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          < Canakinumab >

Canakinumab

  

Wirkmechanismus

IL-1β-Blocker: Humaner monoklonaler Antikörper

Anwendung

Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome

Die mit Canakinumab zu behandelnden autoinflammatorischen periodischen Fiebersyndrome umfassen das Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrom (CAPS), das Tumor-Nekrose-Faktor-Rezeptor-assoziierte periodische Syndrom (TRAPS), das Hyperimmumglobulin-D-Syndrom (HIDS) sowie die Mavalonatkinase-Defizienz (MKD) und das familiäre Mittelmeerfieber (FMF). Zur Behandlung des familiären Mittelmeerfiebers sollte gegebenenfalls eine Kombinationstherapie mit Colchicin erwogen werden.

Still-Syndrom

Unter dem Still-Syndrom versteht man die systemische Verlaufsform der juvenilen idiopatischen Arthritis. Canakinumab wird für das aktive Still-Syndrom und die adulte Variante für Patienten ab 2 Jahren verwendet, die auf Therapien mit NSAR und systemischen Kortikoiden nicht ausreichend angesprochen haben. Eine Kombinationstherapie mit Methotrexat ist möglich.

Gichtarthritis

Von einer Gichtarthritis spricht man bei einer dauerhaften Manifestation der Gicht an den Gelenken aufgrund von dauerhaft erhöhten Harnsäurespiegeln, also einer Hyperurikämie.
Canakinumab kann bei Patienten mit häufigen Gichtanfällen (3 oder mehr in den letzten 12 Monaten) eingesetzt werden, wenn die Behandlung mit Colchicin und NSAR nicht in Frage kommt. Zunächst sollte eine harnsäuresenkende Therapie begonnen oder optimiert werden. Dann kann Canakinumab in Dosierung von 150 mg intravenös während eines Anfalls so schnell wie möglich gegeben werden. Der Abstand zu einer zweiten Gabe sollte mindestens 12 Wochen betragen. Patienten, die initial nicht auf die Behandlung ansprechen, sollten nicht weiter mit Canakinumab behandelt werden.
Eine Hyperurikämie bezeichnet eine Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut über 6,5 mg/dl (387 µmol/l). Der Grenzwert ergibt sich aus der physikalischen Löslichkeit von Natriumurat bei 37 Grad Celsius und pH 7,4 (= physiologische Bedingungen im Körper). Sie muss nicht mit klinischen Symptomen einhergehen. Die klinische Manifestation einer Hyperurikämie ist die Gicht (Arthritis urica, im Volksmund „Zipperlein“). Sie ist eine Erkrankung des Purin-Stoffwechsels. Purine wie Adenin und Guanin spielen eine wichtige Rolle als DNA-Bausteine. Über deren Abbauprodukt Xanthin entsteht durch die Xanthinoxidase Harnsäure, eine harnpflichtige Substanz.
Eine Hyperurikämie findet sich sehr häufig in der Bevölkerung. Etwa 5 % der erwachsenen Männer haben erhöhte Harnsäurewerte. Frauen sind deutlich seltener betroffen. Bei ihnen wirken wahrscheinlich die Estrogene einer Hyperurikämie entgegen. Daher sind ca. 80 % der Gichtpatienten Männer. Eine manifeste Gicht tritt meist zwischen dem 40. Und 60. Lebensjahr auf. Assoziiert ist sie häufig mit dem metabolischen Syndrom, bei dem Übergewicht, Hypertonie, schlechte Blutfettwerte und Diabetes gemeinsam vorliegen. Im Grunde können drei Ursachen für erhöhte Harnsäurewerte in Frage kommen:
  • Die Nieren scheiden zu wenig Harnsäure aus
  • Der Körper bildet zu viel Harnsäure
  • Der Patient nimmt zu viel Purine mit der Nahrung auf

