionsdauer von mindestens 6 bis 12 Monaten.
  • PPMS (primär progrediente MS): Die Behinderung schreitet von Beginn ab voran, wobei auch einzelne Schübe möglich sind.
Die EMA unterteilt nach Verlaufsformen in RMS, PSMS und PPMS. Die RMS beinhaltet die RRMS und die SPMS mit zusätzlichen Schüben.

Das klinisch isolierte Syndrom als Anfangsstadium kann, muss aber nicht vorkommen. Typische Frühsymptome einer MS sind Sensibilitätsstörungen, Gangunsicherheit bzw. eine belastungsabhängige Schwäche in den Beinen oder eine Optikus-Neuritis (= Entzündung des Sehnervs = 2. Hirnnerv) mit plötzlich auftretender Sehschwäche. Die Schwierigkeit der Diagnose MS beim KIS liegt darin begründet, dass die klassischen Kriterien der MS mit räumlicher und zeitlicher Dissemination (= Verteilung) von Entzündungsherden noch nicht bezüglich der zeitlichen Dissemination erfüllt sind und es passiert nicht selten, dass das KIS häufig als solches gar nicht erkannt wird. Trotz der Verbesserung von MRT-Techniken (MRT = Magnet-Resonanz-Tomographie) und mehrfacher Revision der Diagnose-Kriterien vergehen leider immer noch im Schnitt 3,4 Jahre bis zur Diagnosestellung MS.
Bei der schubförmigen MS kommt es zu wiederkehrenden akuten Schüben, deren Symptome sich nach ca. 6-8 Wochen wieder vollständig zurückbilden. Klinisch beginnt die MS bei über 80 % der Patienten mit einem schubförmigen Verlauf. Zur Orientierung sei angegeben, dass bei natürlichem, unbehandeltem Verlauf etwa 1,8 Schübe pro Jahr auftreten.
Eine schubförmig verlaufende MS geht unbehandelt bei mindestens 50 % der Patienten nach durchschnittlich 10 Jahren in eine sekundär progrediente Form über. Bei dieser Verlaufsform bilden sich die Symptome nach einem Schub nicht mehr vollständig zurück, so dass eine (Funktions-)Einschränkung bestehen bleibt, die sich im Verlauf -zum Teil auch unter weiter auftretenden akuten Schüben- weiter verschlechtert.
Ca. 10-15 % der Patienten haben eine primär progrediente Form der MS. Sie beginnt erst in einem höheren Lebensalter als die schubförmige MS. Männer sind bei dieser Form etwa gleich häufig betroffen wie Frauen. Bei dieser Form kommt es ohne einzelne Schübe zu langsam stetig fortschreitenden Behinderungen. Die in der Regel nur wenigen entzündlichen Veränderungen liegen bevorzugt im Rückenmark, so dass die im folgenden beschriebenen Symptome mehr das Gangbild und vegetative Störungen betreffen.

Die Symptomatik bei einer MS ist ausgesprochen vielgestaltig. Da die entzündlichen Läsionen überall in der weißen Substanz vorkommen können, sind sensorische, motorische, vegetative und psychische Symptome möglich, wobei zu Beginn der Erkrankung meist Sensibilitätsstörungen wie Missempfindungen (= Parästhesien), Taubheitsgefühle, Schmerzen und/oder Sehstörungen im Vordergrund stehen. Typisch motorische Störungen sind Lähmungen (= Paresen) der Extremitäten und eine abnorme Erhöhung des Muskeltonus im Sinne einer Spastik, die zu schweren Behinderungen im Alltag und eventueller Rollstuhlpflicht führen. Weitere spezielle motorische Symptome sind eine Ataxie (= Störung der Bewegungskoordination), Tremor, Sprechstörungen (= Dysarthrie), Schluckstörungen (= Dysphagie) oder ein Nystagmus (= Störung der Augenbewegung). Auch zentrale Funktionsstörungen werden bei der MS häufig angetroffen. Ein sehr großes Problem stellt die bei ca. 80 % der MS-Patienten anzutreffende gesteigerte körperliche und geistige Ermüdbarkeit (= Fatigue) dar. Weiterhin können Konzentrationsstörungen, aber auch eine Demenz auftreten. Im Verlauf kann es auch zu psychischen Störungen wie Depressionen und Wesensveränderungen kommen. Häufige vegetative Störungen sind gegebenenfalls symptomatisch zu behandelnde Blasen- und Mastdarmfunktionsstörungen sowie Sexualfunktionsstörungen.

Die Erkrankung MS wird als Ausschlußdiagnose definiert. Für die Diagnostik einer MS sind die Anamnese, bei der nach früher stattgefundenen neurologischen Ereignissen geforscht werden soll, und die Objektivierung der aktuell vorliegenden neurologischen Symptome wichtig. Ein Schub wird definiert als ein neues bzw. wieder auftretendes neurologisches Symptom, das vom Patienten berichtet oder durch eine Untersuchung objektiv feststellbar ist. Dabei muss es mindestens 24 Stunden anhalten, mit einem Zeitabstand von mindestens 30 Tagen zu einem vorausgegangenen Schub auftreten und darf nicht im Zusammenhang mit einer gleichzeitig bestehenden Erhöhung der Körpertemperatur (= Uhthoff-Phänomen) bzw. im Rahmen einer anderen Infektion auftreten. Diese Definition des MS-Schubs ist wichtig, weil sich nach der Anzahl der Schübe die verlaufsmodifizierende Therapie richtet und der Therapieerfolg beurteilt wird. Die Diagnose MS nach/bei einem Schub stützt sich auf den klinischen Nachweis der zeitlichen und örtlichen Dissemination von Läsionen im ZNS, die sich durch keine andere Erkrankung besser erklären lassen als durch eine MS.

