Im weiblichen Zyklus stimuliert das luteinisierende Hormon (LH) die Freisetzung von Progesteron. Zum LH-Anstieg kurz vor der Ovulation (= Eisprung) kommt es indirekt durch eine positive Rückkopplung des Progesteron-Anstiegs. Etwa 24 Stunden nach Erreichen des LH-peaks kommt es dann zum Eisprung.
Zur Notfallkontrazeption nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr bzw. Versagen der Kontrazeption (= „Pille danach“) stehen in Deutschland zurzeit die zwei rezeptfreien Arzneistoffe Levonorgestrel und Ulipristalacetat zur Verfügung. Beide Arzneistoffe verhindern den für die Ovulation (= Eisprung) notwendigen Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH). Die Ovulation erfolgt etwa 24 Stunden nach dem LH-peak.
Ulipristalacetat kann auch noch bei bereits erfolgtem LH-Anstieg eingesetzt werden. Das erklärt die unterschiedlichen Zeiträume, innerhalb derer die Notfallkontrazeptiva eingesetzt werden können: Während Levonorgestrel bis zu 72 Stunden nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr angewendet werden kann, darf Ulipristalacetat noch bis 120 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr gegeben werden.
Notfallkontrazeptiva können laut Hersteller in jeder Phase des weiblichen Zyklus gegeben werden. Sinnvoll -und vom abgebenden Apotheker entsprechend zu eruieren- ist allerdings nur eine Gabe vor der Ovulation. Unabhängig von den angegebenen Zeiträumen nach einem Geschlechtsverkehr wird aber empfohlen, ein Notfallkontrazeptivum so früh wie möglich einzunehmen, um einem bevorstehenden Eisprung zuvorzukommen. Bei beiden Arzneistoffen wurde durch Studiendaten belegt, dass deren Wirksamkeit höher ist, je eher man es anwendet. Eine gleichzeitige Anwendung von Levonorgestrel und Ulipristalacetat wird nicht empfohlen.
Bei Frauen mit erhöhtem Körpergewicht und/oder erhöhtem BMI konnte aus den bisherigen Daten kein Wirkverlust der „Pille danach“ festgestellt werden.
Bei Erbrechen innerhalb der ersten drei Stunden nach der Einnahme ist die Wirksamkeit der Arzneistoffe nicht sichergestellt. Daher wird dann empfohlen, von dem jeweiligen Arzneistoff eine weitere Dosis einzunehmen. Das u. U. einmalig vergessene Kontrazeptivum soll weiter normal eingenommen werden. Bis zum Ende des aktuellen Zyklus soll bei Geschlechtsverkehr zusätzlich, z. B. durch Anwendung von Kondomen, verhütet werden.
Eine wiederholte Anwendung von Levonorgestrel oder Ulipristalacetat innerhalb desselben Menstruationszyklus wird nicht empfohlen.
Bei schweren Leberfunktionsstörungen wird die Anwendung von Levonorgestrel oder Ulipristalacetat nicht empfohlen. In diesen Fällen kann man auf die Möglichkeit zur Einlage einer Kupferspirale durch den behandelnden Gynäkologen hinweisen. Auch für Frauen, die bereits ihren Eisprung hatten, ist die Kupferspirale die einzige Möglichkeit zur Notfallkontrazeption, da sie die Nidation (= Einnistung) der möglicherweise befruchteten Eizelle verhindern kann.