Häufig wird dabei eine Einteilung in die primäre und sekundäre Hyperurikämie vorgenommen. Bei der primären Form liegt eine angeborene Störung des Purinstoffwechsels vor. Hierbei handelt es sich um Enzymdefekte wie z. B. das Lesch-Nyhan-Syndrom, bei dem ein Mangel an Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase (HGPRT) vorliegt, oder um Defekte, bei denen es zu einer vermehrten Aktivität der Xanthinoxidase oder der Amidophosphoribosyltransferase (= ATase oder Glutaminphosphoribosyl-Amidotransferase) kommt. Primäre Hyperurikämien sind sehr selten. Bei der sekundären Hyperurikämie sind die Ursachen durch andere Erkrankungen oder durch eine medikamentöse Therapie begründet. Zu einer gesteigerten Harnsäurebildung aufgrund gesteigerter Purinfreisetzung kommt es z. B. bei einer Polycythaemia vera (eine myeloproliferative Erkrankung, bei der alle drei Blutzellreihen im Blut vermehrt sind), bei Leukämien oder im Rahmen einer Tumorbehandlung mit Zytostatika. Zu einer verminderten renalen Harnsäureausscheidung kommt es z. B. bei Niereninsuffizienz, Alkoholismus, Ketoazidose, bei der durch eine pH-Absenkung im Blut das Löslichkeitsprodukt von Harnsäure bereits bei niedrigeren Werten erreicht ist und somit Harnsäurekristalle ausfallen können, oder einer Therapie mit Diuretika (Schleifendiuretika, Thiazide).
Im Hinblick auf die Symptomatik bei Hyperurikämie und Gicht hat sich eine klinische Einteilung bewährt:
  1. Asymptomatische Gewebeablagerungen von Urat (Salze der Harnsäure)
  2. Akuter Gichtanfall
  3. Interkritische Phasen (zwischen zwei Gichtanfällen ggf. mit zunehmenden Uratablagerungen im Gewebe
  4. Chronische Gicht

Gewebeablagerungen von Urat nennt man Tophi. Sie kommen häufig in schlecht durchbluteten Geweben wie z. B. Weichteil- und Knorpelgewebe vor. Äußerlich sichtbar sind sie, wenn sie sich in der Subcutis (Unterhaut, z. B. an der Ohrmuschel), in Sehnenscheiden oder Schleimbeuteln ablagern. Diese Gewebeablagerungen können zwar zunächst asymptomatisch bleiben, jedoch schädigen sie zum einen auf längere Sicht das Gewebe mit entsprechenden Komplikationen (siehe unten), zum anderen ist jederzeit eine Exacerbation (= akute Verschlechterung) zu einem akuten Gichtanfall möglich.
Der Gichtanfall ist die akut schmerzhafte Manifestation der Gicht. Es handelt sich um eine rasch einsetzende Entzündung meist nur eines Gelenks (Monoarthritis in 90 % der Fälle) ohne ein vorangegangenes Trauma, die oft innerhalb weniger Stunden eine maximale entzündliche Aktivität entwickelt. Die Entzündung ist mit der Bildung von Harnsäurekristallen im Gelenk oder gelenknahen Geweben (wie z. B. Schleimbeutel) assoziiert. Es kommt zu den klassischen Entzündungszeichen mit starken Schmerzen (dolor) -auch bei Berührung-, Überwärmung (calor), Schwellung (tumor) und Rötung (rubor). Auch die Funktion ist stark beeinträchtigt.
In den Phasen zwischen akuten Gichtanfällen setzen sich die Uratablagerungen im Gewebe fort und es können sich Komplikationen der nun sog. „chronischen Gicht“ einstellen.
Besonders gefürchtet ist die Urat-Nephropathie. Ausfallende Uratkristalle in der Niere zerstören das Nierengewebe, es entwickelt sich eine chronische Nephritis. Wird das Löslichkeitsprodukt von Harnsäure im ableitenden Harntrakt überschritten, kommt es zur Bildung von Harnsteinen (Nephrolithiasis/ Urolithiasis), die die ableitenden Harnwege blockieren und damit zu (Nieren-)Koliken führen können. Weiterhin können die Harnsäurekristalle in den Gelenken den Knorpel und später auch den Knochen zerstören. Im Röntgenbild findet man Osteolysen, also sichtbare Auflösungen von Knochengewebe. Das betroffene Gelenk ist schmerzhaft, wird deformiert und in seiner Funktion irreversibel stark eingeschränkt. Schließlich führen die Gichttophi im Weichteilgewebe zu teils sehr schmerzhaften Entzündungen, wie z. B. Schleimbeutelentzündungen (Bursitiden).