Die Therapie der MS unterscheidet sich je nach Stadium bzw. Verlauf. Hinzu kommt eine je nach Situation erforderliche symptomatische Therapie.

Als Standard für die Schubtherapie gilt die intravenöse Gabe von Methylprednisolon (500-1000 mg) über 3-5 Tage schnellstmöglich nach Schubbeginn. Die orale Gabe ist zwar gleichwertig möglich, aber da Methylprednisolon nur in Tabletten mit 40 mg im Handel ist, wären täglich bis zu 25 Tabletten einzunehmen. Je nach Schwere und Dauer der Symptome kann auch eine Plasmapherese oder Immunadsorption erwogen werden, die innerhalb von sechs bis acht Wochen nach Schubbeginn erfolgen sollte.

Von einer immunmodulierenden Langzeittherapie profitieren vor allem junge Patienten mit RRMS, bei denen die Therapie im frühen Stadium der Erkrankung begonnen wird, da sie so den größten Effekt auf das Entzündungsgeschehen hat. Bei älteren Patienten oder den progredienten Verläufen ist sie weniger effektiv. Außerdem steigt bei älteren Patienten das Risiko von Infektionen und Neoplasien im Rahmen der Immunseneszenz an. Trotz der Einführung vieler neuer Wirkstoffe ist man noch nicht in der Lage die MS zu heilen. Bisher lässt sich nur der Verlauf modifizieren, daher ist es ratsam die Therapieentscheidung zusammen mit dem Patienten unter Abwägung des potenziellen Nutzens gegen das Risiko der kurz- und langfristigen Verträglichkeit abzuwägen. Eine Immuntherapie sollte angeboten werden, nachdem mindestens ein klinisch objektivierbarer Schub erfolgt ist, oder MRT-Aktivität in den letzten zwei Jahren zu verzeichnen war. Dabei sind junges Lebensalter, polysomatischer Beginn, schlechte Rückbildung des Schubes, eine hohe Läsionslast, spinale oder infratentorielle Läsionen und eine quantitative intrathekale Immunglobulinsynthese Argumente für das frühe Einleiten der Immuntherapie. Heutzutage unterscheidet man drei Wirksamkeitskategorien:

  • Kategorie 1: Reduktion der Schubrate im Vergleich zu Placebo um 30-50 %. Wirkstoffe dieser Kategorie sind β-Interferone (RRMS, SPMS), Dimethylfumarat (RRMS), Glatirameroide (RRMS) und Teriflunomid (RRMS).

  • Kategorie 2: Reduktion der Schubrate im Vergleich zu Placebo um 50-60 %. Wirkstoffe dieser Kategorie sind Cladribin (hochaktive RRMS), Fingolimod (RRMS) und Ozanimod (RRMS, in den USA auch SPMS).

  • Kategorie 3: Reduktion der Schubrate im Vergleich zu Placebo um mehr als 60 % oder mehr als 40 % im Vergleich mit Wirkstoffen der Kategorie 1. Dazu gehören Alemtuzumab (hochaktive RRMS), Natalizumab (hochaktive RRMS) und die CD20-Antikörper Ocrelizumab (RRMS und PPMS), Oftatumumab ((RRMS und SPMS) und Rituximab (nur off label).

Die Wahl des Immuntherapeutikums sollte sich nach der Schwere des Verlaufs und der Prävalenz und den Komorbiditäten des Patienten richten. Bei Frauen mit Kinderwunsch sollte Teriflunomid wegen seines teratogenen Potentials nicht eingesetzt werden.

Das Auftreten von schweren Nebenwirkungen ist in Kategorie 1 weniger ausgeprägt als in den Kategorien 2 und 3, aber es kann vorkommen, dass die Verträglichkeit im Alltag für die Kategorie 1 schlechter ist, als für die anderen beiden Gruppen. Einige Präparate wurden inzwischen aufgrund der allgemein schlechteren Verträglichkeit als Reservepräparate eingestuft. Dazu gehören Mitoxantron (hochaktive RRMS), Azathioprin (RRMS) und intravenöse Immunglobuline. MTX und Cyclophosphamid sollten nur als Reserveoption eingesetzt werden, wenn zusätzlich Erkrankungen vorliegen, die durch den Einsatz dieser Wirkstoffe verbessert werden.

Regelmäßige Kontrollen der Krankheitsaktivität sind durch MRT-Kontrollen durchzuführen (zunächst nach 6 Monaten, dann jährlich), wobei Gadolinium-haltige Kontrastmittel nur eingesetzt werden sollten, wenn es um die Detektion eines aktiven Schubes geht, da sich der Wirkstoff im Gehirn ablagern kann (Folgen unbekannt). Auch sogenannte zyklische Kontrastmittel sollten nur sparsam eingesetzt werden.

Über eine Therapieeskalation in die nächste Kategorie sollte entschieden werden, wenn unter der bisherigen Therapie mindestens ein klinisch objektivierbarer Schub, ein solcher Schub und mehr als eine weitere MS-typische Läsion im MRT oder mehr als eine zeitlich unabhängige neue Läsion innerhalb von 2 Jahren auftreten.