Eine Hyperurikämie wird anhand des Serumspiegels der Harnsäure im Blut diagnostiziert. Die klinische Diagnose eines akuten Gichtanfalls kann gestellt werden, wenn sich eine schmerzhafte Monoarthritis eines peripheren Gelenks innerhalb eines Tages ohne vorhergehendes Trauma (z. B. Sturz, OP, intraartikuläre Injektion) entwickelt hat. Eine weitere Diagnostik ist nur bei untypischen Fällen indiziert. Im Blut findet man eine Leukozytose (Erhöhung der weißen Blutkörperchen). Die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) ist stark erhöht. Der Harnsäurespiegel im Blut ist im Anfall nur bei einem Drittel der Patienten erhöht. Eine Gelenkpunktion zum Nachweis von Uratkristallen sollte im hausärztlichen Bereich nicht durchgeführt werden. Die EULAR-Empfehlungen (european league against rheumatism) gehen jedoch dahin, bei jeder Person mit Verdacht auf Gicht eine Suche nach Uratkristallen in der Synovialflüssigkeit (Gelenkflüssigkeit) oder im Tophus-Aspirat (Tophus = sichtbarer Uratablagerungen im Weichteil- oder Knorpelgewebe) durchzuführen. Es ist weiterhin empfehlenswert, die Nieren auf pathologische Veränderungen hin sonographisch (= Ultraschall) zu untersuchen.

Das Therapieziel ist, ein Fortschreiten der Gicht und eventuelle neue Gichtanfälle zu verhindern, eventuelle Uratablagerungen wieder aufzulösen und die Tophusbildung rückgängig zu machen. Eine erhöhte Serumharnsäure ohne Folgeerkrankung wie Gicht oder Urolithiasis stellt keine Indikation für eine medikamentöse Intervention dar. Jedoch gilt dieses Prinzip nicht bei sekundären Hyperurikämien im Rahmen einer Tumorerkrankung (z. B. Leukämien) und/oder einer Behandlung mit Zytostatika. Hier muss  prophylaktisch wegen zu erwartender massiv erhöhter Harnsäurespiegel neben der eventuellen Gabe von Allopurinol mit Rasburicase oder Pegloticase, einem Enzym, das Harnsäure in deutlich besser lösliches Allantoin umwandelt, therapiert werden.
Nach einem ersten Gichtanfall muss der Patient über mögliche Lebensstiländerungen aufgeklärt werden: Übergewicht sollte langsam reduziert werden. Dabei sollte die Ernährung auf purinarme Kost umgestellt, d. h. purinreiche Lebensmittel wie Fisch, Fleisch, Hülsenfrüchte oder (Bier-)Hefe sollen reduziert werden. Dabei sollten üppige Mahlzeiten, aber auch langes Fasten vermieden werden. Sofern keine Kontraindikation wie z. B. eine Herzinsuffizienz besteht, sollten mindestens 2 Liter Flüssigkeit am Tag zugeführt werden. Alkohol kann einen Gichtanfall auslösen. Daher sollte ein kompletter Verzicht auf Alkohol angestrebt werden. Körperliche Aktivität hilft, den Harnsäurespiegel im Blut zu senken. Während und bis etwa 14 Tage nach einem Gichtanfall sollte nicht mit einer harnsäuresenkenden Therapie (= urate-lowering therapy, ULT) begonnen werden, weil die Harnsäure im Blut zu Therapiebeginn passager sogar ansteigen kann. Nach einem ersten Gichtanfall sollte eine ULT in Betracht gezogen und mit dem Patienten diskutiert werden. Nach einem zweiten Gichtanfall bzw. bei chronischer Gicht muss in jedem Fall eine ULT begonnen werden. Jede ULT sollte einschleichend unter Kontrolle der Harnsäurewerte begonnen werden. Zielwert ist ein Serum-Harnsäurespiegel < 6 mg/dl.
Bei Patienten mit normaler Nierenfunktion ist der Xanthinoxidase-Hemmer Allopurinol das Mittel der Wahl. Er verhindert die Umwandlung von besser löslichem Xanthin und Hypoxanthin in Harnsäure. Begonnen wird mit 100 mg Allopurinol am Tag. Die Dosis soll alle 2-4 Wochen um 100 mg auf maximal 300 mg/d gesteigert werden, bis der Harnsäurespiegel den Zielwert erreicht hat. Wird dieser mit einer angemessenen Allopurinol-Dosis nicht erreicht, sollte von Allopurinol auf Febuxostat, einem weiteren neueren, aber auch wesentlich teureren Xanthinoxidase-Hemmer oder ein die Harnsäure-Ausscheidung erhöhendes Urikosurikum wie z. B. Benzbromaron gewechselt, oder Allopurinol mit einem Urikosurikum kombiniert werden. Febuxostat oder ein Urikosurikum sind ebenso indiziert, wenn Allopurinol nicht toleriert wird. Bei Niereninsuffizienz ist die Dosis von Allopurinol an die Creatinin-Clearance nach unten anzupassen. Urikosurika sind nicht indiziert bei Komplikationen wie Urat-Nephropathie, Urat-Nephrolithiasis oder einer primären Hyperurikämie mit Harnsäure-Überproduktion. Bei Patienten mit schwer einschränkender tophöser Gicht und schlechter Lebensqualität ist der Einsatz von Pegloticase indiziert, wenn der Zielwert von < 6 mg/dl Harnsäure im Blut nicht mit den o. g. Maßnahmen erreicht werden kann.
Da gerade zu Beginn einer harnsäuresenkenden Therapie erneut Gichtanfälle auftreten können (besonders in der 8. bis 12. Woche), wird inzwischen während der ersten 6 Monate eine zusätzliche Prophylaxe mit Colchicin in niedriger Dosis (0,5-1 mg/d) oder mit 1 x täglich 500 mg Naproxen empfohlen. Allerdings hat Colchicin derzeit keine Zulassung in dieser Indikation.

Dosierung

Erwachsene, Jugendliche und Kinder > 4 Jahre:
Alle 8 Wochen 150 mg Canakinumab s.c. (KG > 40 kg)
Alle 8 Wochen 2 mg/kg KG Canakinumab s.c. (15 kg < KG < 40 kg)
Alle 8 Wochen 4 mg/kg KG Canakinumab s.c. (7,5 kg < KG < 15 kg)

Kinder von 2 bis 4 Jahren:
Alle 8 Wochen 4 mg/kg KG Canakinumab s.c. (KG < 7,5 kg)

Patientenhinweis

Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung und für bis zu 3 Monate nach der letzten Dosis wirksame Verhütungsmethoden einsetzen.
Vor Beginn der Behandlung sollte die Neutrophilen- und Leukozytenzahl bestimmt werden.
Die Injektion sollte nur in gesunde Hautstellen an Oberschenkel, Bauch, Oberarm und Gesäß erfolgen, wobei die Einstichstelle jedes Mal gewechselt werden sollte.
Bei Auftreten von Anzeichen für eine Tuberkulose (anhaltender Husten, Gewichtsverlust, leicht erhöhte Temperatur) sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Vor einer Impfung von Neugeborenen dessen Mutter innerhalb der letzten 16 Wochen mit Canakinumab behandelt wurde, sollte der Kinderarzt über die Therapie der Mutter informiert werden.

Nebenwirkungen

  Infektionen z. B. Pneumonie, Influenza, Harnwegsinfektionen

Sehr häufig kommt es zu nfektionen der Atemwege. Diese können sich äußern in: Pneumonie,
  • Bronchitis,
  • Influenza,
  • Virusinfektion,
  • Sinusitis,
  • Rhinitis,
  • Pharyngitis,
  • Tonsillitis,
  • Nasopharyngitis und
  • Infektion der oberen Atemwege
Des weitern kommt es sehr häufig zu Ohrinfektion, Cellulitis, Gastroenteritis und Harnwegsinfektion.

  Kopfschmerzen, Schwindel

  Gastrointestinale Störungen

Sehr häufig kommt es vor allem bei der Behandlung der systemischen juvenilen idiopatischen Arthritis mit Canakinumab zu Oberbauchbeschwerden und im Falle der Gichtarthritis zur gastroösophagalen Refluxkrankheit.

  Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Rückenschmerzen

  Störungen des Blutbildes

Sehr häufig treten als Nebenwirkung Leukopenie und häufig Neutropenie (reduzierte Zahl der neutrophiler Granulozyten) auf. Gelegentlich kann es auch zu Thrombozytopenie kommen.