Wirkstoffe der Kategorie 2 und 3 sollten bei schlechter Prognose der RRMS oder schweren Verläufen der SPMS sowie PPMS (hier nur CD20-Antikörper) zum Einsatz kommen. Hier sind besondere Sicherheitsaspekte nicht nur bezüglich der Verhütung und Familienplanung in Betracht zu ziehen. Die S1P-Modulatoren (z. B. Ozanimod) weisen ein hohes Rebound-Potenzial nach Absetzen auf. Die Wirkstoffe der Kategorie 3 (v. a. Natalizumab) bergen besonders die Gefahr einer therapieassoziierten progressiven multifolkalen Leukenzephalopathie (PML), komplikativer Verläufe nach einer Therapie mit Alemtuzumab und ein erhöhtes Risiko für infektiöse Komplikationen durch CD20-Antikörper (Rituximab und Ocrelizumab).

Über das Absetzen einer Immuntherapie sollte nachgedacht werden, wenn in höherem Lebensalter die Nebenwirkungen insbesondere des Immunsystems ansteigen. Außerdem kann bei geringer Krankheitsaktivität nach 5 Jahren über eine Therapiepause oder ein Absetzen der Therapie nachgedacht werden. Bei einigen Wirkstoffen (Fingolimod und Natalizumab) sollte jedoch die Gefahr eines Rebound-Effektes bedacht werden. Im Falle einer Deeskalation oder Absetzen der Therapie sollte nach 6 und 12 Monaten und dann jährlich eine MRT-Verlaufskontrolle durchgeführt werden.

Die individuelle Behandlung symptomatischer Beschwerden stellt einen wichtigen Bestandteil der Betreuung von MS-Erkrankten dar. Neben medikamentösen Behandlungen gehören dazu auch Physio-, Ergo- und Psychotherapie, Logopädie, neuropsychologische Therapie und psychosoziale Betreuung. Außerdem Neuromodulation, Hilfsmittelversorgung und multimodale Rehabilitation und Palliativversorgung.

Ernährung und Gifte

Die Einnahme von Vitamin D kann sich bei vorliegendem Mangel positiv auf Verlauf und Schwere von Schüben auswirken. Ein vorliegender Vitamin-D-Mangel sollte daher ausgeglichen werden, wobei 4.000-10.000 I.E. pro Tag als sicher gelten. Bei höheren Dosierungen droht eine Hyperkalzämie die zu Nierenschäden und Osteoporose führen kann.
Ebenso ist eine ausgewogene Ernährung ratsam, die Fett- und Salzarm sein sollte.
Rauchen wirkt sich nachteilig aus.
Bei einem normalen Alkoholkonsum konnten noch keine negativen Einflüsse festgestellt werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Bei MS erkrankten Frauen steigt das Risiko für Infektionen in der Schwangerschaft an. Bis zum dritten Trimenon sinkt die Schubrate, aber bei 30 % der Mütter kommt es innerhalb der ersten 3 Monate nach der Entbindung zu Schüben. Eine Glukokortikoidtherapie (GKS) im ersten Trimenon kann zu Kiefer-Lippen-Gaumenspalten führen, aber danach wird die Therapie eines Schubes mit Methylprednisolon als sicher eingestuft. Stillende Frauen sollten eine Stillpause von 1-4 Stunden einhalten, um die Konzentration des Kortisons in der Muttermilch zu reduzieren.

Kinder und Jugendliche

Ein Schub sollte auch bei Kindern innerhalb von 2-5 Tagen nach Beginn der Syptomatik intravenös mit einmal täglich 20 mg/kg KG Methylprednisolon für 3-5 Tage behandelt werden. Für eine bessere Verträglichkeit sollte auch ein Protonenpumpmenhemmer gegeben werden. Ein bis 2 Wochen später sollte eine Re-evaluierung erfolgen und die Therapie ggf. in gleicher Weise wiederholt werden. Bei gravierenden Symptomen, die sich durch die Steroidpulstherapie nicht bessern sollten zeitnah 5 Zyklen Plasmapherese oder Immunadsorption durchgeführt werden.
Für leichte bis mittelschwere Verläufe der RRMS stehen für Kinder Interferone und Glatirameroide, sowie Teriflunomid (ab 10 Jahren) und Dimethylfumarat (ab 13 Jahren) zu Verfügung.
Für Kinder > 10 Jahre die, unter der Basistherapie Schübe entwickeln oder unter einem sehr aktiven Verlauf leiden, kann Fingolimod eingesetzt werden. Generell ist zu beachten, dass bei einem Wechsel der Therapie aufgrund von nicht tolerierbaren Nebenwirkungen immer abgewartet werden sollte, bis die Nebenwirkungen abgeklungen sind. Die Behandlung sollte dann mit einem anderen Medikament der gleichen Kategorie fortgesetzt werden. Wenn bei Kindern und Jugendlichen eine Immuntherapie gestartet wird, sollte bei Verordnung von Präparaten, die keine Zulassung für diese Altersgruppe haben eine Genehmigung eingeholt werden, um Regressforderungen zu vermeiden.
Die Prognose der MS kann durch eine effektive Therapie in den ersten Jahren der Erkrankung, wenn die Entzündung am stärksten ist, entscheidend verbesssert werden.