Das Hämogramm (Blutbild) stellt die Menge der in einer Blutprobe vorhandenen Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Retikulozyten (polymorphkernige Blutkörperchen) nebeneinander dar. Beim Differentialblutbild werden sowohl quantitative als auch qualitative Parameter, wie z. B. die Form, mit herangezogen. Neben pathologischen Veränderungen können Abweichungen von den Normwerten auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen bedingt sein. Auftreten können u. a.:
  • Leukopenie: Die Gesamtzahl aller Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) im Blut ist auf unter 5.000/mm³ reduziert.
  • Leukozytose: Die Gesamtzahl aller Leukozyten im Blut ist über 10.000/mm³ erhöht.
  • Granulozytopenie: Verminderung der Anzahl der Leukozyten, insbesondere der neutrophilen Granulozyten.
  • Agranulozytose (perniziöse Neutropenie): Verminderung der Anzahl der Leukozyten (Leukopenie), die Granulozyten können komplett fehlen. Auch die Blutplättchen und das Knochenmark können betroffen sein. Eine Agranulozytose kann sich innerhalb von Stunden ausbilden und geht üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher, bei deren Auftreten der Patient darüber aufgeklärt sein muss, dass umgehend eine ärztliche Konsultation erfolgen sollte. Es wird symptomatisch therapiert; Breitbandantibiotika und Granulozyten-Koloniestimulierende Faktoren, wie Filgrastim, werden häufig in der Therapie verabreicht.
  • Eosinophilie: Erhöhung der Anzahl der eosinophilen Granulozyten im Blut. Bei allergischen Reaktionen wie dem Arzneimittelexanthem tritt dies zum Beispiel auf.
  • Thrombozytopenie: Verminderung der Anzahl der Thrombozyten unter 150.000/mm³. Durch den Mangel an Thrombozyten ist die Blutgerinnung gestört und es treten vermehrt Hämatome oder Blutungen auf.
  • Aplastische Anämie: Die Gesamtzahl aller Zellen im Blut ist reduziert (Panzytopenie). Ursache ist eine gestörte Stammzellreifung im Knochenmark.
Grundsätzlich stellen Blutbildveränderungen ernste bis lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen dar, die einer weitergehenden ärztlichen Abklärung bzw. Behandlung bedürfen.

  Erschöpfung/Asthenie

  Reaktionen an der Injektionsstelle

Kontraindikationen

Aktive, schwere Infektionen

Da die Substanz das Immunsystem schwächt, muss sie bei unkontrollierbaren Infektionen ggf. abgesetzt werden.

Impfung mit Lebendimpfstoffen

Da nicht bekannt ist, ob die sekundäre Übertragung einer Infektion bei der Behandlung mit Canakinumab möglich ist, sollten keine Lebendimpfstoffe verabreicht werden, es sei denn der Nutzen überwiegt klar das Risiko. Sollte eine Impfung mit Lebendimpfstoffen notwendig sein, wird empfohlen diese mindestens 3 Monate nach der letzten und vor der nächsten Gabe von Canakinumab zu verabreichen.
Vor Beginn der Behandlung mit Canakinumab sollten Erwachsene und Kinder alle empfohlenen Impfungen einschließlich Pneumokokken und der Impfung mit inaktiviertem Influenza-Impfstoff erhalten.

Neutropenie, Leukopenie

Da es unter der Therapie mit Canakinumab, wie bei anderen Therapien die IL-1 inhibieren auch, zu Neutro- und Leukopenien kommen kann, sollte die neutrophilen Granulozyten und Leukozyten vor Beginn der Therapie mit Canakinumab bestimmt werden. Bei Vorliegen einer Neutro- oder Leukopenie sollte die Therapie nicht begonnen werden. Eine weitere Kontrolle wird nach 1-2 Monaten empfohlen und bei Langzeitbehandlungen sind regelmäßige Kontrollen ratsam. Wenn es Patient neutro- oder leukämisch wird, sollte die Kontrolle engmaschig erfolgen und gegebenenfalls ein Therapieabbruch erwogen werden.

Kinder unter 4 Jahren

Schwangerschaft und Stillzeit

Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung mit Canakinumab und indestens 3 Monate danach wirksame Verhütungsmethoden anwenden.