Ältere Patienten

Auch bei Erstdiagnosen im höheren Alter, sollte den Patienten eine Immuntherapie angeboten werden, wobei sie engmaschiger auf das Auftreten von Nebenwirkungen wie Infektionen oder kardiovaskuläre Komplikationen hin untersucht werden sollten.

Dosierung

Erwachsene:
1 x täglich 14 mg Teriflunomid peroral

Kinder und Jugendliche ab 10 Jahre:
KG > 40 kg: 1 x täglich 14 mg Teriflunomid peroral
KG < 40 kg: 1 x täglich 7 mg Teriflunomid peroral

Patientenhinweis

Die Therapie mit Teriflunomid unterliegt einer besonderen Überwachung. Vor und während der Behandlung müssen regelmäßig der Blutdruck kontrolliert sowie die Alaninaminotransferase als Leberwert und ein großes Blutbild einschließlich Differentialblutbild mit Leukozyten und Thrombozyten abgenommen werden. Bei Anzeichen von Infektionen muss der behandelnde Arzt konsultiert werden.

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Eine geplante Schwangerschaft muss mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Nebenwirkungen

  Hepatotoxizität

Insbesondere in den ersten 6 Monaten einer Teriflunomid-Behandlung kann es sehr häufig zu lebertoxischen Wirkungen kommen, die sich leicht durch Bestimmung der Alanin-Aminotransferase (= ALT, früher GPT) erkennen lassen. In den ersten 6 Monaten der Teriflunomid-Therapie sollen die Leberenzyme (= Transaminasen ALT, AST und γGT) alle 2 Wochen, danach alle 8 Wochen kontrolliert werden. Patienten mit vorbestehenden Lebererkrankungen sollten engmaschiger kontrolliert werden. Bei Symptomen einer Leberfunktionsstörung wie ungeklärter Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, dunklem Urin oder Gelbsucht müssen ebenfalls die Leberwerte kontrolliert werden. Bei Erhöhung der Transaminasen um das 2-3fache der Norm werden wöchentliche Leberwert-Kontrollen empfohlen, bei Erhöhungen über das 3fache der Norm muss ein Therapieabbruch von Teriflunomid erfolgen.

  Infektionen

Terflunomid hemmt die Proliferation aktivierter Lymphozyten und senkt dadurch die Zahl der Lymphozyten im Blut. Da B- und T-Lymphozyten einen wesentlichen Anteil an der zellulären und humoralen Abwehr haben, ist das Risiko schwerer Infektionen stark erhöht. Zu den vermehrt in den Studien aufgetretenen Infektionen gehören orale Herpes-Infektionen, Cytomegalie-Infektionen, bakterielle Endokarditiden und Tuberkulose. Ebenso kam es vermehrt auch zu einer tödlich verlaufenden Sepsis mit gramnegativen Erregern.

Bei einer schweren Infektion unter der Behandlung mit Teriflunomid muss ein Behandlungsabbruch bis zum Abklingen der Infektion in Erwägung gezogen werden. Nach dem Abklingen der Infektion ist vor dem erneuten Beginn einer Teriflunomid-Behandlung das Nutzen-Risiko erneut zu beurteilen.

  Störungen des Blutbildes, z. B. Neutropenie

Häufig kommt es im Laufe einer Therapie mit Teriflunomid zu einer Neutropenie, einem Absinken der neutrophilen Granulozyten im Blut. Insgesamt sinkt während einer Therapie im Mittel die Zahl der weißen Blutkörperchen (= Leukozyten) um etwa 15 % vom Ausgangswert. Infolge der durch Terflunomid gehemmten Dihydroorotat-Dehydrogenase (DHODH) können aber auch die anderen Blutzellreihen in ihrer Synthese gehemmt sein. So kommt es auch häufig zu einer Anämie und gelegentlich zu einer leichten Thrombozytopenie mit Thrombozytenzahlen unter 100.000/µl. Bei einer bereits vor Therapiebeginn bestehenden Knochenmarksuppression besteht ein erhöhtes Risiko von Leukopenien, Anämien und/oder Thrombozytopenien.

Bei einer schweren hämatologischen Reaktion unter der Therapie mit Teriflunomid sollte ein Therapieabbruch erfolgen und wegen der langen Halbwertszeit von 19 Tagen Maßnahmen zu einer beschleunigten Elimination von Teriflunomid ergriffen werden. Hierzu wird die Gabe von Aktivkohle (2 x täglich 50 g über 11 Tage) oder Colestyramin (3 x täglich 8 g über 11 Tage) empfohlen.

  Alopezie

Sehr häufig kommt es unter der Therapie mit Teriflunomid zu einer Alopezie (= Haarausfall). Infolge der durch Terflunomid gehemmten Dihydroorotat-Dehydrogenase (DHODH) muss damit gerechnet werden, dass auch andere schnell proliferierende Gewebe wie z. B. Haarfollikel gehemmt werden. Ein Haarausfall tritt insbesondere während der ersten 6 Monate der Behandlung auf, der sich bei über 80 % der Patienten nach Behandlungsende wieder zurückbildet. Es sei darauf hingewiesen, dass ein Haarausfall bei über 1 % der Patienten zu einem Therapieabbruch seitens der Patienten führt.

  Gastrointestinale Störungen, z. B. Durchfall und Übelkeit

Sehr häufig kommt es unter der Therapie mit Teriflunomid zu gastrointestinalen Störungen wie z. B. Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Infolge der durch Teriflunomid gehemmten Dihydroorotat-Dehydrogenase (DHODH) muss damit gerechnet werden, dass auch andere schnell proliferierende Gewebe wie z. B. die Mucosa (= Schleimhaut) des Magen-Darm-Trakts gehemmt werden.