Zur Beurteilung der Verwendung von Canakinumab in der Schwangerschaft beim Menschen liegen keine ausreichenden Daten vor. Tierexperimentelle Daten geben keinen Hinweis auf direkte oder indirekte schädliche Wirkungen. Tierexperimentelle Daten zeigten eine Plazentagängigkeit mit unbekannten klinischen Folgen. Daher wird empfohlen Neugeborenen die in Utero Canakinumab ausgesetzt waren bis zu 16 Wochen nach der letzten Canakinumab-Dosis der Mutter keine Lebendimpfstoffe zu verabreichen. Der Kinderarzt sollte hierüber informiert werden.

Es ist unbekannt, ob der Wirkstoff Canakinumab beim Menschen in die Muttermilch übergeht. Aber bei Mäusen wurde nachgewiesen, dass ein muriner Anti-Murin-IL-1-beta-Antikörper beim Säugen auf die Jungtiere übertragen wurde. Schädliche Auswirkungen konnten jedoch nicht nachgewiesen werden. Trotzdem sollte eine gründliche Nutzen-Risikoabwägung erfolgen, wenn unter der Behandlung mit Canakinumab gestillt werden sollte.

Wechselwirkungen

  TNF-Antagonisten z. B. Adalimumab

In der Kombination kommt es häufiger zu schwerwiegenden Infektionen. Eine Kombination wird daher nicht empfohlen.

Zu Adalimumab wechseln

  Impfstoffe

Da keine ausreichenden Daten zum Risiko einer sekundären Übertragung einer Infektion durch Lebendimpfstoffe vorliegen, sollten während der Behandlung mit Canakinumab und bis zu 3 Monate nach der letzten und vor der nächsten Canakinumab-Dosis keine Lebendimpfstoffe verabreicht werden. Patienten bei denen die Behandlung mit Canakinumab geplant ist, sollten bis spätestens 3 Monate vor Beginn alle empfohlenen Impfungen (einschließlich Pneumokokken und inaktiviertem Influenza-Impfstoff) erhalten.

  CYP3A4-Substrate

Die Cytochrom P450-Enzyme (kurz CYP) sind maßgeblich an der Biotransformation von Arzneimitteln beteiligt. CYP-Enzyme sind mischfunktionelle Monooxygenasen, d. h. sie führen ein Sauerstoffatom in das zu transformierende Molekül ein. Durch diese Reaktionen (z. B. Hydroxylierung, N- und S-Oxidation, N- und O-Desalkylierung, Desaminierung) werden die Moleküle hinsichtlich einer leichteren Eliminierbarkeit funktionalisiert. Die CYP-Enzyme weisen eine breite Substratspezifität auf und sind damit für die Biotransformation von vielen, auch strukturell unterschiedlichen Arzneistoffen von Bedeutung. Sowohl der Dünndarm als auch die Leber sind im Bezug auf die CYP-Enzyme die Schlüsselorgane, wobei letztere den höchsten CYP-Enzym-Gehalt aufweist. Häufig sind bestimmte CYP-Enzyme durch Arzneistoffe, aber auch durch Nahrungsbestandteile und Umweltgifte induzier- oder hemmbar. Von größter Bedeutung für die Metabolisierung von Arzneistoffen ist das Isoenzym 3A4.

Zur Gruppe der Arzneistoffe, die Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 hemmen, gehören Ciclosporin, Tacrolimus, Isoniazid, Aprepitant, Cimetidin, Chloramphenicol, Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol, Clotrimazol), Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin, NICHT Azithromycin), Virostatika (Delaviridin, Indinavir, Ritronavir, Nelfinavir), Diltiazem, Verapamil, Nifedipin, Felodipin u. a. Auch einige Lebensmittel wie z. B. Grapefruitsaft oder Sternfrucht (Karambole) hemmen CYP3A4. Eine besonders starke Hemmung des Isoenzyms 3A4 können z. B. Azolantimykotika und Virustatika hervorrufen.

Zur Gruppe der Induktoren von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 gehören: Virostatika (Efavirenz, Nevirapin), Barbiturate (Phenobarbital), Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskrautextrakte, Oxcarbazepin, Rifabutin.