Selten kann es auch zu schwereren Störungen wie ulzerativer Stomatitis (= Entzündung der Mund- und Rachenschleimhaut) und Pankreatitis (= Bauchspeicheldrüsenentzündung) kommen. In solchen Fällen muss die Therapie mit Teriflunomid abgebrochen werden.

  Haut- und Überempfindlichkeitsreaktionen

Häufig werden unter der Therapie mit Teriflunomid Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes wie z. B. Exantheme und Akne beobachtet.

Nach Markteinführung von Teriflunomid sind sehr selten Fälle von Überempfindlichkeitsreaktionen wie Stevens-Johnson-Syndrom und toxischer epidermaler Nekrolyse berichtet worden. Solche Fälle sind auch schon bei der Muttersubstanz Leflunomid beschrieben. Bei schweren Überempfindlichkeitsreaktionen ist die Therapie mit Teriflunomid sofort zu beenden und wegen der langen Halbwertszeit von 19 Tagen Maßnahmen zu einer beschleunigten Elimination von Teriflunomid zu ergreifen. Hierzu wird die Gabe von Aktivkohle (2 x täglich 50 g über 11 Tage) oder Colestyramin (3 x täglich 8 g über 11 Tage) empfohlen.

  Hypertonie

Unter der Therapie kann es zu einer Erhöhung des Blutdrucks kommen. Sehr häufig liegt der Blutdruck über 140 mmHg systolisch und über 90 mmHg diastolisch. Bei 3,8 % der Patienten kommt es zu systolischen Werten über 160 mmHg. Vor und während der Behandlung muss daher regelmäßig der Blutdruck kontrolliert werden.

Bei einer Blutdruckerhöhung muss die Behandlung zwar nicht abgebrochen werden, jedoch sind geeignete (medikamentöse) Maßnahmen zur Blutdrucksenkung einzuleiten.

  Periphere Neuropathie

Gelegentlich kommt es unter der Therapie mit Teriflunomid zu Polyneuropathien und Mononeuropathien einschließlich Karpaltunnelsyndrom. Die Ursache dafür ist unbekannt. Neuropathien können durch Untersuchung der Nervenleitungsgeschwindigkeit bestätigt werden. In den meisten Fällen wird eine Symptomverbesserung nach Therapieabbruch beschrieben.

Kontraindikationen

Immundefekte, z. B. Aids

Terflunomid hemmt die Proliferation aktivierter Lymphozyten und senkt dadurch die Zahl der Lymphozyten im Blut. Da B- und T-Lymphozyten einen wesentlichen Anteil an der zellulären und humoralen Abwehr haben, ist das Risiko schwerer Infektionen bei bereits bestehenden Immundefekten wie z. B. Aids sehr stark erhöht. Teriflunomid ist bei Immundefekten daher kontraindiziert.

Bestehende aktive Infektionen

Teriflunomid hemmt die Proliferation aktivierter Lymphozyten und senkt dadurch die Zahl der Lymphozyten im Blut. Da B- und T-Lymphozyten einen wesentlichen Anteil an der zellulären und humoralen Abwehr haben, ist bei bestehenden aktiven Infektionen die Anwendung von Teriflunomid kontraindiziert. Patienten mit einem positiven Tuberkulose-screening müssen vor einer Behandlung mit Teriflunomid eine angemessene medizinische Behandlung der Tuberkulose durchführen.

Ein eventueller Therapiebeginn mit Teriflunomid ist erst nach erfolgreicher Behandlung einer aktiven Infektion in Erwägung zu ziehen. Bei einer schweren Infektion unter der Behandlung mit Teriflunomid muss ein Behandlungsabbruch bis zum Abklingen der Infektion in Erwägung gezogen werden. Nach dem Abklingen der Infektion ist vor dem erneuten Beginn einer Teriflunomid-Behandlung das Nutzen-Risiko erneut zu beurteilen.

Knochenmarksuppression

Bei einer beeinträchtigten Knochenmarksfunktion, die sich peripher im Blut in einer Anämie, Leukopenie, Neutropenie und/oder Thrombozytopenie äußern kann, ist Teriflunomid kontraindiziert. Teriflunomid blockiert die Dihydroorotat-Dehydrogenase (DHODH) und damit die Pyrimidin-de-novo-Synthese von proliferierenden, sich teilenden Zellen. Zwar sind von dieser Blockade vorwiegend Lymphozyten betroffen, dennoch wird aber auch die Synthese von Zellen aus anderen Blutzellreihen wie z. B. Erythrozyten oder Thrombozyten gehemmt.

Schwere Leberfunktionsstörung (Child-Pugh C)

Bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen (Child-Pugh-Klasse C) ist Teriflunomid kontraindiziert. Teriflunomid ist lebertoxisch. Daher werden regelmäßige Kontrollen der Leberenzyme (= Transaminasen) ALT und AST durchgeführt. Bei Erhöhung um das 2- bis 3-fache der Norm werden wöchentliche Kontrollen empfohlen. Bei Verdacht auf eine Leberschädigung, die sich auch in Übelkeit, Erbrechen, Abdominalschmerz, Müdigkeit, vermindertem Appetit und/oder Ikterus äußern kann oder bei Erhöhung der Transaminasen über das 3-fache der Norm muss eine Therapie mit Teriflunomid abgebrochen werden.

Sehr schwere Nierenfunktionsstörung

Bei Patienten mit dialysepflichtigen Nierenfunktionsstörungen ist Teriflunomid kontraindiziert, weil keine Erfahrungen mit dieser Patientengruppe bestehen. Sofern noch keine Dialysepflicht besteht, ist eine Therapie mit Teriflunomid ohne Dosisanpassung hingegen möglich.

Bei schweren Hypoproteinämien, zum Beispiel im Rahmen eines nephrotischen Syndroms, bei dem viel Eiweiß über die Nieren verloren geht, ist Teriflunomid kontraindiziert. Teriflunomid ist zu > 99 % an Plasmaproteine, hauptsächlich Albumin, gebunden. Bei schweren Hypoproteinämie steigen daher die Plasmaspiegel von freiem Teriflunomid auf gefährlich hohe Werte an.

Kinder unter 10 Jahren

Für Kinder unter 10 Jahren gibt es keinen relevanten Nutzen im Anwendungsgebiet Multiple Sklerose.

Schwangerschaft und Stillzeit

Teriflunomid ist während der Schwangerschaft kontraindiziert. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung mit Teriflunomid eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Bei unbeabsichtigt eingetretener Schwangerschaft kann ein Risiko für den Fetus nicht ausgeschlossen werden, solange der Plasmaspiegel von Teriflunomid über 0,02 mg/l liegt. Dieses Risiko muss mit der Patientin besprochen werden. Ohne Verfahren zur beschleunigten Elimination von Teriflunomid aus dem Plasma dauert es durchschnittlich 8 Monate, bis der Plasmaspiegel unter 0,02 mg/l liegt. Fälle, in denen es sogar bis zu 2 Jahren dauert, sind beschrieben. Ein Schwangerschaftswunsch sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Dabei ist ein Therapieabbruch mit einer beschleunigten Elimination anzuraten, wenn es die klinische Situation der Patientin erlaubt. Hierzu wird die Gabe von Aktivkohle (2 x täglich 50 g über 11 Tage) oder Colestyramin (3 x täglich 8 g über 11 Tage) empfohlen.
Vor dem Eintritt der Schwangerschaft sollte die Plasmakonzentration von Teriflunomid zweimal innerhalb von mindestens 2 Wochen Abstand unterhalb von 0,02 mg/l liegen.

Teriflunomid geht in die Muttermilch über. Daher darf es stillenden Müttern nicht verabreicht werden.

Wechselwirkungen

  Immunmodulatoren, Immunsuppressiva, Tumortherapeutika

Andere Immunmodulatoren, Immunsuppressiva oder Tumortherapeutika können die durch Teriflunomid verursachten hämatologischen Störungen wie Neutropenie, Anämie und Thrombozytopenie verstärken. Diese Knochenmarkssuppression kann dann insbesondere die Gefahr schwerer Infekte erhöhen.

Bei einem Wechsel der Behandlung von Glatirameracetat oder Interferon beta auf Teriflunomid ist keine Wartezeit erforderlich; ebenso im umgekehrten Fall, bei einem Wechsel von Teriflunomid auf Glatirameracetat oder Interferon beta.
Aufgrund der langen Halbwertszeit von Natalizumab kann bei einem Wechsel auf Teriflunomid innerhalb der ersten 2-3 Monate eine verstärkte Immunwirkung auftreten. Daher ist erhöhte Vorsicht während dieses Zeitraums geboten.
Bei einem Wechsel von Fingolimod auf Teriflunomid wird ein therapiefreies Intervall von 6 Wochen empfohlen, innerhalb dessen sich die Lymphozytenzahl nach der Gabe von Fingolimod in der Regel normalisiert. Ein Therapiebeginn innerhalb dieses Zeitraums führt aufgrund der langen Halbwertszeit zu einer gleichzeitigen Exposition gegenüber Fingolimod.

Bei einem Wechsel von Teriflunomid zu anderen Immunsuppressiva oder Tumortherapeutika muss bedacht werden, dass ein Therapiebeginn innerhalb von 5 Halbwertszeiten von Terifluomid = 3,5 Monaten zu einer gleichzeitigen Exposition gegenüber Teriflunomid führt und ein additiver Immundefekt möglich ist. Um den Zeitraum von 3,5 Monaten zu verkürzen, können Maßnahmen zur beschleunigten Elinination von Teriflunomid ergriffen werden. Hierzu wird die Gabe von Aktivkohle (2 x täglich 50 g über 11 Tage) oder Colestyramin (3 x täglich 8 g über 11 Tage) empfohlen.


  Impfstoffe

Die Anwendung von attenuierten Lebendimpfstoffen während einer Therapie mit Teriflunomid stellt ein Infektionsrisiko dar und sollte daher unterbleiben.

Impfungen mit inaktivierten Neoantigenen (= Erstimfung) oder mit Recall-Antigenen (= Auffrischimpfung) sind während einer Therapie mit Teriflunomid sicher und wirksam.

  Orale Kontrazeptiva

Bei gleichzeitiger Anwendung von Ethinylestradiol und Levonorgestrel während einer Behandlung mit Teriflunomid kommt es zu Plasmaspiegelerhöhungen dieser Arzneistoffe um etwa das 1,5-fache. Obwohl keine Beeinträchtigung der Wirkung von oralen Kontrazeptiva mit diesen Arzneistoffen zu erwarten ist, sollte dieser Umstand bei der Wahl eines geeigneten oralen Kontrazeptivums beachtet werden.