U. a. werden folgende Arzneistoffe über das Isoenzym 3A4 metabolisiert und daher als Substrate von CYP 3A4 bezeichnet: Benzodiazepine (Alprazolam, Diazepam), Calciumantagonisten (Nifedipin, Amlodipin), HMG-CoA-Reduktasehemmer (Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin; NICHT Fluvastatin und Pravastatin), Phosphodiesteradeinhibitoren (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil), Alfuzosin, Cabergolin, Ciclosporin, Indinavir, Montelukast.

CYP3A4-Substrate anzeigen

Strukturformel

Kommentar

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Wirkmechanismus

Bei Canakinumab handelt es sich um einen monoklonalen Anti-Human-Interleukin-1-beta-Antikörper des IgG1/κ Isotypen.
Es neutralisiert die biologische Aktivität von humanem IL-1-beta, indem es mit hoher Affinität spezifisch an IL-1-beta bindet und damit die Bindung an dessen Rezeptor verhindert. Die IL-1-beta induzierte Genaktivierung und Bildung von Entzündungsmediatoren wird damit verhindert.
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Patientenhinweis

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Dosierung

Die subkutane Injektion kann in den Oberschenkel, Bauch, Oberarm oder das Gesäß erfolgen. Die Einstichstelle sollte bei jeder Gabe variiert werden und nicht in geschädigte Areale oder Narbengewebe erfolgen. Jede Durchstechflasche ist zum einmaligen Gebrauch bestimmt.

CAPS:
Bei vermindertem Ansprechen auf die Erstdosis (z. B. 150 mg oder 2 mg/kg KG) kann innerhalb von 7 Tagen nach Therapiebeginn eine zweite Gabe der gleichen Dosis (z. B. 150 mg oder 2 mg/kg KG) erfolgen. Kommt es dann zu einem zufriedenstellenden Ansprechen wird in den folgenden Zyklen (alle 8 Wochen) diese doppelt so hohe Dosis beibehalten (300 mg oder 4 mg/kg KG). Ist das Ansprechen noch immer nicht zufriedenstellend kann nach weiteren 7 Tagen eine weitere Dosis mit ebenfalls der doppelten Dosis der letzten Gabe erfolgen (300 mg oder 4 mg/kg KG). Wenn daraufhin ein zufriedenstellendes Ansprechen erfolgt, sollte individuell entschieden werden, ob die Therapie mit der 4-fach erhöhten Dosis (z.B. 600 mg oder 8 mg/kg KG) alle 8 Wochen fortgesetzt werden kann.
Da die klinische Erfahrung mit kürzeren Dosierungsintervallen als 4 Wochen oder einer Dosierung über 600 mg/kg KG begrenzt ist, wird eine solche Anwendung nicht empfohlen.

TRAPS, HIDS/MKD und FMF:
Die Dosierung beträgt 150 mg bei Patienten > 40 kg KG und 2 mg/kg KG bei Patienten mit einem Gewicht zwischen 7,5 und 40 kg KG alle 4 Wochen als subkutane Injektion. Bei vermindertem Ansprechen auf die Erstdosis kann 7 Tage nach Therapiebeginn eine zweite Dosis gegeben werden und bei zufriedenstellendem Ansprechen sollte diese doppelte Dosis dann alle 4 Wochen gegeben werden. Sollte das Ansprechen nicht zufriedenstellend sein, sollte darüber nachgedacht werden die Therapie zu beenden.

Still-Syndrom:
Die empfohlene Dosierung bei Patienten mit einem Körpergewicht von 7,5 kg und mehr beträgt 4 mg/kg KG (bis zum Maximum von 300 mg) alle 4 Wochen als subkutane Injektion.

Gichtarthritis:
Eine harnsäuresenkende Therapie sollte eingeleitet oder intensiviert werden. Die Therapie mit Canakinumab erfolgt als Bedarfstherapie so schnell wie möglich nach einem Gichtanfall, indem 150 mg subkutan injiziert werden. Patienten, die auf diese Behandlung nicht ansprechen, sollten nicht erneut mit Canakinumab behandelt werden. Bei Ansprechen sollte eine weitere Gabe erst nach 12 Wochen erfolgen. Bei Kindern und Jugendlichen hat diese Therapie keinen relevanten Nutzen.

Zum Zweck der Rückverfolgbarkeit sind Name und Charge des verwendeten Arzneimittels zu dokumentieren.

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