Orale Kontrazeptiva anzeigen

  Colestyramin, Aktivkohle

Colestyramin oder Aktivkohle sollten nicht während einer Therapie mit Teriflunomid gegeben werden, weil sie die Ausscheidung von Teriflunomid deutlich erhöhen und unter Umständen zu geringe Plasmaspiegel von Teriflunomid erreicht werden.

Coestytamin oder Aktivkohle werden jedoch zu einer beschleunigten Plasma-Elimination von Teriflunomid eingesetzt, wenn diese aus verschiedenen Gründen wie z. B. schwere Infektion, Nebenwirkungen oder Schwangerschaftswunsch erwünscht ist. Wegen der langen Halbwertszeit von 19 Tagen dauert es ohne beschleunigte Elimination etwa 3,5 Monate (= 5 HWZ), bis Teriflunomid ausreichend aus dem Plasma entfernt ist. Für eine beschleunigte Elimination wird daher die Gabe von Aktivkohle (2 x täglich 50 g über 11 Tage) oder Colestyramin (3 x täglich 8 g über 11 Tage) empfohlen.

  Warfarin

Während einer Behandlung mit Teriflunomid wurde keine Veränderung der Pharmakokinetik von S-Warfarin festgestellt, was darauf hindeutet, dass Teriflunomid CYP2C9 werder induziert noch hemmt. Dennoch kommt es während einer gleichzeitigen Behandlung von Teriflunomid und Warfarin zu einer Abnahme der INR um etwa 25 % (= Zunahme des Quickwerts). Eine engmaschige Überwachung der INR wird daher empfohlen.

Zu Warfarin wechseln

  Starke CYP- und p-Glykoprotein-Induktoren

Die gleichzeitige Gabe von Teriflunomid und Rifampicin, einem Induktor von CYP2B6, 2C8, 2C9, 2C19 und 3A4 sowie ein starker Induktor von P-Glykoprotein, führt zu einer Abnahme der Teriflunomid-Exposition von 40 %. Daher ist bei gleichzeitiger Gabe von starken CYP-Induktoren und Transporter-Induktoren wie z. B. auch Carbamazepin, Phenotoin, Phenobarbital und Johanniskraut erhöhte Vorsicht angezeigt, um ein Absinken von Teriflunomid in den subtherapeutischen Bereich zu vermeiden.

Starke CYP- und p-Glykoprotein-Induktoren anzeigen

  CYP2C8-Substrate, z. B. Repaglinid

Bei gleichzeitiger Anwendung von Teriflunomid und Repaglinid kommt es zu einer etwa 2-fachen Erhöhung der  mittleren Cmax und AUC von Repaglinid. Dieser Umstand lässt darauf schließen, dass Teriflunomid CYP2C8 hemmt. Daher sollten CYP2C8-Substrate wie Repaglinid, Paclitaxel, Pioglitazon und Rosiglitazon nur mit Vorsicht während einer Behandlung mit Teriflunomid angewendet werden.

  CYP1A2-Substarte

Während einer Behandlung mit Teriflunomid sinken bei gleichzeitiger Gabe die mittlere Cmax und AUC von Coffein um 18-55 %. Dieser Umstand lässt darauf schließen, dass Teriflunomid ein schwacher Induktor von CYP1A2 sein könnte. Daher wird empfohlen, während einer Behandlung mit Teriflunomid CYP1A2-Substarte wie z. B. Duloxetin, Alosetron, Theophyllin, und Tizanidin nur mit Vorsicht anzuwenden, da deren Wirksamkeit sinken könnte.

CYP1A2-Substarte anzeigen

  BRCP-Substrate und OATP1B1/B3-Substrate, z. B. Rosuvastatin

Das Breast Cancer Resistance Protein (BCRP) ist ein aktiver Effluxtransporter. Die organischen Anionentransport-Proteine B1 und B3 (OATPB1/B3) sind membrangebundene Proteine, die Anionen aus den Zellen zur Ausscheidung bringen sollen. Teriflunomid scheint diese beiden Transporter-Familien zu hemmen.

So kommt es während einer Therapie mit Teriflunomid zu einem Anstieg der Plasmaspiegel von Rosuvastatin auf das 2,5-fache, ohne dass jedoch ein Einfluss auf die HMG-CoA-Aktivität festzstellen ist. Daher wird unter diesen Bedingungen eine Reduktion der Rosuvastatin-Dosis um 50 % empfohlen.

Während einer Behandlung mit Teriflunomid wird bei gleichzeitiger Behandlung mit Substraten von BCRP wie z. B. Methotrexat, Topotecan, Sulfasalazin, Daunorubicin, und Doxorubicin oder mit Substraten der OATP-Familie wie z. B. Simvastatin, Atorvastatin, Pravastatin, Methotrexat, Nateglinid, Repaglinid und Rifampicin eine engmaschige Überwachung der Patienten hinsichtlich von Symptomen einer Überdosierung der genannten Arzneistoffe empfohlen. Gegebenenfalls muss eine Dosisreduktion dieser Arzneistoffe in Betracht gezogen werden.

Strukturformel

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Kommentar

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Wirkmechanismus

Teriflunomid hemmt als Immunmodulator selektiv und reversibel die mitochondriale Dihydroorotat-Dehydrogenase (DHODH). Von dieser Hemmung sind besonders aktivierte B- und T-Lymphozyten betroffen, weil sie für eine Proliferation und Zellteilung auf die Pyrimidin-de-novo-Synthese durch DHODH angewiesen sind. Teriflunomid scheint nicht nur die Proliferation aktivierter Lymphozyten zu unterbinden, sondern auch die Zahl aktivierter Lymphozyten insgesamt senken zu können. Beide Effekte tragen dazu bei, die Zahl aktivierter, ins ZNS eingedrungener Lymphozyten zu senken und so die Entzündungsaktivität bei multipler Sklerose herabzusetzen. Insgesamt kommt es im Verlauf der Therapie zu einer mittleren Abnahme der weißen Blutkörperchen um etwa 15 % vom Ausgangswert.  Die Halbwertszeit von Teriflunomid beträgt etwa 19 Tage. Der aktive Hauptmetabolit von Teriflunomid ist das für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis sowie Psoriasis-Arthritis zugelassene Leflunomid.
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Patientenhinweis

Teriflunomid ist 2013 zugelassen worden und unterliegt einer zusätzlichen Überwachung, um neue Erkenntnisse zur Sicherheit des Präparates schnell erfassen zu können.

Vor und während der Behandlung mit Teriflunomid ist regelmäßig der Blutdruck zu kontrollieren und die Alaninaminotransferase (ALT) als Leberwert und ein großes Blutbild inklusive Differentialblutbild mit Leukozyten und Thrombozyten abzunehmen:

Unter der Therapie kann es zu einer Erhöhung des Blutdrucks kommen. Bei einer Blutdruckerhöhung muss die Behandlung zwar nicht abgebrochen werden, jedoch sind geeignete (medikamentöse) Maßnahmen zur Blutdrucksenkung einzuleiten.

Weiterhin kann es besonders in den ersten 6 Monaten zu lebertoxischen Wirkungen kommen, die sich leicht durch Bestimmung der ALT erkennen lassen. In den ersten 6 Monaten der Teriflunomid-Therapie sollen die Transaminasen alle 2 Wochen, danach alle 8 Wochen kontrolliert werden. Patienten mit vorbestehenden Lebererkrankungen sollten engmaschiger kontrolliert werden. Bei Symptomen einer Leberfunktionsstörung wie ungeklärter Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, dunklem Urin oder Gelbsucht müssen ebenfalls die Leberwerte kontrolliert werden. Bei Erhöhung der Transaminasen um das 2-3fache der Norm werden wöchentliche Leberwert-Kontrollen empfohlen, bei Erhöhungen über das 3fache der Norm ein Therapieabbruch von Teriflunomid.

Teriflunomid senkt die Zahl aktivierter B- und T-Lymphozyten im Blut und kann daher Infektionen begünstigen. Patienten mit einem positiven Tuberkulose-Screening müssen vor Beginn einer Therapie mit Teriflunomid eine angemessene TBC-Standardtherapie erhalten. Bei Anzeichen einer aktiven Infektion soll ein großes Blutbild inklusive Differentialblutbild abgenommen werden. Bei bestehenden aktiven Infektionen muss der Beginn einer Therapie mit Teriflunomid verschoben werden bzw. während einer Therapie mit Teriflunomid ein Therapieabbruch in Erwägung gezogen werden. Wegen der langen Halbwertszeit von Teriflunomid (HWZ = 19 Tage) kann auch eine beschleunigte Elimination mit Hilfe von Aktivkohle (2 x täglich 50 g über 11 Tage) oder Colestyramin (3 x täglich 8 g über 11 Tage) in Frage kommen. Über den Nutzen und das Risiko einer Wiederaufnahme der Behandlung ist zu gegebenem Zeitpunkt erneut zu entscheiden.

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung mit Teriflunomid eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Bei unbeabsichtigt eingetretener Schwangerschaft kann ein Risiko für den Fetus nicht ausgeschlossen werden, solange der Plasmaspiegel von Teriflunomid über 0,02 mg/l liegt. Dieses Risiko muss mit der Patientin besprochen werden. Ohne ein oben angegebenes Verfahren mit Aktivkohle oder Colestyramin zur beschleunigten Elimination von Teriflunomid aus dem Plasma dauert es durchschnittlich 8 Monate, bis der Plasmaspiegel unter 0,02 mg/l liegt. Fälle, in denen es sogar bis zu 2 Jahren dauert, sind beschrieben. Ein Schwangerschaftswunsch sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Dabei ist ein Therapieabbruch mit einer beschleunigten Elimination anzuraten, wenn es die klinische Situation der Patientin erlaubt. Vor dem Eintritt der Schwangerschaft sollte die Plasmakonzentration von Teriflunomid zweimal innerhalb von mindestens 2 Wochen Abstand unterhalb von 0,02 mg/l liegen.

Das Risiko einer über den Mann vermittelten embryo-fetalen Toxizität aufgrund einer Behandlung mit Teriflunomid gilt als gering.

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Dosierung

Die Dosis kann unabhängig von den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden. Eine Dosisanpassung ist bei Patienten mit leichter, mittelschwerer oder schwerer Nierenfunktionsstörung bzw. leichter oder mittelschwerer Leberfunktionsstörung nicht nötig. Bei Dialysepflicht oder schwerer Leberfunktionsstörung ist Teriflunomid jedoch kontraindiziert.

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